Weg von den Erinnerungen. Zu viele Erinnerungen sind nicht gut. Weg von den blöden Wichsern, Perversen, Pissnelken und Schlampen in meiner Vergangenheit. Von den notorischen Lügnern und den geldgeilen Idioten, den scheiß Nazis und Sektenheinis und den bescheuerten Futzis, die mir dann alles nicht glauben. Das war sowieso nicht dieses Universum, sondern ein Paralleluniversum. Darum kann ich mich auch nicht richtig erinnern. Es ist im Gegenteil eine außergewöhnliche Fähigkeit, wenn jemand aus diesem Universum sich an etwas erinnern kann, was in einem Paralleluniversum passiert ist. Das grenzt schon an übernatürliche Fähigkeiten.
Ich hab genug davon. Es kotzt mich an und ich will nicht, dass der Scheiß meine ganze Fantasie und mein Leben verseucht. Ich putze gerne den ekelhaften Dreck weg, den andere Leute machen. Im Grunde ist das genau wie Kunst. Wenn man ein Bild malt, dann trägt man Material auf eine Oberfläche auf. Wenn man etwas reinigt, dann entfernt man Material von einer Oberfläche. Das Ergebnis ist immer das gleiche. Beim Putzen fängt man immer wieder von vorne an, denn der Dreck kommt wieder. Es ist aber nicht der gleiche Dreck, sondern anderer Dreck. Das ist total spannend. Es ist genau der richtige Job für mich. Man muss nicht reden, wenn man nicht will. Man kann sich gut in Achtsamkeit üben, indem man sich einfach ganz auf die Arbeit konzentriert und alles andere ausblendet. Alles ausblenden konnte ich schon immer gut.
Es gibt eine bestimmte Art von Gedankendreck, den ich weder bei mir noch bei anderen vollständig wegputzen kann. Sie halten sich an ihrem Dreck fest. Sie sind sogar stolz auf ihren Dreck. Und bei mir sitzt der Dreck auch ganz tief im Gehirn. Ich weiß nicht, ob es einen Himmel gibt, aber die Hölle ist hier auf der Erde. Es gibt Leute, die seit Jahrzehnten darauf warten, dass ich zerbreche. Dabei ist das schon ganz am Anfang passiert. Es ist passiert, ohne das irgendjemand Notiz davon genommen hätte. Ich hab auch nichts gesagt. Mein Leben ist einfach so weiter gegangen. Wie ein angeschossenes Reh versuche ich mich immer noch humpelnd auf die andere Seite des Maisfeldes zu retten und im Wald zu verschwinden. Ist es nicht albern eine Hetzjagd auf ein angeschossenes Reh zu veranstalten? Ist es nicht feige?
Ist mir egal, Leute. Ich habe mir geschworen, dass diese Inhalte mich nicht mehr vergiften. Jedem ist mal irgendwas passiert. Jeder hat mal irgendwas gesehen. Jeder hat mal irgendwas ausgeplaudert und jeder hat mal irgendwas vergessen. Und jeder macht weiter, als wäre nichts gewesen. Das heißt nicht, dass es mir egal ist, aber ich hab einfach keine Kraft mehr dafür.
Ich habe vier Projekte gleichzeitig. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich meine Ideen und Projekte erst mal vor mir her schiebe und manchmal auch gar nicht wirklich anfange…
1.) Mehr lesen. Ich wollte jeden Tag ein Kapitel lesen und darüber eine Zusammenfassung schreiben. Was ist daraus geworden?
2.) Meine Website endlich weiter machen. Es sind so viele Artikel und Themen auf der Warteliste, die ich noch fertig schreiben muss. Es ist mir wichtig. Recherche kostet halt Zeit. Dafür brauche ich gerne zwei Tage hintereinander frei, was im Moment fast nie vorkommt. Aber ich muss auch jeden Termin mitnehmen, damit ich genug verdiene.
3.) Den Zeitreise-Fortsetzungsroman anfangen. Es könnte mir Spaß machen! Ich hätte anfangen sollen, als ich noch euphorisch war. Na ja, vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es besser, ich fange erst an, wenn ich seelisch wieder im Gleichgewicht bin. Also nicht heute. Auf keinen Fall heute.
4.) Das Märchen von der Schweinehirtin schreiben. Das war so eine andere Idee. Die einzige angefangene Idee, die nicht in meinen Zeitreiseroman passt. Oder passt es doch? Könnte ich auch als Endlosroman schreiben. Irgendwann wird es wohl ein Ende geben, aber warum soll man das vorher festlegen. Ist doch dann gar nicht mehr spannend. Oder passt es doch zu der anderen Idee? Aber dann verbrate ich alle meine Ideen, die ich jemals hatte in einem einzigen Projekt.
Vielleicht ist der Knackpunkt, dass ich nicht planen will. Sobald ich plane, wird es mir zu langweilig zum schreiben. Müsste ich es dann nicht zumindest einmal es schaffen, mich an den Plan zu halten, bevor ich es langweilig finden kann? Oder mir macht nur die Planung Spaß, das Schreiben aber nicht, weil es zu lange dauert und zu mühsam ist.
Ich glaube aber, ich will mich zum Teil damit selbst unterhalten. In erster Linie jedenfalls. Da ich ja weiß, dass es kaum jemand liest, wäre das auch der Hauptzweck. Und wenn ich weiß, wie es ausgeht, dann ist das langweilig. Aber ich will mich damit nicht nur unterhalten, sondern sicherlich auch trösten. Darum gelingt es mir schlecht, außerhalb meiner persönlichen emotionalen Stimmungslage zu schreiben. Bin traurig, soll was Lustiges schreiben? Geht das? Darum warte ich immer auf Inspiration. Weil ich dann das sofort verarbeiten kann. Und die Ergebnisse gefallen mir mehr, die sagen mehr aus. Inspiration statt Dreck. Spaß statt Geld.
Meine Idee, das Schreiben von Geschichten irgendwie zu vereinfachen, kommt auch immer wieder hoch. Wie könnte man das machen? Geistesblitze auf Kärtchen schreiben und diese dann, aus einem Hut ziehend, nach und nach zufällig in den Text einbauen. Handlungen würfeln? Ich weiß es nicht, aber ich müsste mir dazu mal konkrete Gedanken machen, denn das wäre wirklich gut, wenn ich ein System hätte, nach dem ich schreibe. Ein Zufallsgenerator programmieren mit Geschichten-Inhalten? Stichworte, die ich zufällig in eine Geschichte einflechten muss. Das würde Spaß machen. Es wäre spannend, aber man könnte die Ergebnisse vermutlich noch schlechter vermarkten bzw. verkaufen.
Es geht immer nur ums Geld. Das nervt. Man sollte Geld abschaffen. Ich weiß gar nicht, ob es in meinem Sciencefiction noch Geld gibt. Wie sieht eine Welt ohne Zahlungsmittel aus? Woher kriegen die Leute ihre Sachen? Warum arbeiten sie und wie werden sie dafür belohnt? Meines Wissens hat es noch keiner geschafft, eine Welt ohne Zahlungsmittel zu erfinden, die glaubhaft gewesen wäre. Es waren entweder so eine Art isolierte Selbstversorger-Tauschhandel-Mittelalter-Welten oder die Währung war einfach eine andere (Energieeinheiten, Zeiteinheiten u.s.w.) und auch dabei gab es arme und reiche Menschen. Auch wenn ich nicht wissen will, wie es ausgeht, bestimmte Dinge sollte ich planen.
Ich sollte die Welt erfinden, in der alles beginnt. Zumindest das. Okay geschafft. Gedanken in eine andere Richtung gebracht. Jetzt kann ich zu Bett gehen.