Die Super-Erde

Ich komme Stück für Stück weiter in meinem Text, auch wenn manche Dinge nur Notlösungen sind. Mir wird immer mehr bewusst, warum man nicht überarbeiten darf, solange man nicht vollständig mit der Rohfassung durch ist. Es würde den Schreibfluss behindern.

Sieht man Fehler, dann sieht man Fehler. Und dann sieht man die Fehler überall. Und dann fängt man an, alles in Frage zu stellen. Und dann schreibt man nicht mehr weiter, weil man sich dumm und unzulänglich fühlt. Darum schaffen manche Leute einfach nichts. Weil sie nicht warten können, bis die erste Phase vollständig geschafft ist. Sie fangen voreilig mit der nächsten Phase an.

Jedenfalls kann mir das nicht mehr passieren. Ich will jetzt endlich mal was fertig kriegen. Auch andere Versuchungen lasse ich links liegen. Zum Beispiel ist mir die Idee gekommen, aus einigen meiner Kurzgeschichten Dreiteiler zu machen. Manche haben ein offenes Ende und ich habe mir viel Mühe mit der Personengenerierung gegeben, dass es sonst einfach schade wäre. Ich könnte daraus mit wenig Mühe sicherlich so etwas ähnliches machen wie den Dreiteiler “Bis zum Nullpunkt des Seins” von Kurd Laßwitz. Nur drei Kapitel und so gut. Ich muss unbedingt viel mehr lesen, aber trotz der ganzen Karotinoide ist meine Sicht manchmal immer noch verschwommen. Naja, das ist ne Ausrede. Verschwommen ist es nur, wenn ich versuche, das Kleingedruckte auf Verpackungen zu entziffern. Die machen es ja extra klein, damit man es sich gar nicht erst durchliest. Auf dem E-Reader kann ich schon lesen. Also Ausrede.

Aber lasse ich meinen Veronika-Roman für solche Ideen sofort links liegen? Nein. Das hätte ich früher gemacht. Ich will nicht immer die gleichen Fehler machen. Das hat mich nicht viel weiter gebracht, zumindest nicht, was das Schreiben betrifft. Ich mache stur weiter. Auch die Recherche für Artikel auf meinem Gesundheitsblog lasse ich erst mal. Bringt ja auch nichts. Die Menschen wollen sich nicht ändern. Und es wäre auch nur Jammern auf hohem Niveau, was auch nicht jeder hören will.

Und ich kann mich auch  nicht ändern. Zwar verhungere ich hier nicht, aber ich hab eine Menge gelbe Tonne Müll produziert. Mir war gar nicht bewusst, wie viele ich alleine produziere. Aber kann man Rucula-Salat auspacken und lose mitnehmen und die Plastikschüssel im Laden lassen? Oder Pilze so in den Rucksack kippen?

Eines steht fest, es muss auf diesem Planeten noch viel passieren, bevor die Menschen würdig sind, andere Planeten zu besiedeln. Und dann stellt sich auch die Frage, ob das überhaupt moralisch die richtige Entscheidung wäre. Dürfen wir das? Müssen wir nicht dem Leben auf anderen Planeten erst einmal die Möglichkeit geben, sich dort zu entwickeln, bevor wir hingehen und mit unseren dicken Schuhen alles zertrampeln? Dürfen wir überhaupt mit unseren großen schädlichen Fußabdrücken irgendwohin?

Heute in den Nachrichten haben sie davon berichtet, dass auf einer Super-Erde, einem erdähnlichen Planeten mit dem Namen K2-18b Wasserdampf nachgewiesen wurde. Dadurch ergeben sich für meine Geschichte ungeahnte Möglichkeiten. Gut, dass ich den Oktopus Dr. Baila noch nicht habe töten lassen. Er ist ja auch kein Killer, sondern ein Lebensspender, der etwas erschafft. Er zerstört nichts.

Ich komme in meiner Geschichte jeden Tag nur ein Stückchen weiter. Aber was zählt ist, ich komme weiter. Und wenn es von Anfang an perfekt wäre, dann wäre ich ein Genie. Bin ich aber nicht, also kann ich mich auf eine lange Zeit der Überarbeitung gefasst machen. Erst mal muss ich mich durch die Handlung retten. Mit Veronika passiert noch zu wenig. Ich schreibe jetzt wieder mehr so, dass viel gedacht wird und das wenig passiert. Aber egal. Kleine Schritte.

Um meine Schienbeine zu schonen, bin ich gestern mal zu Hause geblieben. Ich hab mal recherchiert, was es alles sein kann. Da kriegt man gleich Angst. Früher taten die Schienbeine nur weh, wenn ich gerannt bin. Und jetzt, seit dem ich hier in der Stadt herum laufe. Der Fußboden ist hier härter. Es ist etwas anderes, als im Wald zu laufen. Oder tat es zu Hause auch schon beim Laufen weh? Diese Woche fällt der Sport ja aus, man soll Überlastung vermeiden. Vielleicht wird es dann besser. Vielleicht ist es noch eine nervige Nebenwirkung von der Chemo? Vielleicht auch angeboren. Vielleicht sind meine Beine verdreht?

Jedenfalls das Erste, was ich mache, wenn ich wieder zu Hause bin ist, dass ich mir eine neue Matratze kaufe. Meine Rückenschmerzen sind weg. Ich hab zu Hause ein Bett aus Pappe, aber die Matratze ist zu dünn und wohl schon etwas durchgelegen. Ich brauch was Neues. Die Matratze muss insgesamt dicker sein, über 20 cm und mit Gelschaum, umweltfreundlich, für Allergiker geeignet und mit 7 Zonen. Es gibt nicht jedes Model in der Breite, wie ich es brauche. Auch muss ich mal drüber nachdenken, ob ich mir einen neuen Laptop zum Schreiben zulege. Und ich muss endlich die Tischbeine für meine Bambusplatte kaufen.

VORHER

NACHHER

Wie gehts weiter mit Dr. Baila? Im Moment sitzt sie schon gefesselt auf dem Boden ihres Geheimlabors. Was machen die Studenten und die Kommissarin, die sie in Fischmenschen umgewandelt hat? Und was ist mit Robert, der vom Oktopus umgewandelt wurde? Kommen Melli und Robert endlich zusammen? Kann Dr. Baila trotz allem noch einen neuen Job auf der Super Erde angeboten bekommen, nach allem, was sie getan hat? Immerhin hat sie Melli und die beiden anderen Studenten ja nicht getötet. Und was findet Veronika in der Mine? Im Moment scheine ich direkt im Mittelteil der Geschichte zu sein, wo sehr viel passiert. Und genau diesen Teil werde ich später auch am meisten bearbeiten müssen. Aber das kommt später. Nicht jetzt.