Ich habe heute den Tag mehr oder weniger vertrödelt. Sicher hab ich irgendwas gemacht, aber es war mal wieder alles ohne richtiges Ergebnis. Ich bin über die Hälfte des Monats ziemlich gut voran gekommen mit meiner Liste, jetzt bröckelt es. Ich nehme mir die Freiheit heraus, auch mal wieder mehr Filme zu gucken oder am Computer zu spielen. Das zieht einem die Zeit weg und man hat danach auch kein richtiges Ergebnis. Trotzdem scheinen auch diese Zeitfresser Bedürfnisse zu erfüllen. Spieltrieb, Unterhaltung, Ablenkung, was weiß ich. Die Krebstherapie ohne Ablenkung hätte ich jedenfalls nicht geschafft.
Wenn es ein Bedürfnis ist und man verbietet es sich über längere Zeit, dann muss man es irgendwann nachholen, schätze ich. Darum sind solche Vorsätze immer zum Scheitern verurteilt. Was wäre man sonst auch für ein Mensch? Eine Art Roboter vielleicht? Qi Gong für den Rücken ist schwerer. Qi Gong für Unbewegliche scheint besser für mich zu sein. Es fällt mir leichter, die Übungen zu machen und es sind keine dabei, für die ich mich überwinden muss, vor denen mir graut oder die extrem schwer durchzuhalten sind. Ich habe gemerkt, dass ich da sofort einen Unterschied merke. Also werde ich das hauptsächlich machen. Aber ich habe noch nicht alle meine DVDs angesehen. Ich werde immer mal wieder zwischendurch welche ausprobieren. Jeden Tag Qi Gong ist nach diesem Monat nicht vorbei. Nein, ich behalte das bei. Es hilft mir, warum damit aufhören.
Und auch das mit dem Kuchen behalte ich bei. Einmal im Monat ein Stück Kuchen zu essen, reicht. Anfangs dachte ich, ich würde es nicht mal zwei Tage durchhalten. Aber bei den Kartoffelchips habe ich es ja auch geschafft, es auf ca. zweimal pro Jahr zu begrenzen. Zum Glück gibt es heute ja auch fett ärmere Chips und sogar Gemüsechips. ich sollte aber aufpassen, dass ich den ganzen Kuchen dann nicht mit Eis ersetze. Heute hab ich wieder Eis gegessen. Es war wieder so heiß, dass alles schon aufgeweicht war. Ich hatte mir eine Banane hinein getan. Wenn Eis nicht gefroren ist, dann ist es im Grunde auch nur süße Pampe. Das war sehr ernüchternd. Warum kann ich mir nicht selbst Eis machen? Aus Joghurt und Himbeeren zum Beispiel? Bananeneis, Nusseis?
Die neuen Pflanzen in meinem Aquarium sind schon wieder sehr kaputt. Ich beginne zu glauben, dass ich dafür nicht geschaffen bin, für das Hobby, ein Aquarium zu haben. Man will ein Stück Natur im Zimmer haben. Als Ergebnis kauft man sich dann so viele Zusätze, die man ins Wasser kippt, dass dadurch nichts mehr natürlich ist. Und dann diese Würmer. Hab schon wieder ein paar Schnecken in den Teich gelassen. Da sind die bestimmt glücklicher. Immerhin pflanzen sie sich noch fort, also kann es nicht alles schlecht sein. Das Geräusch der Kühlung nervt. Zum Glück hab ich das nicht in meinem Zimmer. Ist eben genauso wie ein PC-Lüfter und auch genauso laut. Und den PC-Lüfter hab ich im Zimmer. Mein mein Lüfter leiser wäre, könnte ich mich bestimmt besser konzentrieren. Der größere leise Lüfte passte aber leider nicht ins Gehäuse.
Gestern hab ich mich erschrocken. Ich hatte diesen merkwürdigen Geruch bemerkt. Süß, aber extrem penetrant. Das hat mich an den Leichengeruch erinnert, als ich in Grömitz gewohnt habe und einer der Bewohner der Pension tot in seinem Zimmer lag. Die Polizei war da und hat mich befragt. Das roch so. Ich hab Angst bekommen, dass jemand sich in das Katzenzimmer geschlichen, dort versteckt hat und dann gestorben ist. Ich hab zuerst nachgesehen, ob irgendwo eine tote Katze liegt. Als nächstes hätte ich unterm Bett nachgeschaut. Aber ich hab dann gesehen, dass der Apfelsinenbaum blüht. Ich hab dran gerochen und dann wusste ich woher es kam. Das Gehirn spielt den Menschen manchmal einen Streich. Makaber. Der Tot ist jetzt mein ständiger Begleiter. Ob ich ohne Therapie noch lange überlebt hätte, bezweifele ich. Aber jetzt ist das so, als ob die Leute mich manchmal mit ganz anderen Augen betrachten. Nach dem Motto: “Na, wie lange macht sie es wohl noch?”
Darf ich mir meine Zukunft überhaupt noch als einen längeren Abschnitt vorstellen? Lohnt sich das noch? Echt, es ist, als würden manche Leute darauf warten. Erst drängen sie einen dazu, die Therapie zu machen. Man wird für jede Kritik an der Therapie vom Mopp der Ärzte-gläubigen Patienten geradezu verfolgt. Ärzte fühlen sich persönlich angegriffen, wenn man kritische Fragen stellt oder irgendetwas an der Therapie in Frage stellt. Und dann danach warten sie darauf, dass man den Löffel abgibt. Wenn man schon nach einer Therapie solche Arthrose bekommt, dann ist es vielleicht besser, man belässt es dabei. Es lebt sich besser ohne Krebs, das stimmt schon. Wenn man nur das betrachtet, was der Krebs mit dem Körper macht. Wenn man die Nebenwirkungen hinzuzieht, dann sieht es anders aus. Dann hält sich das die Waage. Ist das Leben noch lebenswert, wenn die Gelenke kaputt sind und man sich nicht mehr bewegen kann? Ich weiß es nicht. Das ich einmal eine Therapie gemacht habe, bedeutet nicht automatisch, dass ich noch einmal eine machen würde. Ich weiß ja jetzt, wie es läuft.
Die Therapie ist schlecht. Es gibt nichts in der Therapie, worauf die Ärzte/ Forscher/ Statistiker stolz sein könnten. Kurzfristige Nebenwirkungen gibt es eine Menge, aber die sind zu ertragen. Darauf kommt es nicht an. Schlimm sind die langfristigen Nebenwirkungen. Allein die Tatsache, wie die Therapie entwickelt wurde:
Der erste Patient mit einem Lymphosarkom in fortgeschrittenem Stadium wurde 1942 von US-Ärzten mit Senfgas behandelt. Die Tumormasse schrumpfte auf geradezu wunderliche Weise. Zwar verpuffte der Effekt nach drei Monaten, und der Patient starb – dennoch war die Ära der Chemotherapie gegen Tumorleiden eingeläutet.
Quelle: Spiegel Online
Ja, macht ja nichts, wenn der Patient stirbt. Hauptsache, der böse Krebs wurde “besiegt”. Man könnte ihn ja besiegen, wenn man endlich mal die Ursachen beseitigen würde. Toxine jeder Art werden einfach so in die Umwelt entlassen. Und nicht nur das. Auch in fast jedem Produkt sind heute Gifte enthalten. Und wenn nicht im Produkt selbst, dann in der Verpackung oder die Herstellung setzt Gifte frei. Und in mitten diesem Scheiß leben wir dann. Wir trinken das vergiftete Wasser, bauen unsere Häuser mit giftigen Baustoffen auf verseuchten Böden und behandeln dann noch unsere Nahrung mit Pestiziden und giftigem Dünger. Selbst die Leute, die nicht mitmachen wollen, müssen das. Man weiß heute gar nicht mehr, was wo drin ist. Es gibt auch einfach so viele Skandale, dass man das gar nicht alles bewusst wahrnehmen oder darauf irgendwie reagieren kann.
Ich mache also auch stur mein Leben weiter. Ich esse, ich schlafe, ich arbeite, ich trinke, ich gehe zum Sport, ich werfe mir hin und wieder NEM ein, ich schmiede Pläne für eine Zukunft die vielleicht nie passieren wird, ich konsumiere, ich vergesse, ich rege mich auf, wenn ich mich wieder erinnere. Dann verdränge ich. Ich unterschreibe die eine oder andere Petition, den ein oder anderen Protestbrief. Das wars.
Der Mensch ist nicht die Krone der Schöpfung, sondern das dümmste Tier. Der Mensch zerstört sich selbst, während er sich für supertoll hält. Und nein. Obwohl ich das hier schreibe, bin ich immer noch keine Veganerin. Sorry Leute. Ich bin lieber stabil vegetarisch, statt instabil vegan.