Einfach mal kritzeln

 

Manchmal überrascht es mich, wenn ich alte Sachen von mir wieder hervorkrame. Ich denke dann oft: “warum habe ich nicht eine Weile so weiter gemacht?”

Und ich wundere mich darüber, dass manche Sachen irgendwie gut werden, obwohl ich “nur so herumprobiere” ohne mir wirklich etwas dabei zu denken. Und andere Sachen sehen krankhaft verplant aus. Ich schmeiße regelmäßig alte Sachen weg. Warum?

Weil Kreativität vielleicht ein Zustand ist. Man muss dabei sein und dass kann ich nicht, wenn ich darüber nachdenke, was das wohl mal wird. Wenn der Erfolgsdruck zu groß ist, schaffe ich nichts Dolles. Oder anders gesagt: “Perfektionismus macht krank”.

Was an einem Bild auf den Betrachter “schön” wirkt ist ja ganz verschieden. Manchmal sind es die Farben, manchmal die Ausspannung, ob man dem Künstler etwas zutraut, wie schwer zu zeichnen oder zu malen das Bild aussieht oder ob Stimmungen transportiert werden, ob man etwas wieder erkennt, ob man neugierig gemacht wird. Und so weiter.

Ich habe dazu einige Bücher, die ich alle nicht komplett durchgelesen habe.

Bei Marion Milner in “Zeichnen und Malen ohne Scheu: Ein Weg zur kreativen Befreiung” heißt es dazu:

“(…) In einem anderen Buch las ich, das Wesentliche einer guten Zeichnung bestehe darin, Ausdruck einer echten Stimmung zu sein (…)”

 

“(…) So kam mir der Gedanke, dass vorgefasste Meinungen über Schönheit beim Zeichnen vielleicht einschränkend auf die eigene Freiheit des Ausdrucks wirken (…)”

Das Buch ist voller interessanter Zeichnungen und ihrer Deutungen, die aber nicht wirklich “schön” sind. Interessant sind sie aber schon.

Das Bild unten hab ich vermutlich nicht weggeworfen, weil es tatsächlich eine Stimmung ausdrückt. Das Bild könnte daher eine Art gezeichneter Tagebucheintrag für meine Gefühle zu der Zeit sein. Ich hab es nicht wirklich geplant, aber es ist so raus gekommen.

Echte Künstler würden vielleicht Details kritisieren wie die Ohren oder die Augen und auch bemängeln, dass ich nicht erklären kann, warum ich das Bild in dieser Technik mit dem Motiv und der Stimmung gezeichnet habe. Warum ich mir keine Hilfslinien zur Anatomie gezeichnet habe. Echte Künstler haben vermutlich auch die ganzen handwerklichen Fähigkeiten perfektioniert, die man zum zeichnen & malen braucht und können darum genau planen, was sie machen und mit welcher Technik es später wie aussieht.

Ich habe das früher durch Bücher herauszufinden versucht. Zum Beispiel auch “Wodurch Bilder wirken” von Martin Schuster. Da ist alles an wissenschaftlichen Hintergründen drin, hab ich aber auch nicht komplett durchgelesen. Ich sehe das mehr als Nachschlagewerk, in dem man ab und zu mal etwas nachschaut. Vielleicht kann man diese gewisse Art von Kunst nicht planen, sondern muss einfach viel ausprobieren. Das nennt man einerseits “üben” oder “experimentieren”, andererseits auch “intuitives” malen & zeichnen.

Auf das Kritzeln kam ich vermutlich durch “Wege des Zeichnens” von Hans Daucher. Ich habe die Übungen in den Heften zwar nicht so fleißig ausgeführt, wie es notwendig gewesen wäre und war mit meinen Ergebnissen auch nicht wirklich zufrieden, aber im Hinterkopf geblieben ist es mir schon, wie das Bild unten zeigt.

Plötzlich konnte ich es. Wahrscheinlich muss man zum kritzeln auch die richtige Einstellung haben. Eine Scheiß-Egal-Einstellung. Egal, wie das Ergebnis wird. Egal, was andere von mir denken. Zeichnen ist ja auch immer eine Art “Selbstoffenbarung” und kann daher Ängste auslösen, dass man abgelehnt wird. Aber wenn einem das egal ist, dann macht es Spaß.

Ich werde in Zukunft wieder mehr kritzeln…

 

Kritzelbild

 

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