Es ist vollbracht

Ich habe meine schlechten Kurzgeschichten vom Markt genommen. Ich fühle mich erleichtert und traurig zugleich. Jetzt gibt es mich als Autorin nur noch in dem Sammelband, wo eine meiner Kurzgeschichten mit vielen anderen zusammen ist. Sollte sie schlecht sein, so hat mir das jedenfalls niemand gesagt. Zum Glück hatte ich da noch nicht gemerkt, wie langweilig und chaotisch die anderen Kurzgeschichten sind, die ich 2015 veröffentlicht hatte, sonst hätte ich mir das niemals zugetraut, da mitzumachen.

Zehn von den Geschichten habe ich zum Überarbeiten aussortiert. Der Rest liegt auf Halde. Ich habe vor, aus den guten Ideen, die zweifellos dahinterstecken, jeweils einen Dreiteiler zu machen von 30-80 Seiten Länge. Ganz nach dem Vorbild des Geruchsklaviers. Ich übe Plot. Ich übe Prämisse. Ich übe Anfang, Mitte und Ende. Ich übe Spannung und Emotionen. Und vielleicht kommt etwas dabei heraus, was ich veröffentlichen könnte.

Während dessen sortiere ich meine Versuche, den Sciencefiction-Roman zu schreiben. Ja, es ist überwiegend ein Sciencefiction, denn selbst auf Veronikas Heimatplaneten herrscht die Wissenschaft als Ursache aller Ereignisse vor. Gentechnik oder Genetik. Es gibt eine Historie, die Menschen stammen eigentlich von der Erde. Genetik ist also ein Thema von vielen, was ich noch mal recherchieren muss. Alleine, damit ich weiß, welche Gerätschaften und Laborutensilien es auf der Forschungsinsel geben muss.

Anschauen, wie Bohrinseln gebaut werden, denn die Forschungsinsel muss irgendwie auf den Ozeanplaneten gebracht werden. Sollte sie nicht auf Stützen stehen, sondern schwimmend sein, dann kann sie nicht untergehen, sondern muss irgendwo stranden. Es ergeben sich ganz andere Inhalte. Im Moment hab ich beides drin. Es schwankt und sorgt bei Dr. Baila für Seekrankheit, aber dann bricht ein Pfeiler ab und die Insel geht unter. Es kann aber nur eins von beiden sein.

Es gibt aber in der Realität immerhin Kristalle am Vulkanschlund. Es wurden Mikroorganismen gefunden, die in Kristallen eingeschlossen sind und die auf der Erde bisher noch unbekannt waren. Und auf dem Titan gibt es Meere aus flüssigem Kohlenwasserstoff, dessen Moleküle selbstorganisierend und komplex sind, aus denen Salz-Kristalle wachsen. Wer sagt denn, dass es nicht irgendwo im Weltall eine mächtige Lebensform gibt, die über eine Art Macht verfügt, durch die sie Dinge nach ihrem Willen formen kann?

Auch bei Startreck, Perry Rhodan  und Dr. Who gab es schon kristalline Lebensformen. Nur warum solche Lebensformen dann Terraforming, Energie, Hitze, Kälte, Licht, Töne, Vibrationen, Wasser oder Pflanzenwachstum herstellen können, das kann ich bisher nur magisch erklären, was an mir und meiner Recherchefaulheit liegt. Ansatzpunkte in der Wissenschaft gibt es dafür bestimmt genug. Ich könnte vielleicht mit viel Recherche eines davon erklären, was weit hergeholt sein wird. Um die Leser von Scifibüchern zufriedenzustellen müsste ich diese Recherche-Arbeit aber auf mich nehmen.

Aber sind meine Zielgruppe nicht mittelalte Frauen? Bin ich sexistisch, wenn ich sage, die meisten Frauen schauen Startreck nicht wegen dem ganzen Technikkram, sondern weil es die Fantasie anregt und uns träumen lässt? Und wegen der Beziehungen und Dialoge? Wegen der Art und Weise, wie Probleme gelöst werden? Die komplizierten Begriffe halten nur die Illusion aufrecht, dass einiges davon wirklich möglich wäre. Sind jüngere Leser da wohl anspruchsvoller oder verzeihen sie eher Ungenauigkeiten?

Wie auch immer, wenn es Genetik gibt, die Leute unsterblich macht und in Hybridwesen verwandelt, sollte ich das erklären. Einen einzelnen intelligenten Oktopus, der Lebensformen herstellt, sollte ich erklären. Kristalle, die all das tun, was sie tun, sollte ich erklären. Ich sollte das gut erklären. Oder macht das am Ende die Story kaputt? Es muss auf jeden Fall in sich schlüssig sein. Müssen die Erklärungen in die Geschichte? Und wenn ja in welcher Form?

Wie haben die Kristalle diese Zwischenwelt hergestellt? Existiert dieser Ort wirklich irgendwo oder ist es eine Illusion, die nur im Gehirn stattfindet? Wenn es ein Ort ist, wie teleportieren die Kristalle dann die Seele der Leute dorthin ohne ihren Körper? Wenn es im Gehirn stattfindet, wie nehmen die Kristalle Einfluss auf die Gehirne von Leuten, die schon tot sind? Und wenn es etwas biologisches ist, dass nur bei humanoiden Echsen funktioniert, warum funktioniert es dann plötzlich auch bei Menschen und anderen Lebensformen?

Muss ich alles beantworten? Nein, aber das ist halt der Unterschied zwischen Sciencefiction und Fantasy. Bei Fantasy existiert einfach alles und es wird nicht in Frage gestellt, warum es existiert. Nichts muss erklärt werden. Nur das Ziel des Protagonisten.

Bei Sciencefiction gibt es immer einen Weg, der dahin führt. Es gehört auch zur Problemlösung dazu, herauszufinden, warum etwas funktioniert, damit man es im Notfall abstellen und so das ganze Schiff, die Menschheit oder was auch immer retten kann. John, Pepe und Moni sind Wissenschaftler. Ein Roboterbauer, eine Programmiererin und ein Erfinder. Sie müssen zumindest versuchen, sich die Ereignisse zu erklären. Warum untersucht Pepe den Kristall, bevor er ihn einsetzt? Was passiert dabei? Warum dürfen die Kinder dabei nicht zuschauen? Warum wurde nicht schon vorher darüber gesprochen, dass es der Akademie nicht gut geht und es eine Lösung wäre, den Simulator umzubauen und zu verkaufen? Warum kommen die Kristalle mit der Post, wenn sie doch so illegal sind?

Allerdings ist der Plot von Veronika eher ein klassischer Aschenbrödel-Plot. Nur dass sie keinen Prinz bekommt, sondern einen Bruder und eine neue Identität und als Gefangene auf einem Raumschiff den Planeten verlässt. Vorher wusste sie nicht mal, was Planeten sind.

Die Kristalle sind der Kern meiner Geschichte. Sie sind die Grundlage vieler Kulturen und Religionen und sogar eines Kults. Also vielleicht müsste ich das zumindest erklären. Sie sind mächtig. Eine Symbiose aus Kristallen, Vulkanen und Mikroben? Bakterien können so ziemlich alles. Sie können definitiv Leben auf einem Planeten entstehen lassen. Sie sind das Leben.

Bei Star Treck Discovery waren es Pilzsporen, aus denen eine spezifische Energie gewonnen wurde. Ich fand das toll und habe niemals recherchiert, ob das realistisch ist.

Muss Fiktion realistisch sein? Nein. Nur glaubwürdig. Also ja, Recherche muss jetzt erfolgen, bevor ich die zweite Rohfassung fertig schreibe. Ich hab die Geschichte geschrieben, um mich selbst zu trösten. Nun muss ich dafür sorgen, dass andere Menschen davon auch getröstet werden.

Manchmal habe ich Ideen für journalistische Artikel. Aber mein Fokus liegt jetzt gerade auf der Story. Ich muss langsam mal unabhängig werden und will meine Fähigkeiten nutzen, um passives Einkommen zu erwirtschaften. Mit meiner Kreativität. Wenn das läuft, mache ich die Artikel fertig, auch wenn viele dann nicht mehr aktuell sein werden. Ich muss viel härter an meinen Zielen arbeiten, sonst wird das nie was. Ich muss die Grundlage legen, damit ich später nur schreiben kann.

Immerhin hab ich das Problem mit dem symbolischen Rassismus gelöst. Der weiße Kristall ist der Heilkristall, der schwarze macht die Leute wahnsinnig? Nein, die Lösung, die ich jetzt habe, ist besser. Das war ein großer Schritt in die richtige Richtung. Es bedeutet aber auch, der ganze Anfang von Johns Plot kann nicht so passiert sein. Nun muss ich über Kristalle, Bakterien, Vulkane und Gentechnik recherchieren.

Ich hab Gestern die komplette Serie “Hollywood” angeschaut. Da geht es auch um Vorurteile, Rassismus, Sexismus und Homophobie. Und ich will in meiner Geschichte nichts davon, auch nicht latent, drinnen haben.

Schreiben unter Linux-Mint? Es läuft!

 

 

 

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