Es regnet wieder. Ich nehme mein Netbook und schreibe. Ich habe an dem Kapitel länger gearbeitet, weil er mir nicht gefallen hat. Fange ich nun schon vor dem Schreiben an, zu überarbeiten? Nein. Ich denke, dass man immer noch viel verbessern kann. In der Rohfassung muss die Handlung stehen. Größere Änderungen werde ich beim Überarbeiten nicht mehr machen, denn es sind zu viele Seiten, zu viele Kapitel. Da verliert man den Überblick. Darum war es Richtig, mir mehr Zeit zu nehmen.
Es gab eine Überraschung. Neben der Tatsache, dass ich es hingekriegt habe, in diesem Jahr die längste zusammenhängende Geschichte zu schreiben, die ich jemals geschrieben habe, gab es eine Überraschung in der Seitenzahl. Als ich meinen 200 Seiten langen Text mit allen Kapiteln aus diesem fleißigen Schreibjahr in Normseiten umwandeln wollte, erfuhr ich, dass das in Papyrus mit einem Knopfdruck geht. Ich fand den Knopf, drückte ihn und nun habe ich gute Chancen, dass es am Ende tatsächlich 400 Seiten sind! Ich nehme das als Weihnachtsgeschenk.
Manchmal begreift man vor lauter Jammern nicht, was man schon alles geschafft hat. Jetzt fehlen mir nur noch zwei Kapitel, dann ist die Rohfassung von Teil 1 fertig. Der Normseitenknopf brachte noch mehr zu Tage. Es werden plötzlich viel mehr Korrekturvorschläge angezeigt! Damit wird das Überarbeiten etwas leichter. Ich habe sehr viele passive und faule Verben in dem Text. Darauf werde ich dann auch den Schwerpunkt legen und auf “show dont tell”.
Wenn ich gut bin, schaffe ich diese Woche noch die beiden Kapitel, mal sehen. Es ist die 50ste Übung in der 49sten Woche. Ich schaffe das.
Übung 50
Das Ende der Zwischenwelt
Katharina schritt zuerst durch das Portal. Es war eine violette wabernde Masse, die sich auf der Haut wie Himbeergelee anfühlte. Hindurchzuschreiten war wie eine Wiedergeburt in eine andere Dimension hinein. Die Zwischenwelt wieder zu betreten war merkwürdig. Sie fühlte sich einerseits hier zu Hause, weil sie die Zeit mit ihrer Familie dort nicht vergessen konnte. Andererseits war doch alles anders, denn jetzt betrat sie diese Welt bei vollen Bewusstsein darüber, was sie tat. Es war nicht mehr ihre Traumwelt, in der sie sich Illusionen hingeben konnte, um die schreckliche Wahrheit nicht erkennen zu müssen. Das Kind hatte sie geheilt. Nicht die Seherin, nicht Zenobius. Sie betrat diese Welt als reale stoffliche Person. Es war keine Lüge. Sie träumte das auch nicht. Wieder real und stofflich zu sein fühlte sich wundervoll an, hatte aber den Nachteil, dass sie ihre Angst deutlicher spürte.
Melli und John waren auch real und direkt hinter ihr. Nach allem, was sie wusste, waren sie dort viel länger gewesen, als sie, Jahrhunderte sogar. Trotzdem zogen sie es vor, hinter ihr zu laufen. Melli war Jahrhundertelang ein Fisch gewesen, aber John könnte mehr Mut zeigen. Vielleicht hatte es auch etwas damit zu tun, dass alle sie nun für die Königin hielten. Und Königinnen lässt man nun mal überall zuerst hinein. Aber Königin wovon? Der Sturm hatte alles verwüstet. Sie würde Zenobius finden und dann mit den Käfern und den anderen Flüchtlingen diesen verfluchten Planeten verlassen. Sie wollte keine Königin sein. Das war etwas, was ihr aufgebürdet worden war von der Seherin. Eine Verantwortung, die sie nicht auf ihren Schultern tragen wollte.
Der Weg, auf dem sie liefen war durchsichtig, aber stabil. Die Luft flimmerte darüber, so dass man gerade noch erkennen konnte, wohin man trat. Das Portal hatte sich in der Mitte dieses Universums gebildet und führte hinunter direkt bis zu der künstlichen Insel, welche die Echsenwesen mit ihren Körpern gebildet hatte, um die Strudel aufzuhalten. Alle Menschen waren in einen unaufmerksamen Augenblick aus der Zwischenwelt geflohen, Katharina erinnerte sich. Den Echsenwesen gehörte diese Welt, aber sie war auch voller Elfen.
Dort unten stand Zenobius neben der Seherin, die ihre Ankunft allem Anschein nach schon erwartet hatten, umkreist von zahlreichen Elfen und dem Ältestenrat der Echsen. Die Seherin sah nicht mehr so selbstbewusst aus, wie das letzte Mal, als Katharina hier gewesen war.
„Katharina, wie geht es Dir?“, stotterte sie.
Katharina konnte nicht anders, als ein Anflug von Schuldgefühlen zu erkennen. Sie hatte nicht erwartet, sie hier zu sehen oder sie gesund zu sehen.
Und auch Zenobius machte ein sorgenvolles Gesicht.
„Du warst plötzlich verschwunden! Was ist passiert? Bist du tot?“, flüsterte er sorgenvoll.
Katharina war gerührt, wie viele Gedanken er sich neuerdings um sie machte. Sie erinnerte sich an alles. Er war weggerannt, als sie angegriffen wurde und hätte sie beinahe getötet, als sie ein Wolf gewesen war. Sie schüttelte distanziert den Kopf. Sie wollte hier so schnell wie möglich wieder raus und dann fort von diesem schrecklichen Planeten, eine Reise durchs Weltall war ganz nach ihrem Geschmack, um all das zu vergessen.
Alle Augen waren gespannt auf die drei Neuankömmlinge gerichtet. Der Ältestenrat bestand aus einer weiblichen Echse, die eine Lila Robe trug und zwei männlichen Echsen, die mit blauen Roben geschmückt waren. Die weibliche Echse fing zuerst an zu sprechen:
„Willkommen zurück. Ich sehe, ihr habt noch einen Freund mitgebracht. Ich bin Kanzlerin Bataybra vom Ältestenrat. Wie ist es euch in der realen Welt dort ergangen? Unter welchen Nebenwirkungen habt ihr gelitten?“
Katharina antwortete, denn die Älteste hatte sie direkt angeschaut. Es hinterlässt eben Spuren, wenn man sich als Königin feiern lässt.
„Keine Nebenwirkungen, außer, dass man sich wieder real fühlt!“
Die alte Echse sah verunsichert aus. Sie verzog ungläubig das Gesicht. Anscheinend hatte sie mit Nebenwirkungen gerechnet.
„Nun, selbst wenn es ein Portal gibt, kann man nicht einfach aus der Zwischenwelt heraus spazieren. Es verstößt gegen die Regeln und ich bin sicher, dass ihr Nebenwirkungen gespürt hättet, wenn ihr länger geblieben wärt!“
Katharina bemerkte:
„Ich gehöre gar nicht hierher, ich war krank und wurde geheilt.“
Robert trat vorsichtig einen Schritt nach vorne:
„Ich bin auch nicht tot, ich bin ein unsterbliches Fischwesen!“
Die Echse war überrascht, das zu hören: „Wie außergewöhnlich!“
„Anscheinend kann man es doch!“, sagte nun John, der inzwischen mutig geworden war. „Raus und rein, mit Hilfe eines magischen Portals. Jedenfalls ist das gerade passiert.“, er stellte sich nun in die Mitte, denn er wollte alle negative Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Katharina wich zur Seite, sie wollte nicht zwischen den beiden streitenden Parteien stehen. Melli blieb dicht hinter John. Sie hatte einen großen Teil ihrer Schlagfertigkeit verloren durch die Jahrhunderte, die sie unter Wasser verbracht hatte. (ist sie überhaupt da?)
Die Echse machte ein strenges Gesicht:
„Nun, der schreckliche Sturm ist vorbei und wir müssen entscheiden, was mit den Verantwortlichen zu tun ist.“
John hatte es gewusst. Strafe. Dies war eine Gerichtsverhandlung!
„Pepe Gunnar wurde schon verurteilt. Wir nehmen alle mit, die nicht hierher gehören und verschwinden für immer aus eurer Welt, Das müsste euch doch gefallen!“
„Pepe Gunnar ist verschwunden. Er hat sich aufgelöst und ist in den Nexus der tausend Seelen gewandert, um etwas anderes zu werden, als er vorher war.“
Katharina erschrak: „Das ist möglich? Man löst sich einfach auf?“
„Man wird zu etwas anderem. Ja. Denn im Universum ist es so, dass keine Energie jemals verloren geht. Nichts wird verschwendet.“
„Schön und gut, dann ist es zu Ende. Er kann keinen Schaden mehr anrichten!“, John wendete sich an die Gruppe: „Lasst uns gehen, Leute, jeder der nicht hierher gehört, folgt uns und bekommt eine zweite Chance!“ aber niemand rührte sich vom Fleck.
„Nicht so schnell. Ich rede von Milva Rosenstock, die eine Strafe verdient.“
Katharina trat wieder vor: „Sie hat nur versucht, mich zu retten!“
„Das denkst du, Kind, aber es ist nur das, was du denken willst!“
Milva wurde nervös: „Katharina ich musste zu ungewöhnlichen Mitteln greifen, aber es war alles für das größere Ganze!“
Die Echse schaute Katharina mit ihren kalt glänzenden Augen direkt an:
„Willst du die Wahrheit wissen, Katharina? Du hast bewiesen, dass du Illusionen durchschauen kannst. Ich bin sicher, dass du nicht mit einer Lüge leben willst!“
Katharina nickte. Sie hatte Angst davor, was sie nun hören würde, besonders wenn sie sich Milva ansah, die immer nervöser wurde.
„Wir haben neue Informationen vom Universum erhalten. Ihr ward selber alle mal hier, außer Robert. Ihr wisst, dass das Universum nicht lügen kann. Milva kann jedoch sehr gut lügen.“
„Es war für das größere Ganze!“, stotterte Milva trotzig.
„Schweig nun! Lass mich zu Ende erzählen!“
dann wendete sie sich den Vieren wieder zu.
„Milva Rosenstock ist für die Stürme verantwortlich. Sie wollte alle Menschen umbringen, damit die Elfen als Art überleben. Das ist die Wahrheit, aber nicht die ganze Wahrheit und es steckt eine Lüge darin. Milva lebt eine Lüge. Sie lebt diese Lüge schon seit Jahrhunderten.“
„Ich glaube das nicht“, protestierte Katharina.
„Hat sie nicht Zeit ihres Lebens gegen die Menschen gekämpft?“
„Ja, hat sie!“, wusste Zenobius, „Milva, was hast du getan? Warum so viele töten?“
Milva presste ihre Lippen zusammen und weigerte sich zu sprechen. Ihre Finger klammerten sich um ihren Holzstab.
„Die ganze Wahrheit macht es noch unverständlicher. Milva ist selbst ein Mensch!“
Ein Raunen ging durch die ganze Gruppe.
Milva machte ein garstiges Gesicht und starrte vor sich ins Leere. Dann brüllte sie gereizt:
„Ich hab es getan für das größere Ganze.“
„Du hast es nur für dich selbst getan, Milva. Damit du weiter diese Lüge leben kannst! Du kamst auf den Planeten als Mensch und wurdest zu einer elfischen Seherin. Jetzt bringst du die Hälfte deiner Mitmenschen um, um die andere Hälfte besser anlügen zu können!“
„Hört mal zu.“, schimpfte John, der nicht mehr diskutieren wollte: „Es ist vorbei. Wir werden nicht nur diese Zwischenwelt wieder verlassen, sondern den Planeten, ja das Sternensystem. Wir sind bald ganz verschwunden, dann habt ihr eure Ruhe. Das ist doch das, was ihr wolltet!“
„Unsere Kultur ist nicht an ein Sternensystem gebunden. Es gibt immer noch Menschen, die in den letzten der Strudeln gefangen sind und das Leben anderer Personen leben müssen, ohne daraus entkommen zu können oder zu wissen, warum sie dort überhaupt gelandet sind.“
Zenobius meldete sich schüchtern und ehrfürchtig zu Wort:
„Dann macht einfach das, was ihr hier angefangen habt, um sie abzufangen, wenn sie wechseln, dann schickt ihr sie raus. Das Portal kann geöffnet bleiben, bis es vollbracht ist. Und wir alle verschwinden zusammen von hier.“
„Nein“, sagte die Älteste bestimmt, „Milva ist auch für diese Strudel verantwortlich. Sie muss hierblieben und uns helfen, dass Problem wieder einzudämmen, so lange es eben dauert!“
„Was hat diese Milva denn noch alles gemacht? Katharina, bist du sicher, dass es dir so wichtig ist, sie mitzunehmen?“, fragte Robert, der immer wieder nervös nach oben schaute, wo das schwarze Loch angefangen hatte, einige ferne Planeten zu verschlingen und er wusste nicht, ob das normal war.
Katharina war überfordert. Sie starrte Milva an und schwieg. Sie kannte sie nicht und doch hatte sie das Gefühl, sie seien verwandt. Sie wollte sie nicht hier zurück lassen, aber sie vertraute ihr auch nicht mehr.
„Wenn es das ist, was ihr wollt, dann bleibe ich eben hier und helfe. Aber lasst meine Leute gehen!“, forderte Milva.
„Ich hatte nie vor, einen von ihnen hier zu behalten. Aber sie sollen die Wahrheit erkennen!“
„Das ist nicht nötig. Sie sind glücklich, so wie es ist und ich war auch Jahrhundertelang glücklich!“
„Sag ihnen die Wahrheit, Milva. Eine neue Gesellschaft sollte nicht auf einer Lüge aufgebaut sein.“
„Ja, sag uns die Wahrheit!“, forderte jemand aus der Gruppe und die anderen stimmten zu.“
Milva presste ihre Lippen fest zusammen, dann brüllte sie:
„Nein. Nein! Es gibt keinen Grund, es ihnen zu sagen!“
„Vielleicht hast du so lange gelogen, dass es dir wie die Wahrheit vorkommt, aber diese Leute haben es verdient, zu wissen, woher sie kommen!“
„Ich mache es nicht! Ich kann nicht!“
„Dann mach ich es.“, die Echsen-Älteste drehte sich zur Gruppe um und erklärte:
„Katharina ist keine Elfenkönigin. Sie ist nur die Nachfahrin einiger Menschen, die auf eurem Planeten gestrandet waren. Ihre Ohren sind genetische Modifikationen, die aus einer Zeit stammen, in der Milva Rosenstock noch die Assistentin von Dr. Naila war!“
Melli wurde hellhörig.
„Ich kenne Dr. Baila. Sie hatte keine Assistentin. Und wir haben sie damals besiegt. Dann kam der Vulkanausbruch. Das kann sie nicht überlebt haben. Die ganze Forschungsinsel ist untergegangen“
Die Älteste fuhr fort:
„Ja mein Kind. Du kennst Dr. Baila noch von damals, als du selbst noch ein Mensch warst. Dr. Baila verwandelte dich gegen deinen Willen. Das Universum war Zeuge. Wie das Universum Zeuge von allem und jedem ist. Später war Dr. Baila verflucht. Ihre bösen Taten holten sie ein. Sie war allein und sie hatte sich selbst in ein grässliches stimmenloses Ungeheuer verwandelt. Als Milva Rosenstock, ebenfalls ein Mensch, den Planeten betrat, wurde sie von Dr. Baila entführt.“
Die Elfen, dessen Misstrauen immer größer wurde, schauten Milva entgeistert an und fingen an miteinander zu flüstern. Zenobius war völlig entgeistert und fragte sie mit zittriger Stimme:
„Stimmt das? Du bist wirklich ein Mensch? Wie konntest du so lange überleben?“
Milva zuckte mit den Schultern.
„Wir sind alle das, was wir sein wollen. Man entscheidet sich.“
„Zenobius, merkst du, wie sie deiner Frage geschickt ausweicht? Milva Rosenstock. Beantworte die Frage, wie du all die Jahrhunderte überleben konntest! Der Ältestenrat verlangt eine Antwort!“
Milva schaute sie gelangweilt an.
„Ich unterstehe nicht dem Ältestenrat. Ich bin ein Mensch von der Erde, wie alle Elfen, Menschen und Bergmenschen von unserem kleinen Planeten. Ich konnte so lange überleben, weil Dr. Baila mir eine modifizierte DNA-Probe einer Quallenart spritzte, die ihre Zellen unendlich wieder verjüngen und regenerieren kann. Zusammen mit der Schweine-DNA für die Elfenohren. Es stimmt. Sie war allein. Und ich habe ihr Gesellschaft geleistet.“
„Sie ist in Wirklichkeit ein Schwein!“, rief einer der Elfen spöttisch und Gelächter wurde laut.
Milva wurde wütend.
„Ihr seid alle keine echten Elfen! Dr. Baila hat euch durch genetische Manipulation erschaffen, Jeder, der diese Ohren hat, hat auch die Schweine DNA bekommen!“
Wieder bedrückende Stille über dem Platz.
„Die Milva Rosenstock, die ihr kennt, gibt es gar nicht. Und die Aufzählung ihrer Sünden hat gerade erst begonnen. Es ist nicht nur die Gentechnik, die sie unsterblich machte oder ihr das Aussehen, eines so genannten Elfen gab, einem Fabelwesen aus der Mytologie der Erde, ihrer wahren Heimat. Es war auch der Missbrauch eines schwarzen Kristalls, der ihr die Macht gab, Dr. Baila zu kontrollieren!“
Nun war die Menge außer sich und alle schrien hektisch durcheinander.
„Ein schwarzer Kristall?“
„Das darf nicht sein!“
„Das ist verboten!“
„Man wird wahnsinnig davon!“
„Ganz genau. Und das ist auch mit unserer Milva Rosenstock von der Erde passiert. Sie benutzte einen schwarzen Kristall, sie benutzte ihn über Jahrhunderte und wurde wahnsinnig davon!“
„Das ist nicht wahr!“, brüllte Milva wütend.
„Ich habe den Kristall durch eine Metallkiste abgeschirmt. So konnte er mir nichts anhaben“
„Und doch wurde sie wahnsinnig!“, brüllte die Älteste wütend zurück.
Katharina begriff immer noch nicht: „Aber was bin ich dann? Wieso wolltest du mich zu einer Königin von etwas machen, was es gar nicht gibt?“
„Wir brauchen alle die Hoffnung auf eine bessere Welt“, flüsterte Milva.
„Eine bessere Welt? Was für eine Heuchelei! Milva ist für den Sturm verantwortlich. Sie brachte Hunderte unschuldiger Bürger ihrer eigenen Spezies um. Und auch dieses Portal konnte sie nur öffnen, weil sie die Hilfe eines schwarzen Kristalls dafür verwendet hat! Das hat unsere Zwischenwelt für immer mit dem Wahnsinn dieser Heuchlerin kontaminiert. Wenn ihr endlich begreift, wer und was sie wirklich ist, dann versteht ihr, warum auch sie bestraft werden muss. Sie ist nicht anders, als Pepe Gunnar. Sie ist sogar schlimmer, als er!“
Milva wurde unruhig und brüllte wieder:
„Das sind Lügen! Alles Lügen! Ich werde nicht hierbleiben. Ihr habt alles zerstört, woran ich glaubte. Ihr habt mir die letzte Hofnung genommen. Ich dachte, die Menschen können sich anständig verhalten und eine neue Art von Zivilisation formen, wenn sie nicht wissen, dass sie Menschen sind. Ich dachte, dass eine Kultur, wie die der Elfen, den Menschen helfen kann, im Einklang mit der Natur zu leben. Ich war ein Opfer und musste mich mit der Situation arrangieren. Was hätte ich denn tun sollen? Zusehen, wie sich die Geschichte wiederholt? Und wieder und wieder durch Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit, Menschen sterben? Wie die Leute sich gegenseitig umbringen? Sollte ich für immer Dr. Bailas verdammte Sklavin sein? Ich musste etwas tun. Ich musste die Initiative ergreifen, sonst wäre ich wirklich verrückt geworden. Und die Kristalle waren alles, was ich hatte. Es war das einzige, was mir gegen dieses Ungeheuer Baila oder gegen die mordenden Horden einen Vorteil verschafft hat! Ich musste etwas tun! Ich musste verhindern, dass sich die Geschichte wiederholt! Und ich habe das neste daraus gemacht. Die letzte Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber es war notwendig. Ich hatte die Kontrolle verloren. Sie waren wieder so, wie vorher.“
Die Älteste schaute Milva traurig an:
„Milva. Es stimmt. An Anfang warst du ein Opfer. Dann eine Sklavin. Es war dein gutes Recht, dich selbst zu befreien. Aber dann hast du Bailas teuflisches Werk weiter geführt und eine Lüge gelebt. Warum?“
„Ich habe verstanden, was sie erschaffen wollte. Es sind Extremisten auf dem Planeten gelandet, die alles plündern wollten. Die schlimmsten Menschen von der Erde kamen auf den Planeten, auf dem ausgerechnet auch ich gestrandet war. Das konnte kein Zufall sein. Es war Schicksal und es war meine Aufgabe, den Lauf der Geschichte zu verändern.“
„Und wie hast du das getan?“
„Ich und die Käfer, wir haben Krieg gegen sie geführt. Wir haben gewonnen, aber einige blieben übrig. Frauen und Kinder. Sie bildeten die Grundlage unserer neuen Gesellschaft, aber sie hatten den Extremismus in ihren Genen.“
„Darum hast du den Sturm erschaffen? Damit sie alle sterben?“
„Ich wollte nur, dass es weniger werden, damit ich wieder die Kontrolle habe! Ich wollte nicht, dass alle sterben! Ich wollte nur eine Chance, neu anzufangen.“
„Mit einer noch größeren Lüge und einer noch größeren Schuld? Milva, das ist nicht der richtige Weg! Es ist aber das, was man tut, wenn man unter dem Einfluss eines schwarzen Kristalls steht!“
„Der Kristall ist in einer Metallkiste. Das begrenzt seine Macht!“
Katharina hatte den ersten Schock überwunden. Sie hatte später noch genug Zeit, darüber nachzudenken, dass sie offenbar eine Mischung aus Schwein und Mensch war. Sie wollte jetzt diese Situation auflösen, damit sie alle diese Zwischenwelt verlassen konnte. Das schwarze Loch am Himmel machte sie nervös.
„Milva, ich habe den Kasten gesehen, der Boden ist durchgerostet. Außerdem hast du auch einen schwarzen Kristall benutzt, um das Portal zu erschaffen. Wird es uns nicht alle beeinflussen, je länger wir hier sind?“
Die älteste wurde blass. Mit zittriger Stimme sagte sie:
„Du hast für das Portal eine schwarzen Kristall benutzt? Das ist doch der Beweis, dass du wahnsinnig bist!“
„Es gab keinen anderen Weg. Ich musste Katharina hier raus holen“
„Aber ein Kind konnte mich mit Hilfe eines weißen Kristalls ganz einfach heilen. Warum hast du das nicht versucht?“
„Ja“, sagte Zenobius, „und warum hast du ihr ein Mittel gegeben, dass sie in der Zwischenwelt festhält, wenn du sie doch nur rausholen wolltest? Langsam glaube ich auch, dass du die ganze Zeit unter dem Einfluss des schwarzen Kristalls standest.“
John fasste sich ans Ohr.
„Entschuldigung, ich weiß zwar nicht, wie lange wir noch Zeit haben, hier über alles zu diskutieren, bis das schwarze Loch da oben alles hier verschlungen hat, aber ich habe eine Frage. Wie ich das verstanden habe, komme ich aus Mellis Vergangenheit, also bevor diese Elfenrasse durch genetische Manipulationen entstanden ist. Warum habe ich dann auch Elfenohren?“
Die Älteste drehte sich nun um und starrte voller Entsetzen auf das schwarze Loch, dass immer näher kam. Voller Entsetzen schrie sie dann:
„Dich Macht des schwarzen Kristalls hat das schwarze Loch aktiviert! Wir werden alle mit hinein gerissen! Das ist das Ende der Zwischenwelt!“
Alle schrien und brüllten nun durcheinander. Erschrockene Echsen vergaßen ihre Aufgabe, eine Insel zu formen und verwandelten sich wieder zurück. Die Insel wurde kleiner und kleiner.
„Wir müssen hier verschwinden!“, schlug Robert vor, „Was auch immer es ist, wir können es in der realen Welt diskutieren!“
„Wir haben die reale Welt schon lange verlassen. Wir sind tot, wir können nicht einfach…“
„Doch könnt ihr. Ich habe das Portal so beschworen, dass ihr euch materialisiert, sobald ihr es durchschreitet.“
„Milva, was hast du getan? Das Portal verschlingt die Antimaterie hier, um alles wieder in Materie zu verwandeln!“
„Wie auch immer, wir müssen gehen, sonst ist es zu spät! Ich bleibe hier und passe auf, dass niemand zurück bleibt!“
„Ich werde deine Arbeit überwachen!“, sagte die Älteste und wie ihre Leute an, allen Seelen bei der Evakuierung zu helfen. Während Seele um Seele den unsichtbaren Pfad betrat und durch das Portal in die Realität verschwand, bemerkte Milva:
„Ich dachte, du wirst deinen Leuten sagen, sie sollen hierbleiben, um sich für das größere Ganze zu opfern. Ich hatte nie gedacht, dass du ihnen befehlen wirst, durch ein kontaminiertes Portal zu gehen!“
„Du gibst also zu, dass es kontaminiert wurde? Milva, unsere Kultur ist wichtig. Wir helfen den Lebenden, indem wir durch die Strudel in ihre Leben eingreifen. Ohne das wäre die Welt ein viel schlimmerer Ort. Das ist unsere Kultur und ich werde das an anderer Stelle wieder neu aufbauen.“
„Wenn wir es noch rechtzeitig schaffen, alle zu evakuieren! Du solltest gehen, ich bleibe hier, es ist meine Schuld…“
„Wir spielen alle eine Rolle in dem Schicksal, dass die Welt für uns bereit hält. Ich bin die Älteste. Es ist meine Verantwortung und dies ist meine Kultur. Ich gehe erst, wenn die letzte Seele diesen Platz verlassen hat!“
Milva nickte. Stand sie wirklich unter dem Einfluss eines schwarzen Kristalls? Sie war vorsichtig gewesen. Aber je länger sie darüber nachdachte, desto mehr zweifelte sie an ihren Entscheidungen. Rückgängig machen konnte sie es aber nicht mehr. Nun galt es, den Schaden zu begrenzen.