Vorbei sind die Zeiten, wo ich einfach nur so vor mich hingeschrieben habe. Es machte nichts, wenn ich die Sache niemals beendete, da es ja nur für mich war und die Hoffnung, jemals etwas veröffentlichen zu können, war sehr gering. Veröffentlichen? Jemanden lektorieren lassen? Nicht nötig! Ich wollte gar nicht wissen, wie es ist. Manche Sachen schreibt man eben nur für sich selbst.
Es lief immer auf drei Weisen ab, mein Schreiben. Entweder ich war tatsächlich inspiriert und schrieb das, was ich auch genauso schon im Kopf hatte, was wirklich nicht sehr oft der Fall war in all den Jahren, oder ich plante solange drauf los, bis ich gar keine Lust mehr hatte, die Sache auch zu schreiben, was unglaublich anstrengend ist, oder aber ich schrieb einfach drauf los und merkte dann, dass ich so zwar unglaublich spannende Ergebnisse produzieren konnte, nicht aber das schreiben, was ich mir anfangs vorgestellt hatte. Es gelang mir einfach nie, meine Ergebnisse zu kontrollieren.
Kein Wunder, dass ich es irgendwann aufgab. Erst der Schreibmarathon konnte mich wieder dazu bringen, mich mit dem Thema Schreiben zu beschäftigen. Aber das war für mich die dritte Methode für einen ganz langen Text und brachte also auch keine wirklichen Ergebnisse, wohl aber wurde ich langsam neugierig, wie es denn nun geht und ob ich es jemals schaffen kann, dieses Problem für mich zu lösen. Immer wieder fragte ich mich, ob ich vielleicht zu dumm zum Schreiben bin oder ob meine komplizierte Persönlichkeitsstruktur das vielleicht nicht zulässt.
Ich fing dann an, Fernstudien zu machen. Erst eine grundsolide Journalismus-Ausbildung. Da lernte ich vor allen Dingen Recherche und verständliches Schreiben. Es war ja schon immer mein Traum, einen Ratgeber oder aber ein Sachbuch zu schreiben, wo man mich doch als Person so wenig ernst nimmt wie nur irgendetwas. Ich ließ es dann doch lieber, da ja schon die Menschen in meinem näheren Umfeld nie auf mich hören. Das Nächste war ein kurzes, aber heftiges Fernstudium zum Thema kreatives Schreiben, bei dem ich sehr viel Feedback bekam und auch viele kleine Kniffe lernte. Das hat mich sehr inspiriert und mir viele neue Ideen gebracht, aber es war auch schnell vorbei und die Texte, die ich da schrieb, waren eher ultrakurz.
Dann absolvierte ich ein Fernkurs zum Thema Kurzgeschichten, was schon immer mein Wunsch war, da normalerweise nach Seite 30 immer Schluss war und ich nicht weiterkam. Ich bekam Noten, statt Feedback und man ließ mich in dem Glauben, dass die meisten meiner Geschichten, die ich im Laufe des Kurses schrieb, wohl ziemlich gut waren. Vielleicht sogar gut genug für eine Veröffentlichung? Nach dem Kurs suchte ich mir einen Selbstverlag und veröffentlichte zwei Kurzgeschichtenbände. Für mich war das ein großer Schritt, für die Menschheit aber eher uninteressant.
Gratis haben sich einige hundert Leute die Sachen geholt, aber bisher habe ich noch keine Rezension dazu gelesen, zu der ich den Schreiber nicht selbst aufgefordert hätte. Was ist los, fragte ich mich? Und ich frage mich das immer noch. Warum sind die Leute denn plötzlich so still, wo doch sonst immer zu allem der Senf dazugegeben wird? Sind sie nun still, weil es so schlecht ist und sie mich alle nicht verletzen wollen oder sind sie still, weil die Geschichten so gut sind und keiner mir das positive Feedback gönnt? Oder haben am Ende selbst die Leute, die es sich gratis geholt haben, die Geschichten niemals durchgelesen? Ich weiß es nicht, aber da merkte ich, wie wichtig mir Feedback war und ist. Inzwischen denke ich darüber nach, die Sachen wieder zu stornieren und zum Lektorat zu schicken. Irgend woran muss es ja liegen, oder?
Ich fragte mich noch intensiver, was ich eigentlich bei Schreiben falsch mache. Irgendwas muss ja grundsätzlich falsch sein, dachte ich, denn ich hatte schon so viel gelesen zu dem Thema und schon zwei Fernkurse hinter mir und viermal den Schreibmarathon mitgemacht, warum kann ich es immer noch nicht? Vielleicht war ich ja tatsächlich zu dumm zum Schreiben?
Da ich nun aber nicht mehr aufgeben konnte (schon zu viel investiert), musste es noch ein dritter Fernkurs sein. Und der beschäftigte sich ausschließlich mit dem Thema Romane schreiben. Wäre doch gelacht, wenn ich es damit nicht hinkriege, dachte ich. Das Erste, was ich lernte, war, dass ich mich jedes Mal länger mit meiner Idee hätte beschäftigen müssen. Von Clustern hatte ich natürlich schon so oft gelesen, gehört und sogar auch das eine oder andere mal ausprobiert, aber dass mich das tatsächlich weiter bringen könnte, merkte ich erst jetzt. Die Aufgaben im dritten Fernkurs sind schwierig und zielgerichtet. Der Input ist sparsam, aber man lernt das, was man braucht. Und das Feedback kommt mir sehr objektiv vor. Es wird nicht seitenweise gelobt, es wird auch nicht nur ein karger Satz mit nebenstehender Note vergeben, sondern es wird das gesagt, was gesagt werden muss.
Und so habe selbst ich es geschafft, aus dem kleinen Ideencluster meiner bisherigen sinnlosen Versuche, einen Plan für einen vollständigen Roman zu schreiben. Und es ist mir nun sogar möglich, das Genre zu benennen, in dem der Roman sich voraussichtlich befinden wird. Ich weiß, welche Figuren in dem Roman vorkommen und habe gemerkt, dass ich früher nie weiter gekommen bin, weil ich mich vor den entscheidenden Schritten gedrückt hatte. Ich hatte mich nicht vor dem Schreiben ausreichend mit meiner Idee beschäftigt, nicht mit dem Anfang, mit der Mitte, dem Ende oder den Figuren oder auch dem Genre. Endlich. Feedback kann manchmal so wichtig sein.
Bevor ich nun meine anderen beiden Versuche wieder entöffentliche, werde ich den nächsten Schreibmarathon (1. – 30. November) dazu nutzen, schon einmal 100 Seiten von meinem Roman zu schreiben, der am Ende des Fernkurses dann lektoriert wird.
Wünsch mir Glück