Ich habe mir vorgenommen, mehr zu schreiben. Manchmal gelingt es mir, manchmal nicht. Also schreibe ich jetzt einfach mal darüber, was man zum schreiben alles braucht. Eigentlich braucht man zum schreiben nur was zum schreiben.
Also das mindeste ist ein Notizbuch und ein Stift. Ein kleines Notizbuch hat den Vorteil, dass es unabhängig von Strom ist und man es sich neben das Bett legen kann, um morgens gleich die ersten Ideen aufzuschreiben. Ein Netbook oder Laptop hat den Vorteil, dass man nicht so viel Müll produziert und es nicht so viele Probleme gibt, die eigene Schrift nach ein paar Tagen auch noch entziffern zu können. Dafür nervt es, das Betriebssystem hochzufahren oder wenn der Akku aufgeladen werden muss.
Ich habe mich letztendlich für eine Kombination entschieden. Spontane Ideen notiere ich irgendwo schnell handschriftlich, um sie dann auf dem Netbook oder PC in richtigen Text zu verwandeln. Laufe ich tagelang mit einer Idee im Kopf herum, setze ich mich auch irgendwann an den Computer und schreibe alles heraus, was mir so einfällt. Das funktioniert eigentlich ganz gut. Später kann man ja immer noch alles überarbeiten und fehlende Infos recherchieren.
Ideen braucht man aber auch oder Inspiration. Soll heißen, man muss wissen, worüber man schreiben will. Zumindest sollte man wissen, ob es in die Richtung Non-Fiktion oder Fiktion geht: Non-Fiktion = Nicht ausgedacht. Fiktion = ausgedacht. Ein Sachbuch oder ein Artikel über ein Thema ist etwas anderes, als ein Roman oder eine Kurzgeschichte.
Für ein Sachbuch braucht man Fachwissen oder man muss in ausgiebiger Recherche das Fachwissen von anderen sammeln. Vielleicht auch beides, denn niemand kann alles wissen und man muss halbwegs beurteilen können, was man an Infos bekommt und wie glaubwürdig das ist, bzw. ob es irgendeiner Strömung zugerechnet werden kann oder halbwegs objektiv ist. Das kann teuer oder zumindest zeitaufwändig werden. Zum Beispiel, wenn man auch mit Experten im Ausland sprechen will.
Für einen Artikel im eigenen Blog braucht man in erster Linie Argumente und eine Meinung. Man muss aber auch die W-Fragen beantworten und die Regeln der Verständlichkeit beachten. Für Kurzgeschichten oder Romane braucht man Ideen, die sich meistens aus dem entwickeln, was man so denkt, erfährt, träumt, erinnert, erlebt. Natürlich gibt es Romane über reale Ereignisse wie historische Romane. Aber auch da sind die Sachen, die nicht recherchiert werden konnten, ausgedacht. Ich schätze, man braucht auch eine Art Botschaft, die man durch diese Geschichte verbreiten will.
Für Fiktion und Non-Fiktion gibt es unzählige Anleitungen und inspirierende Bücher. Eine kleine Sammlung davon kann nie schaden. Ein Taschenbuch übers Schreiben ist jedenfalls günstiger, als ein teures Fernstudium. Und an ein Studium des kreativen Schreibens kommen die wenigsten heran. Wer mehr Nonfiktion machen will, für den sind vielleicht die Grundlagen des Journalismus interessant. Viele Anleitungen findet man im Internet meist gratis zum Beispiel in Blogs, als Newsletter, in Kursen oder als Videos. Es lohnt sich schon, intensiv nach solchen Seiten zu suchen und sie dann auch regelmäßig zu nutzen.
Es kann sein, dass man immer nur liest, wie man schreiben sollte, aber nie selbst irgendwas schreibt. Das weiße Stück Papier erinnert daran, wie leer der eigene Kopf die meiste Zeit über ist und plötzlich fällt einem nicht mal mehr ein, worüber man sich jeden Tag aufregt. Alles, worüber man sich aufregt kann zu einem Artikel führen. Alles, was einen nicht emotional kalt lässt, kann eine Kurzgeschichte werden.
Es gibt für den Zustand des uninspiriert-seins viele Übungen des kreativen Schreibens. Zum Beispiel das Schnell-schreiben mit Hilfe einer Eieruhr. Das soll den inneren Kritiker ausschalten. Ich habe eine elektronische Eieruhr mit drei verschiedenen Alarmarten.
Schon fünf Minuten schnell-schreiben kann zu den ersten Ideen führen. Es kommt auch immer viel Mist raus und man macht viele Fehler, aber alles von Anfang an perfekt machen zu wollen, ist eher hinderlich. Das kann auch bedeuten, dass man zu faul zum überarbeiten ist…
Es hilft sehr, wenn man sich Ideen in ein Ideen-Buch notiert. Es kommt oft vor, dass man zwar Ideen hat, vielleicht sogar mehrere an einem Tag, aber keine Zeit zum Schreiben. Und an anderen Tagen hat man Zeit, aber es fehlen die Ideen. Dann nimmt man einfach sein Ideen-Buch zur Hand und arbeitet an etwas, was man momentan inspirierend findet. Das kann die Idee von letzte Woche sein. Und schon sind zwei Probleme gelöst: Das einem manchmal nichts einfällt und dass man andererseits gute Ideen im Alltag einfach wieder vergisst.
Um die Ideen mit der Zeit abzuarbeiten, sollte man regelmäßig Zeit dafür einplanen. Es übt am meisten, wenn man jeden Tag etwas macht. Hier hilft auch die Eieruhr. Jeder schafft wohl 10 Minuten am Tag. Daraus kann schon die Rohfassung einer ultra-kurzen Kurzgeschichte werden. Oder die Kernidee für einen neuen Artikel.
Das echte Problem beginnt, sollte man wirklich dauerhaft zu faul zum schreiben oder zum überarbeiten sein. Wenn man die ganze Festplatte oder hefteweise voll kreative Übungen, Rohfassungen, Textanfänge, Teilstücke und Ideen hat und sich immer mehr ansammelt, ohne dass ein Projekt beendet wird.
Aber wenn man alles schön unfertig lässt, muss man sich auch nie Gedanken darüber machen, was man mit den fertigen Texten später anfängt: Als e-book veröffentlichen? Einen Verlag suchen? Den Druck selbst bezahlen (solche Verlage gibt es auch), einen Wettbewerb mitmachen? Einfach liegen lassen, bis meine Nachfahren den mit unfertigen Sachen vollgeschriebenen Datenträger finden?
Eins steht fest: Wer sich nicht regelmäßig dran setzt, der wird es nicht mal bis dahin schaffen. Man braucht also auf jeden Fall Zeit, Entschlusskraft, ein Mindestmaß an Selbstdisziplin. Das ist sogar wichtiger, als Wörterbücher & Lexika.
Ich hab noch was wichtiges vergessen: Ruhe. Wer Zeit hat, aber ständig gestört wird, der kommt auch zu nichts. Also mp3-Player ans Ohr heften und nur noch auf den Text konzentrieren.