Das leere Blatt Papier

Zitat aus “die große Zeichenschule”, Hans Daucher:

“(…) Das Material mit dem wir heute umgehen ist uns völlig entfremdet (…) Perfekt weißes, maschinell zur vollkommenen Ebene gewalztes Papier (…) tritt uns nicht entgegen als die unverwechselbare Besonderheit und Einmaligkeit (…) Aller Anfang gestalterischer Tätigkeit ist heute bestimmt von dieser Entfremdung (…)”

Da ist mir in den Sinn gekommen, wie gut ich das misslungene blaue Aquarell für die Kritzelbilder verwenden konnte. Ich habe noch Skizzenbücher in sehr kleinem Format bei mir liegen, in die ich fast nie etwas hinein zeichne. Was, wenn ich mehr misslungene Aquarellbilder hätte? Misslungene Sachen scheinen auch die Fantasie anzuregen.

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Also habe ich daraus eine eigene kreative Übung gemacht. Ein normaler, aber sehr kleiner Skizzenblock, den ich Blatt für Blatt mit Aquarellfarben wahllos vollgeschmiert habe. Striche, Punkte, Flächen in Brauntönen, schwarz, grau und grün. Das sieht man hier links. So bekommt jedes Blatt Individualität. Damit sich das Papier nicht wellt, kann man etwas Schweres darauf legen. Wenn man eine ruhige Minute hat, setzt man sich dann hin und versucht zu erkennen, welches Bild in den sinnlos dahin geschmierten Aquarellklecksen stecken könnte. Diese Motive habe ich dann mit einem Tuschestift sichtbar gemacht und später noch mit Aquarellfarbe coloriert. In diesem Fall merkwürdige Fabelwesen.

Natürlich werden das keine perfekten Bilder, aber tolle Skizzen mit ausgefallenen Ideen, auf die ich sonst vielleicht nicht gekommen wäre. Außerdem merkt man so besser, wo man noch mal üben sollte. Bei mir sind es Details wie Hände, Arme, Beine. Mit dieser Übung übt man weniger die zeichnerischen Fähigkeiten, als vielmehr das kreative Denken. Und es macht Spaß.

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