Im Exil

Ich bin weg. Eine Woche im Exil. Ganz auf mich allein gestellt. In der Stadt. Ich laufe jeden Tag meine 10000 Schritte, benutze eine App, damit ich mich nicht verlaufe, dabei geht es im Grunde immer nur geradeaus.

Heute gab mein Schrittzähler wieder mal seinen Geist auf. Ärger mit der Internetverbindung. Ich bin also los, um eine neue Batterie zu kaufen. Bei Rossmann hatten sie diese Sorte nicht. Also bin ich einfach immer weiter geradeaus gelaufen.

Irgendwann kam ein Laden für Elektronik, da kaufte ich die Batterie, dann wechselte ich die Straßenseite und lief wieder zurück. Ich kaufte außerdem noch andere Sachen. Unter anderem eine kleine Melone, eine Mango, Radieschen, Pistazien, Jackfrucht in Currysoße und ein paar Vollkornbrötchen.

Als ich wieder zurück war, diesmal fast ohne App, nur mit logischem Denken und Erinnerungen, machte ich mir erst mal einen großen Salatteller mit Ruculasalat, Feta, Radieschen, Pilzen, Frühlingszwiebeln. Diesmal keine Tomaten. Dazu aß ich zwei Brötchen. Dann suchte ich das Fixit-Kit und reparierte meinen Schrittzähler. Schade, dass die Schritte heute nicht gezählt wurden. Aber so ist das halt.

Es tut bei jedem Schritt vorne an den Schienbeinen weh, dafür nicht mehr hinten im Rücken. Was ist das für ein Schmerz, der durch den ganzen Körper wandert? Auch wenn ich die Schuhe wechsele, dürfte das nichts ausmachen, solange ich die neuen Einlagen trage. Und die waren drin, aber tat trotzdem weh.

Geschrieben hab ich eineinhalb Übungen. Ich bin jetzt bei einer Kampfszene angelangt und das scheint nicht meine Stärke zu sein oder ich bin zu faul, wer weiß. Nicht dynamisch genug. Hab den Überblick über die Szene verloren. Aber was solls. Ich darf noch nicht überarbeiten. Wenn ich erst mal damit anfange, kriege ich den Rest nicht mehr geschrieben. Vielleicht sollte ich einfach weiter Scifi Serien auf Netflix schauen und mich inspirieren lassen. Aber ist es jetzt nicht doch im Moment mehr Fantasy?

Tagsüber ist es einsam, aber ich komme zurecht, kann mich beschäftigen mit kochen, putzen, lesen, schreiben oder Fernsehen. Aber Nachts kriege ich hier Beklemmungen. Es erinnert mich an die Zeit, als ich Babysitter war und immer allein mit den Kindern in fremden Wohnungen war.

Überhaupt: Stadt. Die Geräusche. Autos, Ambulanzen, ständig Sirenen, Kindergeschrei, Knarren, Schritte, Türen knallen. Da lobe ich mir die paar Trecker, Schnellfahrer, Milchwagen, Jäger, Tierärzte und Tiertransporter, die bei uns zu Hause immer vorbei fahren. Das Hundegebell. Den Lärm, den der Trockner macht und die ständig laufende Waschmaschine. Meine Mutter, wie sie staubsaugt oder mit den Katzen redet, wenn sie ihnen Futter gibt. Mein Vater übt Akkordeon. Mein Bruder Gitarre.

Die Sachen, die ich in dieser Woche fertig kriege, veröffentliche ich erst nächste Woche, wenn ich wieder zu Hause bin.