In Vorbereitung auf den Schreibmarathon wollte ich schnell noch alle wichtigen Bücher zu dem Thema Schreiben durchlesen, die ich neu erstanden hatte. Ich hatte ja schon mal einen Artikel darüber geschrieben und einiges dazu erwähnt. Inzwischen habe ich viel mehr Infos bekommen, auch zu dem wichtigen Thema der Überarbeitung.
Es gibt Bücher, die einem Schreib-Interessierten hauptsächlich dabei helfen, Texte erst mal anzufangen und auch fertig zu kriegen. Dabei ist es wichtig, erst mal alles rauszulassen, was drin ist und nicht zu recherchieren, nicht zu kritisieren und nicht zu viel nachzudenken oder zu über-planen. Übermäßiges Planen ist meiner Erfahrung nach ein Zeichen von krankhaftem Perfektionismus, der einen Menschen ganz schön unter Stress setzen, den Spaß an der Sache verderben und die Motivation rauben kann. Bei mir führte das immer zum aufgeben. Mehr als den Plan hatte ich oft nicht geschafft. Plante ich gar nicht, konnte ich die angefangene Sache nicht zu Ende schreiben und wusste auch nicht, wie ich es überarbeiten soll und worauf es ankommt.
Nach einem richtigen Lesemarathon kristallisiert sich folgendes Wissen heraus. Zuerst muss man eine Idee haben und anfangen zu schreiben. Weitere Ideen kommen, wenn man dabei ist. Nicht zu viel nachdenken, einfach raus lassen. Bei dieser Einsicht haben mir Bücher geholfen wie “Der Weg des Schreibens” und “Wild Mind” von Natalie Goldberg. Sie kann motivieren und Mut machen, auch wenn es mir schwer viel, zu begreifen, was mir daran eigentlich geholfen hat. Ihre Regeln des Schreibens habe ich mir raus geschrieben und auf mein Netbook geklebt:
1. Die Hand in Bewegung halten (stärkt die Kreativität, schwächt den Kritiker)
2. Die Kontrolle aufgeben (einfach nur schreiben ohne nachzudenken)
3. Spezifisch sein (Dinge genau benennen, keine Oberbegriffe)
4. Erstgedanken denken (Beim ersten Geistesblitz bleiben)
5. Anfangs nicht verbessern (Zeichensetzung, Rechtschreibung, Grammatik egal)
6. Mut, Quatsch zu schreiben (Auch hier schweigt der innere Kritiker)
7. Mut, ehrlich zu sein (Persönlicher Wahrheit nicht aus dem Weg gehen)
Falls es noch mehr Regeln gibt oder ich was falsch verstanden haben sollte, steht es jedem frei, sich das selbst noch mal durch zu lesen, was sie geschrieben hat. Bücher, die in ähnlicher Weise daran arbeiten, erst mal das rauszuholen, was drin ist sind “Geniale Momente” von Mark Levy und in gewisser Weise auch alles, was sich mit expressivem Schreiben beschäftigt. Es lohnt sich immer, erst mal die Gedanken und Erfahrungen aus dem eigenen Inneren zu erforschen. Man kommt so an Material heran. Man kennt sich besser und wird beim Schreiben nicht ständig von Dingen überrascht, die im Unterbewusstsein verschüttet waren und nun an die Oberfläche dringen.
Dann habe ich gute Erfahrungen gemacht mit der Duden-Reihe, zum Beispiel ist “Schreiben dicht am Leben” einigermaßen inspirierend. Es inspiriert, einfach mal raus zu gehen und sich Notizen zu machen. Genau, wie viele Künstler raus gehen und draußen Skizzen machen, können angehende Schriftsteller auch üben, Schauplätze, Menschen und Situationen zu beschreiben, indem sie das dort üben, wo alles stattfindet: Draußen in der Wirklichkeit. In jedem Kapitel wird eine Art des Notierens vorgestellt, die man in der folgenden Übung dann nachahmen soll. Ob das so leicht ist, bezweifle ich. Mir fällt es schon schwer, immer den genauen Unterschied zu erkennen. Das Buch ist sehr systematisch aufgebaut und orientiert sich oft an Klassikern. Macht mal alle Übungen aus dem Buch gewissenhaft, hat man am Ende sicher eine Menge gutes Material und wichtige Erfahrungen gesammelt.
Das zweite Buch aus der Reihe, dass ich gelesen habe ist “Spannend schreiben”. Auch hier wird anhand von Klassikern erklärt, wie Spannung aufgebaut werden kann. Immer mit einer Übung am Ende eines Kapitels. Auch hier wird man einiges an Rohmaterial haben, sollte man alle Übungen gemacht haben. Empfiehlt sich nicht nur für Vampir-Geschichten. Irgendwie muss ja alles spannend sein. Dieses Buch hilft einem aber auch, bestimmte Arten von Spannung, die oft eingesetzt wird, als Konsument besser zu verstehen.
Ein Buch, dass sich auch mit Spannung beschäftigt ist “Suspense oder wie man einen Thriller schreibt” von Patricia Highsmith. Das ist etwas weniger übersichtlich gegliedert, weshalb man sich dringend Notizen machen sollte. Auch mit dem Buch “Literarisch Schreiben” von Lajos Egri hatte ich so meine Probleme. Das sind zwei Bücher, die sich zwar schnell lesen, die man aber sicherlich zweimal lesen muss, um etwas heraus zu filtern, was man dann anwenden kann. “Ein Roman in einem Jahr” und “Wort für Wort” hab ich jetzt durchgelesen und kann die Bücher sehr empfehlen. Die Übungen sind beim Ersten das Wichtigste. Es fehlen auch nicht motivierende Hinweise. Das Buch ist ein Mut-macher. Beim Zweiten ist es sehr hilfreich, dass Elizabeth George andere an ihrer Arbeitsweise und Erfahrungen teilhaben lässt. Man kann sich die Arbeit und den Aufwand vorstellen und merkt, dass man es sich nicht leisten kann, Dinge noch weiter vor sich her zu schieben, sollte man jemals irgendetwas veröffentlichen wollen.
Die drei Bücher, die am Meisten Technik und Handwerk vermitteln (auch im Hinblick auf die Überarbeitung) sind “Romanwerkstatt”, “wie schreibe ich eine Kurzgeschichte” und “Romane und Kurzgeschichten schreiben”.
Romanwerkstatt vermittelt viele Techniken des Schreibens, die ich bisher nirgendwo anders gefunden habe. Die Autoren betreiben eine Literaturagentur und wollen angehenden Autoren helfen, bessere Manuskripte einzusenden und die gröbsten Fehler zu vermeiden. Elementare Techniken wie Auslassung, Raffung, Dehnung, Vorausblick und Rückblick hab ich nur hier ausführlich erklärt gefunden. Schlechte Textbeispiele werden verbesserten Texten gegenübergestellt und es wird erklärt, warum was wie verbessert wurde. Das sollte ziemlich wertvoll sein für Menschen, die wirklich irgendwann mal etwas einsenden wollen. Es ist sicher einfacher, die meisten Fehler selbst zu korrigieren – und auch zu wissen was, warum und wie – als sich das von Literatur-Agenten sagen lassen zu müssen und sich dann abgelehnt und verletzt zu fühlen.
“Wie schreibe ich eine Kurzgeschichte” von Annika Kühn ist mehr so für Jugendliche aufgebaut, mit Bildern und “Rezepten” und lockerer Sprache, trotzdem aber voller Infos. Lässt sich schnell und gut durchlesen, ist aber ein Buch, dass man mehrmals lesen sollte oder immer wieder mal zur Hand nehmen. Am Besten, man schreibt sich eine Zusammenfassung. Ich konnte nicht wirklich herausfinden, warum das jetzt nur für Kurzgeschichten gelten sollte.
“Romane und Kurzgeschichten schreiben” von Alexander Steele ist trotz des abschreckenden Titelbildes mein absolutes Prunkstück an Ratgebern zum kreativen Schreiben. Man sollte das zum Schluss lesen, weil man sonst von allen anderen Büchern zu dem Thema nur enttäuscht sein kann. Es werden viele Dinge sehr gut und genau von verschiedenen Menschen erklärt. Das Buch ist dick, weil es auch mit Textbeispielen arbeitet. Es ist in übersichtlichen Kapiteln aufgebaut, trotzdem sollte man beim Lesen gleich das unterstreichen, was man schnell wiederfinden möchte. Außerdem ist es voll von Übungen, die zu dem jeweiligem Kapitel passen. Und es ist eine Kurzgeschichte enthalten, auf die ab und zu Bezug genommen wird.
Dann hab ich noch ein Buch für Fortgeschrittene, was man auch eher zum Schluss lesen sollte, nachdem man seinen Kopf schon mit Grundlagen gefüllt hat: “Die Kunst des Erzählens” von James Wood. Auch hier geht es um das Handwerk und die vielen Textbeispiele machen Lust aufs Lesen. Ein Buch, dass ich sicher noch mehrmals lesen muss, um alles in mich aufzunehmen.
Jetzt kann der November anfangen. Nach meinem Lese-Marathon kommt als nächstes der Schreibmarathon.