Ich will nicht degenerieren. Angst und Panik, Unsicherheit und Verwirrung. Das lässt einen degenerieren. Davor schützen kann nur Information und Sicherheit, Selbstsicherheit, wenn man keine andere Sicherheit findet.
Information, weil man ohne ausreichend Informationen auch keine sichere Entscheidung treffen kann. Dazu muss man alles wissen. Alle Fragen müssen geklärt sein. Wer nicht alle Informationen hat, kann sich auch nicht sicher sein, dass die eigene Entscheidung richtig ist. Und dann muss man sich auf Versuch und Irrtum verlassen. Wer nicht weiß, was die Ursache bestimmter Fehler ist, kann diese Fehler in der Zukunft auch nicht vermeiden. Was Krebserkrankungen betrifft, kann das sogar den eigenen Tod bedeuten. Dessen muss man sich bewusst sein.
Selbstsicherheit, weil man zu sich und seinen eigenen Prinzipien stehen muss. Natürlich kann man die eigene Einstellung von Zeit zu Zeit überprüfen und ändern. Das muss man sogar, gehört zum Leben dazu. Aber man kann nicht alle zehn Minuten die eigene Meinung ändern und das Fähnchen drehen, wie gerade der Wind kommt. Es wäre zu anstrengend. Denn das würde den eigenen Geist niemals zur Ruhe kommen lassen. Man wäre buchstäblich durch den Wind.
Darum ist Krebs eine Krankheit, die mich immer wieder zum recherchieren bringt. Ich stelle viele Fragen, um mir die fehlenden Antworten zu holen. Aber an wen richtet man diese Fragen? Oftmals ist es sehr frustrierend, weil neue Ansätze nur sehr langsam oder gar nicht in die tatsächliche Krebstherapie übernommen werden. Ärzte sind stur, was ihre Routine betrifft. Und ihre geliebte Leitlinie, die oft wie ein unumstößlliches Gesetz behandelt wird, die vorgeschoben wird, wenn sie Patienten Dinge nicht gut genug erklären können und die als Rechtfertigung ziemlich krasser Therapieschritte dient. Und es gibt Vorschriften, welchen Weg neue Erkenntnisse gehen müssen. Und oftmals wissen die Ärzte selbst nicht die Antwort, weil noch niemand diese Fragen gestellt oder geschweige denn untersucht hat.
Angst degeneriert Dich und mich
Man sollte sich vor Angst und Panik hüten. Angst ist kein guter Ratgeber. Zwar schützt Angst uns vor Gefahr, in dem wir kämpfen, flüchten oder uns verstecken. Wir können die Gefahr manchmal vermeiden, ihr aus dem Weg gehen, wenn wir sie rechtzeitig entdecken. Aber bei Krebs ist die Gefahr in uns drin. Wir können weder selbst dagegen kämpfen, noch können wir uns davor verstecken oder weglaufen. Und die Ärzte wissen auch nicht alles, weil Krebs so vielfältig ist und so viele Ursachen hat, dass es selbst dann einer Art Glücksspiel gleichkommt, wenn man zu einem Facharzt geht. Es wird schon alles gut gehen. Man muss positiv denken und die richtige Einstellung haben, dann klappt das auch. Wenn ich das von Ärzten höre, kriege ich noch mehr Angst. Es bedeutet, dass sie mir die Schuld geben, wenns nicht klappt. Ich hab dann nicht die richtige Einstellung gehabt. Ist das wissenschaftlich? nein, aber das fällt niemandem mehr auf.
Ich will nicht vor lauter Angst degenerieren. Und ich will auch nicht gezwungen sein, aus lauter Angstmacherei immer wieder gegen mein eigenes Gefühl zu handeln. Und dann kommt der Krebs trotzdem immer wieder und ich renne immer wieder ins Krankenhaus. Dafür ist in meinem Leben nun kein Platz mehr. Ich möchte Stabilität. Ich möchte arbeiten können. Ich brauche Geld. Ich brauche meine Gesundheit, um arbeiten zu können. Ein Mindestmaß an Gesundheit. Ich brauche meine Nerven, um meine Ziele zu verfolgen.
Ich weiß, warum ich bestimmte Entscheidungen treffe. Aber hört mir einer zu? Bekomme ich die Antworten, die ich brauche oder wird alles nur mit einer lapidaren Handbewegung weggewischt? Es ist nicht nur Angst, wenn ich eine weitere, große Operation ablehne. Aber natürlich auch. Es ist auch mangelndes Vertrauen aufgrund offener Fragen. Zu viele offene Fragen. Gehöre ich zu den 80 % oder zu den 75 % oder zu den 20 %? wie ich es auch drehe und wende. Ich bin immer die Verliererin.
Dann ist die Frage, wovor habe ich mehr Angst? Und was ist am wahrscheinlichsten? Mit Wahrscheinlichkeitsrechnung kenne ich mich leider nicht aus. Aber ich war schon immer gut im schätzen. Ich schätze, dass ich gesund bin. Ich schätze, dass ich meinen Körper besser beobachten kann, als ständige Ultraschalluntersuchungen. Ich bin schon oft über meine Grenzen gegangen. Nun ist es an der Zeit, dass meine Grenzen akzeptiert werden. Und das muss ich zuerst selbst tun. Mein Risiko, meine Entscheidung. Ganz allein meine Entscheidung.
Es wird Zeit, mich wieder mehr um die Zukunft zu kümmern. Um mein tägliches Leben. Ich muss arbeiten, um Geld zu verdienen. Ich werde mich weiter informieren, endlich weiter an meinen Artikeln schreiben. Und ich werde eine Alternative für mich suchen.
Die Frage ist, werden die Leute, die sich die ganze Zeit selbst therapieren überhaupt ausreichend beachtet? Sind sie erfolgreich, wird es angezweifelt. In die Medien schaffen sie es kaum. Nur in ganz bestimmte Medien. Nur wenn eine Person dabei stirbt, erntet die Person ein bedauerndes Kopfschütteln. Was für 80 % gut ausgeht, kann für mich trotzdem die falsche Entscheidung sein.
Immerhin habe ich eine Menge wissenschaftliche Informationen gefunden. Es gibt Möglichkeiten. Es gibt Chancen. Aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Wie auch immer. Ich bin für mich selbst verantwortlilch und ich muss für mich entscheiden.