Ich begreife langsam etwas. Ich habe nicht nur Probleme mit Helden, sondern auch mit deren Gegenspielern. Im ersten Versuch meines Romans war die Heldin langweilig und hat nichts zur Handlung beigetragen, sondern sich hilflos und ahnungslos darin treiben lassen. Der als Bösewicht geplante Freund war nicht wirklich böse, sondern eher dumm und konnte all das Böse, was ich für ihn geplant hatte, auch nicht umsetzen. Eine Geschichte, die so falsch geschrieben ist, kann man nicht so überarbeiten, dass sie richtig wird, die muss man neu schreiben.
Jetzt bin ich also dabei, die Promts aus dem vorher vorgestellten Buch zu bearbeiten und habe schon mehr zielgerichtet geschrieben, als jemals zuvor. Es sind immer so zwischen 700 und 3000 Worten, je nachdem, wie ergiebig die Aufgabe ist. Für manche Aufgaben brauche ich auch länger als einen Tag. Aber das Beste ist: Ich erkenne sofort, wenn ich etwas falsch mache. Zum Beispiel, wenn die Aufgabe lautet, der Gegenspieler des Helden soll vorgestellt werden, während er sich dem kurzfristigen Ziel des Helden in den Weg stellt, dann reicht es nicht nur, dass er sie zwei Stunden beschäftigt. Nein, er muss sie die ganze Nacht beschäftigen und dafür sorgen, dass sie zu spät zu ihrer Abschlussprüfung kommt. Ich weiß also: Die 1000 Worte muss ich umschreiben, erst dann geht es weiter. Ich schreibe immer erst weiter, wenn es stimmt.
Ich halte nichts (mehr) davon, sich einfach an eine Wortanzahl zu halten und diese zwangsweise durchhalten zu wollen. Als Schreibübung oder als Hilfe bei Blockaden, ja, aber nicht wenn ich einen Roman schreiben will. Wenn man dann nämlich nur Mist schreibt, bringen die vielen Worte gar nichts. Zumal ein so formuliertes Ziel auch noch dazu führen könnte, dass man extra lange, umständliche Sätze schreibt, die nicht viel aussagen und viel Füllwörter enthalten. Das führt nur zu einem Berg von Wörtern, den man dann später doch nicht mehr überarbeitet. Vieles wird besser, wenn man es in klaren, einfachen und mehr oder weniger auch kurzen Sätzen schreibt. Konzentrierter Inhalt, der einen weiter bringt, als leere Sätze und umständliche Formulierungen.
Wenn ich nicht jeden Tag schreibe, macht mir das auch nichts (mehr) aus, denn manchmal dauert es ein paar Tage, bis ich gemerkt habe, was mich daran stört. Jedenfalls sollte man Helden die Möglichkeit geben, für ihre Ziele zu kämpfen und den Bösewichten, diese Ziele zu durchkreuzen.