Ich weiß, dass ich mehrmals damit angegeben habe, niemals eine Schreibblockade gehabt zu haben. Irgendwie stimmt das ja auch. Trotzdem ist es nicht die ganze Wahrheit. Ich hatte nicht erwähnt, dass ich über Jahrzehnte mit dem Schreiben aufgehört hatte – bis auf gelegentliche Tagebuchaufzeichnungen und ein paar Gedichte zur Gefühlsregulation. Nicht zu vergessen, meine Blogeinträge auf meinen zwei Blogs.
Vieles davon war nutzlos. Sogar vieles von meinen Blogs habe ich wieder offline genommen, weil ich das Gefühl hatte, dass zu viele unterschiedliche Themen das eigentliche Thema meines ersten Blogs verwässern. Und nun komme ich dort seit einigen Jahren auch nicht mehr weiter, weil mir die Inspiration fehlt. Hätte ich nicht diesen Blog, würden sich die wenigen Fortschritte, die ich in den letzten Jahren gemacht habe, auch verlieren. Ich hätte es mit der Zeit es vergessen und würde denken, dass ich nichts zustande gebracht habe.
Ich habe erst wieder mit dem Schreiben von Geschichten angefangen, als ich mich 2010 entschloss, endlich mal einen Nanowrimo mitzuschreiben. Die Masse an Text, die ich plötzlich zustande bringen konnte, inspirierte mich, verschiedene Ideen für Romane zu entwickeln, die ich bis jetzt (5 Jahre später) nie fertig schreiben konnte, auch wenn ich nie aufgehört habe, darüber nachzudenken, was, wie ich lernen musste, zum Schreiben dazugehört.
Der nanowrimo allein brachte also nicht den gewünschten Erfolg. Ich begann, mir viele Schreibratgeber zu kaufen. Jetzt helfen mir in Phasen, wo ich uninspiriert bin, meine Bücher weiter. Wenn ich es denn mal schaffe, mich aufzuraffen und etwas davon zu lesen. Doch auch das half nicht langfristig gegen die Müdigkeit und Lustlosigkeit. Immer wieder halte ich mir selbst vor, eine Masse an guten Ideen nach fünf Jahren immer noch nicht in etwas Produktives umgesetzt zu haben, und das blockiert tatsächlich meine Kreativität. Kein fertiger Roman, nichts, womit ich mich bei einem Verlag bewerben könnte, nichts, was ich im Selbstverlag veröffentlichen könnte.
Ein kleiner Lichtblick sind meine kürzlich im Selbstverlag veröffentlichten Kurzgeschichten (Was mit Tilde Kreul passierte) aus dem Fernstudium, aber das brachte bisher nicht den erhofften Erfolg. Ich brauche einen Roman oder ein Fachbuch. Aber wie? Das zeigt mir, ich habe immer noch keine Ahnung, wie ich das Chaos an Ideen in etwas Geordnetes, Fertiges umwandeln kann.
Ich hatte ganz vergessen, warum ich mir den Timer gekauft habe. Mich muss schon etwas begeistern, damit ich mit solchen Sachen wie „5 Minuten schreiben“ anfange. Und das war das Buch „Geniale Momente“ von Mark Levy. Das Erste, was mich inspirierte war, dass Perfektionismus und Selbstgeißelung keine Rolle mehr spielen sollen. Man darf auch Müll schreiben. Es knüpft also an die Regeln des kreativen Schreibens von Natalie Goldberg an. Und das hat mich ja auch inspiriert. Geniale Momente hatte ich damals nicht durchgelesen und ich lese es gerade noch mal. Irgendwie hatte ich mich erinnert an das Gefühl, dass ich bei den Übungen hatte und wollte es wiederholen.
Jetzt bin ich gerade wieder auf Seite 51 und mir ist aufgefallen, dass ich oft aus Lustlosigkeit nicht schreibe. Das ist manchmal auch der Grund, warum ich nicht lese, zusätzlich zu meiner zunehmenden Weitsichtigkeit. Lustlosigkeit als Schreibblockade also. Ich fange einfach nicht an. Etwas, was ich beim nanowrimo konnte, jeden Tag etwas schreiben, kann ich ohne nanowrimo nicht. Regelmäßiges Schreiben ohne Fernstudium? Nein.
Und das hat mich geärgert, weil ich so nie dazu komme, meine Sachen fertig zu schreiben oder zu überarbeiten. Und gerade heute, wo es so heiß ist, 27° in meinem Zimmer, aber gefühlte 40°, habe ich wieder das Problem mit der Lustlosigkeit. Eine bekannte Stimme in mir, die mir immer dabei hilft, Dinge endlos vor mir herzuschieben, redet die ganze Zeit auf mich ein: »Bei dem Wetter muss das nicht sein, bei der Hitze kann man nur Eis essen und bewegungslos irgendwo im Schatten liegen, ich muss doch schon arbeiten, warum soll ich in meiner Freizeit auch noch was tun? Ich habe so wenig Freizeit! Bin ich denn bekloppt, dass ich darüber überhaupt nachdenke?«
Aber das passiert mir auch, wenn es nicht so heiß ist. Es passiert mir auch, wenn ich viel Zeit habe und schreiben könnte, weil alle Rahmenbedingungen super sind. Und da kommt das Buch wieder ins Spiel. Die Idee, dass geniale Gedanken automatisch herauskommen, wenn man irgendetwas schreibt, sei es auch der größte Mist. Geniale Gedanken stecken in dem dummen Gebrabbel, dass man unmotiviert von sich gibt, wenn man mit Lustlosigkeit und ohne Motivation trotzdem schreibt. Und das Buch hilft, danach zu suchen, darauf zu Achten und es zu erkennen. Ich hätte es schon viel früher wieder mal in die Hand nehmen sollen.
Die Inspiration beginnt für mich ungefähr auf Seite 41. Es hilft gegen Aufschieben, es kann der Lustlosigkeit etwas Gutes abgewinnen und nimmt den Druck, dass alles, was man schreibt, superschlau sein muss. Genau dieses Prinzip hat mir schon öfter in meinem Leben geholfen: Sich nicht so viel Mühe geben, ist leichter. Statt 150 % nur 90% geben, dann kommt man weiter. Kein Perfektionismus. Keine hohen Ansprüche. Im Prinzip habe ich so alles geschafft, was ich in meinem Leben geschafft habe. Nicht daran denken, dass man den Abschluss braucht, um weiter zu kommen. Nicht an die Noten denken, sondern einfach Schritt für Schritt weiter machen und den Leistungsdruck ausblenden.
Sich darauf verlassen, dass zwischen all den nutzlosen leeren Gedanken ein paar gute Gedanken oder Ideen eingebettet sind, die man herausfiltern und weiter entwickeln kann. Das Ziel, aus meinen Ideen einen Bestseller schreiben zu wollen, wäre also kontraproduktiv. Genauso wie der Anspruch, dass das Schreiben mein Leben im Alter sichern soll. Mehr sparen und härter arbeiten wäre vielversprechender.
Es sollte mir reichen, dass die Geschichte fertig wird. Einen Roman zu schreiben, in dem ich alles das, was ich mir vorgestellt habe, umsetzen konnte, egal ob es die Leute interessiert oder nicht. Das sollte mein Anspruch sein. Es würde mir reichen, zu verstehen, wie ich meine Ideen umsetzen kann. Die unrealistischen Träume und Illusionen rund um den Erfolg, müssen wieder ausgeblendet werden. Das perfekte Leben gibt es für mich nicht. Es gibt nur mein Leben, meinen Weg, meine Projekte.
Auch im Fernstudium schaffe ich es nicht, die perfekte Kurzgeschichte zu schreiben. Es wird selten so, wie ich es mir anfangs vorgestellt habe, weil sich die Gedanken beim Schreiben weiter entwickeln. Aber das ist ja gerade das Gute: Man schreibt drauf los und bekommt eine Idee, die man dann weiterspinnt. Es wird anders, als man dachte, aber trotzdem gut.
Es ist mir bei den Kurzgeschichten auch nicht so wichtig. Tatsache ist aber, wenn ich den Anspruch auf perfekte Texte gehabt hätte, wäre ich heute vermutlich noch beim ersten Text. Ich hoffe, dass ich bis zum Herbst mit dem Fernstudium fertig werde. Viele nicht perfekte Texte zu schreiben übt viel mehr, als wenn ich einen perfekten Text in derselben Zeit geschrieben hätte. Und auch für meine Website habe ich viele, viele Artikel geschrieben, um zu den Artikeln zu gelangen, die jetzt noch online sind.
Ich werde geniale Momente jetzt endlich durchlesen. Egal, wie heiß es ist und wie weit ich das Buch von meinen Augen weghalten muss. Und die nächste Aktion plane ich dann für den Winter: Jeden Tag eine Szene für meinen Roman schreiben. Wie viel schaffe ich wohl in sechs Monaten? Was die Masse und die Geschwindigkeit betrifft, sollte ich meine Ansprüche nie runter schrauben. Ansprüche kann ich mir dann immer noch beim Überarbeiten leisten und ich muss bis dahin auch noch viel lesen und mir Notizen dazu machen.