Anders als bei meinem größeren Projekt, bin ich bei meinem kleinen Projekt ziemlich schnell voran gekommen. Ich denke, dass ich die Handlung in den Griff bekommen habe.
Einerseits liegt es wohl daran, dass mir die Sache nicht so wichtig ist. Ich will das nur mal zwischendurch machen, mir selbst beweisen, dass ich es kann. Mir ein Weihnachtsgeschenk schenken.
Es ist keine Kurzgeschichte mehr. Alles war sehr schnell klar und eindeutig. Es ging um eine Sache. Meine Prämisse hab ich sogar auch erkannt:
In einer Welt, in der Angepasstheit und Effizienz das höchste Gut sind, haben Kreativität und Menschlichkeit keinen Platz mehr.
Was ist eigentlich die Prämisse in meinem größeren Projekt?
Ja. Genau. Das ist es eben. Worum geht es? Welche Kräfte stehen sich gegenüber? Geht es um Fremdenfeindlichkeit? Um Traditionen? Um Erfindungen
, die man lieber nicht gemacht hätte? Um die Frage, ob man Zeitreisen erlauben sollte, wenn sie möglich wären? Um unethische Wissenschaft?
Was ist die verdammte Prämisse? Ich denke, dass die Prämisse bisher immer gewechselt hat, auch darum, weil ich so viele Hauptpersonen bzw. wichtige Personen habe. Jeder erlebt etwas. Jeder denkt etwas. Es ist verwirrend. Kein Anfängerbuch.
Das ist genau der Grund, warum ich da mit der Handlung nicht voran komme, warum es immer länger, aber immer nichtssagender und beliebiger wird.
Anfangs habe ich den Veronika-Teil als eine Sciencefiction Aschenbrödel-Geschichte geschrieben. Und John und Moni sollten ihrem Vater beweisen, dass sie nicht nur seine Assistenten sind. Der Vater wird von dem Gedanken besessen, seine tote Frau wieder zurück zu gewinnen, die aber in Wirklichkeit eine Affaire mit jemandem von dem Kult hatte. Aber wie formuliert man daraus eine Prämisse?
Was ist die Prämisse von Aschenbrödel?
Da geht es darum, dass Jemand seine ihm aufdefinierte Wertlosigkeit glaubt. Im Netzt habe ich nur eine wertvolle Information dazu gefunden:
Die Anfangslüge ist bei Veronika ja schon vorhanden. Sie glaubt, ihre Mutter sei wirklich ihre Mutter. Sie glaubt, sie sei eine Mutation und darum würden sie alle hassen. Sie weiß nicht, dass sie genetisch verändert und von ihren echten Eltern geraubt wurde. Nicht mal der Mann, den sie als Vater kennt, ist ihr richtiger Vater.
Aber wenn ich sie ganz am Anfang schon die Larve ihres Bruder stehlen lasse, dann ist irgendwie die Luft raus. Dann weiß sie es ja im Grunde. Es ist unglaubwürdig, es über hunderte Seiten hinzuziehen, dass sie eine Tatsache einfach nicht glaubt, oder? Dafür muss ich mir eine Lösung ausdenken, dann komme ich auch weiter.
Ich könnte es so machen, dass die Mutter zur Seherin läuft und Veronika ihr folgt, weil sie neugierig ist. Dann sieht sie Zenobius davonfliegen. Es gibt aber leider keine Möglichkeit für sie, ihm zu folgen. Moment, Das Boot. Vielleicht klaut sie deswegen das Boot. Aber es kann nicht Zenobius Boot sein. Warum sollte der ein Boot haben? Erstens kann er sich die Überfahrt auf einem Schiff leisten, zweitens gibt es einen Landweg, den man mit einer Kutsche nehmen kann. Also wem gehört das Boot? Einem Hexenjäger? Und später wird dieser Veronika verfolgen. Wenn Veronika auf einem Boot im offenen Meer ist, kann sie dort zum ersten Mal den Nonas begegnen und nicht im Fluss. Da sie ihre Schweine mitnimmt auf das Boot, oder diese ihr hinterher schwimmen, bleibt Raum für eine ganze Menge Handlungen. Sie kann niemals schnell genug sein. Der Oktopus könnte ihr helfen, Zenobius zu Verfolgen. So würde alles endlich mehr Sinn ergeben.
Und bei John und Moni ist es so, dass sie mehr oder weniger unselbständig sind, weil Pepe immer die Richtung vorgibt. Aber das ändert sich, als Moni die Programmierung schreibt und dafür Roboter braucht. John hat plötzlich ein eigenes heimliches Projekt mit seiner Schwester. Pepe darf es nicht wissen. Sie lügen ihn also an und sagen, sie haben keine Zeit. John ist in der Version nicht von alleine drauf gekommen, Roboter zu bauen, trotzdem er früher die Comics gelesen hat. Als Pepe die Roboter findet, ist er dagegen, denn Jemand könnte sie missbrauchen und zu Soldaten machen. Er will, dass die beiden ihre Erfindungen zerstören. Am Ende sind es dann aber diese Roboter, welche die Welt wieder neu aufbauen.
Mögliche Prämissen:
Glaube niemals die Lügen anderer Leute.
Beschütze das, was Dir am meisten wert ist.
Kämpfe für deinen Traum, was immer es auch ist.
Nur weil man anders ist, ist man nicht wertlos.
Geb niemals auf, für die Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen.
In einer Welt, in der die Menschen alles bekämpfen, was sie nicht verstehen können, kann es keinen Fortschritt und keine Wahrheit geben.
Es ist egal, wer oder was du bist, du bist etwas wert, auch wenn andere das Gegenteil behaupten.
Mein Kleines Projekt besteht aus fünf Teilen. Ich wollte erst drei machen, aber das passte nicht. Jeder Teil hat unterschiedlich viele Kapitel und Szenen. Ich habe heute einen vorläufigen Szenenplan erstellt. Ich dachte an ein Tagebuch, also Ich-Erzählung.
Die Form passt sich der Geschichte an.
Ich hätte nie gedacht, dass ich mit meinem großen Projekt weiter kommen kann, indem ich mich zwischendurch einem kleineren Projekt zuwende. Aber was für ein Glück. Endlich komme ich aus meiner Sackgasse heraus.