Eine sehr kurze Recherche darüber, wie die Menschheit wohl in 80000 Jahren aussehen wird, hat mich eher enttäuscht. Häufig traut man sich, Voraussagen über die nächsten 100 Jahre zu treffen, seltener 1000 Jahre. Aber 80000 Jahre? Ich versuche jetzt, jeden Tag etwas zu dem Thema zu recherchieren. Es wäre zumindest wichtig, mir so eine Art Zeitleiste zu basteln, wann in meiner Geschichte welche Fortschritte und Erfindungen gemacht werden. Auch wenn es dann nur ab und zu im Text vorkommt, es erleichtert einfach die Orientierung.
Wann macht die Gesellschaft welche Veränderungen durch, welche Planeten werden entdeckt, welche sind bewohnbar, auf welchen gibt es Kolonien, wie entwickelt sich die Raumfahrt, wann kommen welche Aliens auf die Erde und warum, welche Techniken bringen sie mit, wie entwickelt sich der Verkehr, wie das Bevölkerungswachstum, welche großen Umbrüche gibt es und wie entwickelt sich das Klima. Ich sollte mich für eine Version entscheiden und Jahreszahlen dafür festlegen. Ich entwerfe eine Zukunft, wie ich sie mir im günstigsten Falle vorstelle. Damit es glaubhafter wird, brauche ich die Recherche.
Es ist der vierte Tag und ich habe etwas mehr als 5000 Worte geschrieben. Das ist wenig. Aber immerhin. Zumindest dachte ich, es wäre schon mehr. Es macht noch Spaß und ich schreibe manchmal sehr schnell. Es flutscht.
Was viel wichtiger ist, als eine Masse an Worten zu produzieren ist, dass ich die Struktur einer Geschichte hinkriege. Und zwar die Rohfassung der Geschichte, die ich wirklich schreiben möchte. Und auch, dass ich mir ein Ritual des täglichen Schreibens aufbaue.Tee kochen, Internetstecker raus, Tür abschließen, abends schreiben, weil da weniger los ist, Wolldecke.
Es ist wichtig, dass ich nicht gleich wieder anfange, den Anfang zu viel zu verbessern, sondern erst die Geschichte als Ganzes zu Ende schreibe. Anfang, Mitte, Schluss bzw. Cliffhanger. Egal, wie unvollständig mir das noch vorkommt. Dann erst überarbeiten und recherchieren. Aber ein wenig mit der Recherche kann ich schon anfangen. Ich werde vermutlich noch eine ganze Menge zu dem Thema finden, wenn ich mal richtig anfange, mit der Suche.
Ich wollte zum Thema Resilienz recherchieren.
“(…) Ganz allgemein betrachtet ist Resilienz die Fähigkeit von Menschen, auf wechselnde Lebenssituationen und Anforderungen in sich ändernder Situationen flexibel und angemessen zu reagieren und stressreiche, frustrierende, schwierige und belastende Situationen ohne psychische Folgeschäden zu meistern (Stangl, 2018).(…)”
Verwendete Literatur
Stangl, W. (2018). Stichwort: ‘Resilienz’. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
WWW: http://lexikon.stangl.eu/593/resilienz/ (2018-10-04)
Dort finden sich eine Menge Infos und am Ende des Textes auch ein Hinweis in roter Schrift, wie man das Konzept der Resilienz missverstehen, falsch interpretieren und missbrauchen kann:
“(…) Resilienz ist aktuell übrigens dabei, wie andere leicht popularisierbare Phänomene der Psychologie in Form ihrer Trivialisierung nicht nur zu einer belanglosen Modeerscheinung zu verkommen, sondern birgt auch Gefahren, denn Resilienz ist gesellschaftlich und individuell betrachtet sicherlich keine Strategie, um die Ursachen von Krisen oder Problemen zu bekämpfen. (Stangl, 2018).(…)”
Resilienz wird manchmal anscheinend schon so interpretiert, dass man nur das, was einem an schlechten Dingen passiert, positiv bewerten muss. Dann ist alles gut. Das halte ich persönlich für genauso einen Schwachsinn, wie den Versuch, sich und die eigene Denkweise wie beim NLP neu zu programmieren oder auch wie beim positiven Denken krampfhaft immer nur etwas Positives zu erwarten, egal, wie unrealistisch und naiv und dumm das auch sein mag. Diese Konzepte mögen ihren Nutzen haben, aber immer kommt nur der gleiche Mist dabei heraus: “Wenn Du unglücklich bist, dann ändere doch einfach die Art, wie du darüber denkst und schon bis du glücklich. Und wer das nicht schafft, bitte die Klappe halten, wenns geht…”
Dieses allgegenwärtige Konzept des “falschen Denkens” scheint sich überall eingeschlichen zu haben und dient den Verantwortlichen immer wieder als Ausrede, Missstände nicht zu bekämpfen und immer so weiter zu machen.
Umweltverschmutzung, Klimawandel, Artensterben, Massentierhaltung, Seuchen & Krankheiten, Ausbeutung, Soziale Ungleichheit, Armut, Diskriminierung, Rassismus, Gewalt und so weiter und so fort. Die Verantwortung wird auf den Einzelnen abgeschoben, der einfach noch nicht gelernt hat “richtig” zu denken. Die Menschen, die nicht den Fehler in ihrer Denkweise suchen, sondern auf die Ursachen zeigen, werden dadurch zu Eigenbrötlern, psychisch Kranken, unangepassten Subjekten degradiert. Die anderen laufen wie glückliche, aber programmierte Zombies durch die Gegend und suchen den Fehler immer nur bei sich selbst.
Hoffnung ist nicht das Gleiche wie Ignoranz. Der entscheidende Faktor bei Resilienz ist nicht, sich selbst immer wieder neu zu programmieren oder schlechte Dinge als gut zu interpretieren. Viel wichtiger ist es, ein funktionierendes soziales Netzwerk zu haben. Gute Beziehungen also. Um sich einer Krise zu stellen, braucht ein Mensch außerdem gesundes Selbstvertrauen. Diese Person muss über die eigenen Probleme bewusst nachdenken können, das Problem erfassen, über eine Lösung nachdenken und in die Zukunft planen, also lösungsorientiert denken, nicht problemorientiert. Resilienz bedeutet Mut zur Veränderung durch Eigeninitiative, statt Passivität.
Positive Selbstwahrnehmung, Emotionen regulieren, Selbstwirksamkeitsüberzeugung, Soziale Kompetenz, Umgang mit Stress und Problemlösefähigkeit sind notwendig, um Resilienz zu entwickeln. Das ist eine ganze Menge an persönlichen Ressourcen, die notwendig sind. Das Problem ist nur, dass man das den Kindern und Erwachsenen heute nirgends wirklich beibringt. Immer heißt es nur: “Du denkst falsch. Du bist zu negativ. Du stellst Dich selbst zu sehr in den Mittelpunkt. Du nimmst Dich selbst zu wichtig. Denk auch mal, wie es anderen dabei geht. Überleg mal, was du selbst dazu beigetragen hast. Überleg doch mal, was der Vorteil davon sein könnte, dass Du unheilbar krank geworden bist, lach doch mal…” Und so weiter. So entstehen nur Menschen, die voller Selbstzweifel sind, sich nichts zutrauen, mit ihren Emotionen nicht klar kommen, nicht wissen, was sie wollen, Dinge falsch einschätzen und dann gar nicht erst versuchen, etwas daran zu ändern. Warum auch, wenn man nur seine eigene Interpretation verändern muss?
Natürlich steckt in jeder Krise auch eine Chance. Aber das wird man nicht erkennen können, wenn man die eigenen Gefühle gar nicht zulässt.
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