Ich habe mich ja schon öfter gefragt, ob ich jemals fertig werde damit und konnte mir die Frage trotz vieler Bemühungen nie beantworten. Nun aber denke ich ja. Ich könnte tatsächlich irgendwann fertig werden. Woher ich das plötzlich weiß?
Nun, ich gehöre auch zu denen, die »Ein Roman in einem Jahr« von Louise Doughty gelesen haben und ich habe vor allen Dingen einen der Ratschläge gut im Gedächtnis behalten, weil es mir so abwegig erschien. In Woche 20 soll man wild drauf los schreiben, alles aufschreiben, von dem man denkt, dass es in den Roman gehört und es erst später sortieren. Das erschien mir so abwegig, weil ich ja Wortmüll und Zeitverschwendung wie beim Nanowrimo passiert, vermeiden wollte. Außerdem wächst mit jeder so lose in den Raum geschriebenen Szene die Angst, die Übersicht zu verlieren. Doch letztendlich hat mir dieser Tipp am meisten weiter geholfen.
Immer wieder setzte ich mich hin und schrieb Teile der Neufassung, Schlüsselszenen und kleine Szenen, ohne zu wissen, wo sie später im Roman hineinpassen oder ob die einzelnen Teile zusammen passen. Langsam merkte ich, dass ich den Überblick verloren hatte über die Menge und Qualität, die ich schon zu Papier gebracht hatte und versuchte alles Verwertbare in eine Datei zu bringen.
Den Anfang hatte ich noch einmal überarbeitet. Den Rest einfach hinein kopiert. Es muss alles noch weiter überarbeitet und die Lücken gefüllt werden, aber immerhin sind es so doch schon insgesamt ca. 60 Seiten! Ich mache so weiter. Einzelne Szenen schreiben zu den jeweiligen Figuren aus ihrer Sichtweise, dann in den Gesamttext einfügen und überarbeiten, damit alles zusammenpasst. Und ja, so könnte ich tatsächlich fertig werden!
Zuerst muss man die Gedanken also genau so chaotisch, wie sie aus einem herauskommen wollen zu Papier bringen, dann ordnen und überarbeiten. Die Geschichte ist in mir drin. Sie will raus, aber sie kommt nicht so raus, wie ich sie schreiben will, sondern in chaotischer Form! Dieses kreative Chaos schon kontrollieren zu wollen, wenn es sich noch innerhalb des eigenen Kopfes befindet, ist kontraproduktiv. Man muss es raus lassen, anschauen, auf sich wirken lassen und dann damit arbeiten.
Ordnung ist also nur der halbe Roman. Die andere Hälfte besteht aus Chaos.