Ich habe heute wieder etwas geschrieben. Nicht viel, aber ein Stück weiter gekommen bin ich schon. Ansonsten hab ich heute so manche Sache geschafft, andere aber auch nicht. Ich bin auch viel gelaufen.
Es ist viel zu heiß. Den Klimawandel haben wir schon lange. Dass wir noch ein paar Jahre Zeit haben, das glaube ich nicht mehr. Man muss jetzt etwas tun, aber es passiert nichts. Die Leute werden erst aufwachen, wenn es zu spät ist. Dann gibt es die Gesetze, wenn es zu spät ist. Hatten wir früher auch solche Sommer?
Wie auch immer. Ich will mir darüber jetzt keine Gedanken machen. Ich hab genug mit mir selbst zu tun. Ich regele mein Leben und treffe meine Entscheidungen. Das kann ich beeinflussen. Den Scheiß, den andere Leute machen, kann ich nicht oder kaum beeinflussen. Nur meinen eigenen Scheiß. Ich versuche, gesünder zu essen und stopfe mich mit Nahrungsergänzungen und Probiotika voll, in der Hoffnung, dass es hilft. Und ich schreibe, ich arbeite, ich mache Sport. Das wars.
Die Täuschung von Katharina
Katharina saß eine Weile beim Lagerfeuer und hörte ihrer toten Verwandtschaft zu. Sie konnte nicht anders, als sich der Illusion hinzugeben, alles sei wieder völlig in Ordnung.
Doch ihr Vater war nicht ihr Vater. Er wiederholte immer nur die drei Sätze und reagierte auf nichts, was sie sagte, tat oder fragte. Sie konnte nicht mit ihm diskutieren, wie früher, ihn nichts fragen und er erklärte ihr auch nicht die Welt, wie er es sonst immer getan hatte.
Und ihre Mutter war nicht ihre Mutter, denn sie hätte niemals so laut gesungen und so wild um das Feuer herum getanzt. Ihre Mutter war eine scheue und rücksichtsvolle Frau, bescheiden und gutherzig, aber nicht so eine wilde Furie, die nur Party macht und Wein trinkt.
Und ihr Bruder war nicht ihr Bruder. Er saß nur da und starrte ins Feuer, als hätte ihn jemand mit Giftpfeilen betäubt. Er lachte nicht fröhlich, wie er das immer getan hatte, und neckte sie nicht, wollte nicht mit ihr um die Wette rennen oder mit Murmeln spielen.
Und die anderen „Gäste“ hatten sehr komische spitze Gesichter und kamen ihr keinesfalls bekannt vor. Wo auch immer sie hier gelandet war, es war nicht das Totenreich ihres Volkes, sondern eine Täuschung. Alles hier war nicht echt. Aber was konnte sie tun? Wie konnte sie zurück in die Welt der Lebenden finden? War sie tatsächlich schon tot?Dann wollte sie hier aber nicht bleiben. Dessen war sie sich sicher. Sie wollte, wenn schon, dahin, wo alles echt war. Wahrheit, statt Illusion. Sie wollte sich einen wachen, lebendigen Geist bewahren und nicht von Lügen eingelullt werden. Aber was war die Wahrheit? War es vielleicht eine schreckliche Wahrheit, die auf sie wartete, vor der dieser ältere Echsenmensch sie beschützen wollte? Noch schrecklicher, als sie es im Leben schon hatte erleben müssen? Konnte etwas noch schrecklicher sein?
Langsam stand sie auf und bewegte sich auf den Ausgang zu. Sie würde hinter die Kulissen dieser Täuschung schauen. Doch der Ausgang war plötzlich nicht mehr zu sehen. Die Büsche und Bäume waren an dieser Stelle zugewachsen und bildeten eine dichte, dornige Hecke, die undurchdringlich war. Man wollte, dass sie hierblieb. Hier in dieser toten Illusion, wo ihr Vater ihr nichts erklärte, ihr Bruder nicht mit ihr lachte und ihre Mutter sie nicht umarmte.
Konnte es im Totenreich Grenzen geben? Hatte sie einen Körper, der an diese Grenzen gebunden war? Nein. Natürlich nicht. Nicht hier. Sie schloss die Augen und lief einfach weiter. Sie spürte keine Grenze. Die Dornen waren nicht echt, genau wie alles hier. Die Blätter streiften nicht ihre Haut, wie in einem normalen Wald, ihre Füße stolperten nicht über Äste und die Zweige zerkratzten ihr nicht das Gesicht. Sie ging einfach immer weiter. Schritt für Schritt. Dann öffnete sie vorsichtig die Augen.
Sie stand auf einem Haufen Äste und Zweige, die wie eine Art Floß miteinander verwoben waren. Der Wald war verschwunden und da erkannte sie es plötzlich. Es waren auch keine Äste und Zweige. Tausende von Echsenmenschen fassten sich an den Händen und bildeten eine Insel. Und sie, Katharina, lief auf ihren Körpern und Köpfen herum, ohne es gemerkt zu haben. Die Bäume waren Echsenmenschen gewesen und auch ihre Familie wurde von Echsenmenschen gespielt. Sie hatte nur das gesehen, was sie sich gewünscht hatte, aber es war nicht echt. Der alte Echsenmensch trat aus der Menge hervor und sah sie traurig an.
„Wir haben unser bestes versucht, dir die Zeit hier zu erleichtern. Ich schätze, du als Waldmensch hast nicht so viel für den Ozean übrig. Doch das hier, das ist ein endloser Ozean. Hier gibt es alles, aber auch nichts. Verstehst du das?“
Katharina nickte.
„Wäre es so gewesen, dort, wo ich normalerweise hingehöre?“
„Ja, nach allem, was ich weiß, schon. Aber wegen eines schrecklichen Verbrechens landen plötzlich alle Toten hier. Und auch die, die nur eine Weile hier sind. Es ist nicht so geplant. Dies ist unser Totenreich. Es ist nicht so geplant. Alles ist aus den Fugen geraten!“
„Das war nicht meine Familie. Wenn es meine Familie gewesen wäre, dann wäre ich für immer dort geblieben.“
„Ich weiß.“
„Wo soll ich jetzt hin?“, fragte sie und balancierte von den Köpfen der Echsenmenschen herunter, auf denen sie zuvor ahnungslos gestanden hatte und gegangen war. In dem Moment machte der alte Echsenmensch eine Handbewegung, und der lebendige Teppich löste sich unter ihren Füßen auf, sie fiel ins Wasser. Über ihnen tat sich der Himmel auf und die dunkle Ewigkeit des Weltalls kam zum Vorschein.
„Ich habe alles versucht, um das zu verhindern…“, sagte der Alte traurig. Katharina versuchte verzweifelt, sich über Wasser zu halten. Hier war nichts, kein Untergrund, keine Erde, kein fester Halt. Sie fühlte, die Panik in ihr aufsteigen, dann kam ein Strudel und zog sie unter Wasser.
Eine jüngere Echse gesellte sich zu dem alten Mann.
„Wo wird sie landen, Großvater?“, fragte sie.
„Ich weiß es nicht, mein Kind. Ich weiß es nicht.“, antwortete er traurig.
„Wird es jemals wieder aufhören?“, fragte sie.
„Ich fürchte, wir brauchen Hilfe von Außen.“
„Aus dem Reich der Lebenden?“
„Ja, mein Kind.“
„Aber wie?“
Der Alte starrte in die Unendlichkeit es Universums und verstummte nachdenklich.
Später beim Überarbeiten muss ich mir dann auch noch einmal die Titel ansehen und mir eventuell was Besseres ausdenken. Wenn ich versuche, jeden tag etwas zu schreiben, dann bin ich bald im Zeitplan drin. Ein Denkfehler ist auch schon wieder drin. Sie sieht ja vorher, wo sie ist. Dann ist es klar, dass es eine Täuschung ist, oder? Aber solche Gedanken gehören hier noch nicht her. Die gehören ins Überarbeiten. Zuerst muss ich das Ganze bis zum Ende hinkriegen, es zu schreiben, meine ich. Ja, und nun geh ich erst mal zu Bett. Ich finde, ich hab meine drei freien Tage gut genutzt.