Ich hab mir überlegt, wie ich mich noch aufs Sciencefiction schreiben vorbereiten könnte. Vielleicht könnte es mir doch helfen, zu sehen, wie Sciencefiction geschrieben sind. Fernsehen ist ja eine sehr flüchtige Sache, die auch von optischen Effekten lebt. Darum explodiert auch andauernd irgendwo etwas. Ein paar Günstige SF Romane hab ich mir auf meinen Kindl geholt, von denen der Titel mich angesprochen hat. Dann bin ich wieder über die Gratis-Klassiker gestolpert und hab mir ein paar geholt. Heute kann man ja fast alles auf Wikipedia nachschlagen, auch eine Liste von Sciencefiction-AutorInnen gibt es da. Leider gibt es unter den Klassikern auch nicht viele Frauen.
Hatte mir vorher schon einige Krimi-Klassiker geholt, aber dann nie gelesen. Zum Thema Sciencefiction gibt es einige Klassiker. Manchmal sogar Packen von Büchern wie 33 Bücher in einem Band. Ist ja alles elektronisch. Aber meistens ist es eine Mischung aus Sciencefiction und Abenteuergeschichte. Den typischen Sciencefiction gab es damals wohl noch nicht. Eine Welt ohne Startreck und Starwars. Kaum vorzustellen. Dafür kann man durch das Lesen dieser Klassiker hautnah miterleben, wie Sciencefiction damals entstanden ist.
Ich holte mir gratis einige Geschichten von Kurd Laßwitz. Im Moment lese ich “Bis zum Nullpunkt des Seins”. Ein Titel, der mich spontan anspricht. Weiß auch nicht, warum. Eine Sache hab ich sofort gelernt. Im ersten Absatz schon kommen Wörter vor, die fremdartig sind. Mein Bruder warnte mich auch, dass ich ziemlich viel oder alles neu erfinden müsste, wenn ich wirklich 80000 Jahre in die Zukunft schreiben wolle.
Ich hab da so meine Zweifel. So wie das im Moment läuft, verändert sich kaum mal was. Zumindest nicht zum Besseren. Eines steht fest, wenn die Menschen nicht irgendwann im Laufe der nächsten 80000 Jahre aufhören, Gift zu produzieren, dann bleibt nicht mehr viel von dieser Welt übrig. In den nächsten 80000 Jahren könnte die Menschheit sich mehrmals selbst ausrotten und wieder neue Zivilisationen bilden. Immer wieder von vorn. Immer wieder die gleichen Fehler. Ich muss mir aber ernsthaft überlegen, welche Veränderungen ich mir vorstelle.
Nehmen wir mal an, alles wendet sich zum Guten. Diese Veränderungen müssten dann weiter wirksam sein. Einen Plan dafür habe ich schon. An die Visionen von Kurd Laßwitz mit seinem Geruchsklavier komme ich vermutlich nicht heran. Aber ich muss folgende Bereiche planen:
Regierungsform, Gesellschaftliche Tabus und Gepflogenheiten, Gesetze, Veränderung der Sprache, Veränderung der Einstellung der Menschen, Gruppierungen, Aussehen der Menschen (Frisuren, Hautfarben, Mode), Wohnsituation, Kommunikation, Fortbewegung, Umgang mit der Natur, Umgang mit Tieren, Haustieren oder Nutztieren, Ernährungssituation, Umgang mit Müll und Abfall, welche Musik wird gehört? Welche Krankheiten sind geheilt worden? Welche Fortschritte in der Medizin gibt es? Welchen Begrenzungen sind diese unterworfen? Schulsystem, Arbeit, Geld, gibt es überhaupt noch Geld? Lebenserwartung, Umgang mit dem Tod, Umgang mit Krankheit und Behinderungen. Gibt es noch Kriege? Was ist mit dem radioaktiven Abfall passiert, den wir heute noch haben? Wohin kommen die Menschen, die sich nicht an die Regeln halten? Wohin kommen alte und hilflose Menschen? Welche Hilfe bekommen sie? Gibt es überhaupt noch Berufe? Gibt es Familien? Gibt es die Ehe? Gibt es Fortpflanzung in dem Sinne, wie es sie heute gibt?
Ich habe mich schon oft gefragt, wie unsere Welt heute aussehen würde, wenn man alles, was schlecht ist, weglassen würde. Also alles, was mit Giften hergestellt wurde, was Gifte in die Umwelt entlässt, wenn man es weg wirft oder was die Natur schädigt, wenn man die Rohstoffe dafür abbaut. Zum Beispiel: Eine Welt ohne Plastik. Kann sich das überhaupt jemand vorstellen? Eine Welt ohne Ausbeutung der Natur? Ohne Nutztiere! Eine Welt ohne Müll?
Außerdem sollte ich zuerst die Charaktere sehr gut beschreiben und vorstellen. Jeder Charakter bekommt ein eigenes Kapitel. Das stellt mich wieder vor ein alt bekanntes Problem. Die Perspektive.
Ich wollte aus der Sicht der fortschrittlichen Putzfrau schreiben. Natürlich nennt man das in 80000 Jahren nicht mehr so. Ich muss mir dafür also einen neuen Namen ausdenken. Wenn ich aus der Sicht der Putzfrau schreibe, habe ich keine auktoriale Erzählperspektive mehr. Kann ich die Putzfrau als Erzählerin der Geschichte nehmen, bei der sie dann die Geschichte, aus ihrer Sicht nacherzählt? So als würde sie mit ihren Enkeln in der guten Stube sitzen und ihnen erzählen, was sie damals mit ihren Freunden alles erlebt hat, wie sie die Welt gerettet hat? Kann ich die Erzählungen der Putzfrau mit einem auktorialen Erzähler mischen? Oder kann sie die auktoriale Erzählerin sein?
Ich glaube, es wäre einfacher, einen neutralen auktorialen Erzähler zu nehmen. Es wird auch für Anfänger so empfohlen. Aber das andere würde mehr Spaß machen…
Ich habe heute die Übung “Insel des Friedens” aus dem Buch “leichter leben ohne Stress” ausprobiert. Der erste Versuch ging leider schief. Ich hatte versucht, das digital zu machen mit einem neuen Programm, dass ich zu selten benutze. Dort gibt es jede Menge Pinsel. Das Ergebnis sah ganz gut aus, aber beim konvertieren wurde das Motiv dann leider zerstört.
Es ist eine kleine Insel. Ein kleines Haus steht darauf. Auf dem ersten Versuch hatte ich nur zwei Palmen und eine Hängematte dazwischen. Die Insel bestand aus ganz weichem Sand, rosa und flauschig wie Zuckerwatte. Das Meer war eine Ansammlung flüchtiger waagerechter Striche, das ich mit Stempelherzen schmückte. Eines kleines Haus ist besser, dachte ich, nachdem ich mir Fotos von Inseln im Internet angeschaut hatte. Im Grunde malte ich dann eines der Motive ab. Man merkt, dass ich nicht nur beim Schreiben, sondern auch beim Malen Probleme mit der Perspektive habe.
Ich nannte dieses Bild “Insel der Ruhe”. Denn Ruhe bedeutet Frieden. Weit und breit niemand, der etwas sagt. Dann kann auch keiner lügen. Niemand kann Beleidigungen brüllen. Keiner kann Drohungen ausstoßen. Niemand kann Dich mit Manipulationen zu irgendwas überreden oder dafür sorgen, dass Du etwas bestimmtest denkst. Es kann nichts angekündigt werden, wovor man Angst haben muss.
Ein paar Bäume sind da. Hinter dem Haus ist vielleicht ein kleiner Garten. Da ist ein Steg, aber kein Boot. Es ist also die Möglichkeit da, Kontakt aufzunehmen, oder den ruhigen Platz zu verlassen. Es fehlt nur das Boot. Vielleicht ist gerade jemand damit einkaufen gefahren. Ein Haus bietet Platz für mehrere Leute. Eine Familie vielleicht. Leute, mit denen man sich wohl fühlt. Ein enger Kreis vertrauter Menschen. Keine Störenfriede.
Die Insel ist umrandet von Wellenbrechern. Ein Steinwall, der die aggressiven Wellen des Ozeans bricht und in kleinere Wellen umwandelt, die ungefährlich sind. Noch mehr Sicherheit, auch vor den Kräften der Natur. In diesem Haus kann man in Ruhe arbeiten. Es gibt keine Zerstreuung, keine Ablenkung, aber vermutlich auch kein Internet. Darum auch keine Möglichkeit, irgendetwas zu recherchieren.