Einsamkeit Unendlichkeit

Ich bin heute wieder schlecht drauf. Das hat zwei Gründe. Einmal deprimiert mich, wie scheiße die Welt ist, in der wir leben.

Alles, was wir hier an Vorteilen haben, macht irgendwo anders was kaputt. Die Leute hetzen nur noch. Sie hetzen gegen Ausländer, Flüchtlinge, Langzeitarbeitslose, Pflanzen, Wölfe und so weiter. Es geht nicht mehr um Themen, um Wahrheit oder um Gerechtigkeit. Sondern jeder versucht nur etwas von dem Kuchen abzubekommen, bevor wir uns letztendlich selbst zerstören werden. Und das wird passieren.

Es ist wahrscheinlich sinnlos, etwas zu versuchen, denn die an der Macht sind, lassen die Macht so schnell nicht mehr los und die wollen keine Veränderungen, weil sie in dieser Art System ja erfolgreich sein konnten.

Und selbst wenn man versucht, alles richtig zu machen, es ist einfach nicht möglich. Diese Art Fortschritt, wie sie heute existiert, macht mehr kaputt, als das es hilft. Und das sollte nicht so sein. Fortschritt sollte nicht zerstörerisch sein. Zerstörerischer Fortschritt ist kein Fortschritt.

Es geht immer nur ums Geld. Ich glaube, man kann die Welt, wie sie heute ist, komplett vergessen. Die Strukturen sind alle so krank und schlecht. Ohne Menschen würde sich langsam alles wieder erholen. Aber so? Jeder kümmert sich nur um sein Seelenheil und bemüht sich, seine persönliche Droge immer verfügbar zu haben. Und es gibt viel mehr Drogen, als man denkt: Substanzen, Essen, Saufen, Telefonieren, Kaufsucht, Geldgeilheit, Machtstreben, Heldenverehrung, Hetze, Sadismus, Internetsucht, Fernseh-Betäubung, Computerspiel-Realitätsflucht, aber auch andere emotionale Bedürfnisse, die gefüttert werden wollen: Aufmerksamkeit, Likes bekommen, für klug gehalten werden, mit der richtigen Meinung auftrumpfen, berühmt werden. Das kotzt mich alles so an, denn es lenkt nur ab und bringt mich kein Stück weiter.

Dann wieder erinnert mich mein Körper daran, dass ich irgendwann sterben werde. Vielleicht früher, vielleicht später. Wo ich dann hinkomme, weiß ich nicht. Da ich schon zweimal Krebs hatte, ist das wohl ein Zeichen, dass es eher früher passieren wird. Also wozu das alles noch? Wozu Kraft und Zeit und Emotionen investieren, wenn ich doch nichts bewirken, nichts mitnehmen, nichts richtig machen und nichts zu Ende machen kann? Und trotzdem dann diese naiven Wünsche.

Trotzdem kann ich nicht aufhören zu träumen und mir Ziele zu setzen. Warum? Und mit jedem Wunsch, den ich mir erfülle, trage ich vermutlich zum Untergang bei. Ich bin genauso egoistisch wie alle anderen. Ich kann einfach nicht mehr involviert sein. Ich halte das nicht mehr aus. Ich möchte flüchten in meine Traumwelt und alles andere ignorieren.

Wenn eines Tages die Welt untergeht, will ich in meinem Haus sitzen und mir das alles aus sicherer Entfernung ansehen und denken, dass ich damit nichts zu tun habe. Was nicht stimmt, denn jeder hat damit was zu tun. Aber ich kann einfach nichts machen, um es zu verhindern. Es wird passieren.

Meine persönlichen Probleme interessieren niemanden wirklich. Also schreibe ich.

Nach einem Versuch mit Wölfen, der jetzt noch nicht passte, schreibe ich heute wieder bei John und Melli weiter. Zwar sind das alles nur Übungen, aber ich hab den Anspruch, dass es passen muss und dass die einzelnen Schauplätze sich abwechseln müssen. Schreiben ist wie eine Betäubungsspritze in mein Gehirn. Ich vergesse dann, was tagtäglich für ein Wahnsinn in der realen Welt stattfindet. In meiner ausgedachten Welt kann ich wenigstens in etwa bestimmen, was passiert.

Einsamkeit, Unendlichkeit
John starrte auf das Universum, dass sich über ihm ausbreitete. Er ließ sich nun die ganze Zeit auf dem Rücken treiben. Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, nachdem Melli verschwand und es interessierte ihn auch nicht. Er betrachtete aufmerksam die Farben der einzelnen Planeten und ihrer Monde und versuchte sich das Leben auf ihnen vorzustellen. So fühlte er sich nicht mehr so allein.
Doch er war allein. Ab und zu wurde er für kurze Zeit in seinen alten Körper zurückgeschickt, weil einer der Ärzte, die Meister Gunna bezahlte, etwas neues ausprobiert hatte, was zu wirken schien. Es war eine Kombination von Elektroschocks, Kälte- und Wärmepackungen und Physiotherapie. Manchmal wachte John innerhalb seines Körpers auf. Dann fühlte er sich wie in einem Gefängnis. Er konnte gerade mal seinen rechten Arm bewegen und etwas Unverständliches lallen. Dann wünschte er sich in die unendliche Leere des Weltraums zurück. Und sein Wunsch wurde jedes Mal erfüllt. Manchmal stand er auch neben dem Bett, in dem sein gelähmter Körper lag und beobachte die Bemühungen der Ärzte, die Handlungen der Pflegerin und das sorgenvolle Gesicht seines ehemaligen Professors. Was er auch tat, er war ein Gefangener. Er konnte wählen, entweder ein Gefangener in seinem eigenen Körper zu sein, eine verlorene Seele im unendlichen Raum oder eine geisterhafte unsichtbare Erscheinung ohne Kontakt zur realen Welt. Das war alles ziemlich gleich schlimm. Aber wenn er sich von all dem Stress erholen wollte, war es am besten, sich in der Weltenraumsuppe treiben zu lassen. Manchmal wünschte er sich, Meister Gunna eine Frage zu stellen oder ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Doch wenn er in seinem Körper war, konnte niemand ihn verstehen. Er brachte nur unverständliches Gelalle hervor und fühlte sich unendlich hilflos. Wenn er eine geisterhafte Erscheinung war, konnte niemand ihn sehen. Wenn er im Weltraum trieb, dann konnte er manchmal Dinge aus der anderen Welt hören und manchmal spiegelten sich die Ereignisse sogar in einer Gaswolke. Er hatte schon versucht, in die Wolke hinein zubrüllen, doch das hatte kaum einen Effekt. Manchmal hatte er das Gefühl, dass Meister Gunna sich suchend umsah, aber das konnte auch etwas ganz anderes bedeuten. Dann eines Tages kam Melli zurück. Eine riesige Welle bäumte sich am Horizont auf und rollte auf ihn zu. Er wusste, dass er hier nichts zu befürchten hatte, denn hier konnte niemand sterben. Im Gegenteil, die meisten waren ja schon tot, aber diese riesige Wand aus Materie zu sehen, machte ihm unglaublich viel Angst. Kurz bevor die Welle ihn erreichte, flachte sie plötzlich wieder ab und Melli war da. Sie schaute überrascht aus. Etwas verärgert. Er war so froh, sie zu sehen, dass er beinahe wieder den Fehler machte, sie anfassen zu wollen. Doch er hielt sich zurück. Diesmal wollte er sie nicht verscheuchen.
„Du?!“, sagte er nur hilflos.
„Ja. Ich. Verdammt.“
„Ich hab dich vermisst, Melli. Es war hier so einsam.“
„Ja, okay. Ich hab dich auch vermisst. Aber ich sollte nicht wieder hier sein. Ich hab was zu erledigen.“
„So? Wo warst du denn?“
„Ich war in dem Körper eines anderen. Robert. Ich kenne ihn von früher. Er hat sich auch als Praktikant beworben. Ich wollte, ich muss dabei helfen, meinen Mord aufzuklären.“
„Das ist möglich? Im Körper eines anderen?“
„Offenbar ja“
„Wie hast du das geschafft?“
„Das weiß ich nicht?“
„Komm schon Melli! Ich versuche hier schon die ganze Zeit etwas ähnliches, aber es gelingt mir einfach nicht.“
Melli versank bis zum Kinn in der Flüssigkeit. Das war ihre Lieblingsart, sich hier treiben zu lassen. Sie mochte es, das Wasser oder was auch immer es war, an ihr Kinn platschen zu lassen. Das half ihr beim Nachdenken. John versuchte etwas. So so. Er versuchte schon wieder etwas. Wohlwollend nahm sie zur Kenntnis, dass er diesmal nicht sofort versucht hatte, sie anzutatschen und sich an sie zu klammern. Dabei konnte sie den dringenden Wunsch danach immer noch in seinen traurigen Augen erkennen. Es muss einsam hier gewesen sein. Es wäre doch cool, wenn sie zusammen zurückkehren könnten, um ihren Mord aufzuklären. Dann wäre sie nicht alleine mit dieser grässlichen Person. Sie würde den Körper der Kommissarin oder der Ernährungswissenschaftlerin nehmen und er den von Robert. Zusammen würden sie Dr. Bail dann zur Strecken bringen. Aber wie bekäme sie ihn dorthin? Warum war sie selbst dort gelandet? Und was meinte er damit, dass er in der Zwischenzeit etwas Ähnliches versucht hatte? Dieser Typ war doch interessanter, als sie gedacht hatte. Vielleicht sollte sie sich an ihn gewöhnen. Okay. Informationen sammeln. Das war immer der erste Schritt. Informationen sammeln und Informationen austauschen.
„Erzähl mir erst einmal, was du hier versucht hast?“
„Ich habe versucht, in meinen Körper zurück zu kehren. Und das hab ich auch geschafft, aber…“
„Toll! Hey gratuliere! Was machst du dann noch hier?“
„Ich bin behindert.“
„Bitte was?“
„Ich bin dort behindert. Ich bin weitest gehend gelähmt und kann auch nicht richtig sprechen.“
„Ähm. Naja. Wie soll dein Körper heilen, wenn du nicht da drin bist?“
„Ich weiß nicht, ob er geheilt werden kann. Ich möchte ihn fragen, möchte wissen, was passiert ist, ihm erzählen, von diesem Ort. Aber es geht nicht. Weder in dieser, noch in der anderen Form.“
„Welche Form? Was hast du noch probiert?“
„Nun, du kannst dich erinnern, dass wir hier gehört haben, was er gesagt hat. Wir haben gesehen, was er gemacht hat, mit wem er gesprochen hat.“
„Ja. Stimmt. Ich erinnere mich.“
„Ich habe versucht, besonders laut zu schreiben, damit er mich hört. Ich dachte, es funktioniert vielleicht auch in dieser Richtung. Aber das tut es wohl nicht.“
„Keine Reaktion?“
„Naja, es sieht aus, als würde er innehalten, aber er antwortet nicht.“
„Mhm.“
„Und das andere ist noch schlimmer…“
„Was?“
„Da stehe ich ohne Körper unsichtbar neben ihm und er hört und sieht mich nicht. Ich kann nichts anfassen, kann durch Wände gehen, aber nichts bewirken. Es macht alles keinen Sinn. Ich werde noch wahnsinnig, wenn ich länger hier bleiben muss. Es ist so einsam. Es ist so passiv. Ich fühle mich so hilflos und nutzlos.“
Melli dachte kurz nach und meinte, sie hätte das Prinzip, wie das hier alles funktioniert, inzwischen ganz gut verstanden. Sicher war sie sich nicht, aber was hatten sie schon zu verlieren?
„Ich glaube, ich weiß, wie das funktioniert.“
John schaute sie ungläubig und traurig an.
„Ich habe sehr viel über den Mord an mir nachgedacht. Es war vorherrschend in meinem Gehirn. Ich wollte Rache. Ich wollte sie bestrafen. Ich wollte, dass alles es erfahren. Und plötzlich kommt eine Welle, die mich genau dort hin bringt, wo ich das tun kann.“
„Also konntest du deinen Mord aufklären, während du in dem fremden Körper warst?“
„Nein. Dazu reichte die Zeit nicht. Ich habe Zeit gehabt, einer Kommissarin wertvolle Infos zu beschaffen und alle gegen sie zu verbünden. Ich habe die Begrüßung mitgemacht, den Rundgang und das Essen. Dann war der erste Tag vorbei und ich ging schlafen. Und landete wieder hier.“
„Vielleicht hat man nur einen Tag. Aber warum kann ich das nicht? Warum bin ich nicht im Körper einer anderen Person aufgewacht, um zu sehen, was mit mir ist? Zum Beispiel in einem der Ärzte oder in der Krankenschwester?“
„Du hast ne Krankenschwester?“
„Ja. Sie müsste wissen, was mit mir ist und ob ich noch zu retten bin.“
„Konzentriere dich darauf und du landest vielleicht auch dort.“
„Aber ich…“
„Versuche es. Nutze deine Willenskraft! JETZT!“
John schwieg. Melli hatte diesen strengen Ausdruck in ihrem Gesicht. Sie hatte gar keine Angst vor dieser Situation. Das war vielleicht auch ein Grund. Er war zögerlich und zweifelte. Sie war selbstsicher und zielgerichtet. Er versuchte, sich zu konzentrieren. Dann kam die Welle und spülte ihn fort.
Melli blieb zurück. Sie drehte sich zum Nebel und beobachtete, was John dort unten tat. Er hatte es tatsächlich geschafft und war in der Krankenschwester gelandet. Sie schaute sich verwundert um und blickte dann nach oben, um zu rufen: „Melli! Hörst du mich? Es hat geklappt! Es hat geklappt. Ich bin hier!“
Ja, sie hatte gehört. Sie musste grinsen. Dieser Typ war wie ein kleines Kind. Naiv, anhänglich, schutzbedürftig. Sie würde erst ihm helfen, dann würde sie in überreden, ihr zu helfen. Offenbar tat es seinem Meister ja irgendwie leid, aber Dr. Baila war weitaus gefährlicher. Sie lies sich abermals von einer Welle mitreißen, hielt die Luft an und landete bei John. Nicht nur das. Sie landete in ihm. In seinem Körper. Verflixt. Ja, man konnte sagen, dass er behindert war. Sie wollte ihm etwas sagen, aber lallte nur unverständliches Zeug. Sie benutzte den beweglichen Arm, um wie wild damit herum zu wedeln. Die Schwester schaute ihn ungläubig an.
„Melli?“, fragte er.
Sie versuchte, ein Nicken zustande zu bringen. Dann deutete sie mit dem nicht gelähmten Arm auf die Akte, die auf dem kleinen Tisch am Fußende des Bettes lag. Er verstand. Er nahm die Akte und las. Jemand betrat das Zimmer. Es war Meister Gunna in Begleitung eines Arztes. Sie hatten sich wohl angefreundet und über Gott und die Welt geredet. Nun schaute der Arzt noch einmal nach seinem Patienten, um sich gleich darauf zu verabschieden. In der Hand hielt er einen Umschlag und sein Gesicht sah sehr zufrieden aus. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, seufzte Meister Gunna weinerlich und rieb sich die Augen, als wolle er Tränen unterdrücken. Er sah die Schwester eindringlich und lange an. Dann sagte er:
„Dieser Mistkerl hat schon wieder mehr verlangt, kannst du dir das vorstellen? Womit soll ich das bezahlen? Ich habe fast nichts mehr! Die Behandlungen kosten ja auch Geld. Bald müssen wir die Akademie schließen. Ich bin so müde. Ich kann nicht noch mehr Kampfsportkurse anbieten. Das schaffe ich einfach nicht!“
„Wofür war das zusätzliche Geld? Eine neue Therapie? Vielleicht bringt es ja was!“, versuchte John, naiv darauf einzugehen. Er verstand es immer noch nicht. Melli schaute ihn traurig an. Er hatte die Wahrheit immer noch nicht wahrhaben wollen.
Meister Gunna schaute die Krankenschwester entgeistert an.
„Willst du mich verarschen? Er erpresst mich! Er weiß alles! Wir haben doch darüber gesprochen! Wir sprechen jeden Tag darüber?“
„Ach so das,“ versuchte John zu reagieren. Er traute sich nicht mehr, irgendetwas zu fragen, und starrte den Meister nur an. Dieser war kleiner geworden, sein Rücken war gebeugt, sein Gesicht faltiger und von Gram gezeichnet.
„Da macht man einmal einen Fehler und muss für den Rest seines Lebens dafür büßen!“
John wollte zu gerne wissen, was Meister Gunna damit meinte. Er überlegte sich, wie er es aus ihm heraus bekommen konnte.
„Nun, so schlimm war es auch wieder nicht, was du gemacht hast. Gebe dem Arzt das nächste Mal eben kein Geld, was soll er schon tun?“, sagte John, die Krankenschwester.
Melli staunte nicht schlecht. Für jemanden, der die Wahrheit gar nicht vertragen konnte, stellte er sich gar nicht so dumm an. Hoffentlich würde er nicht daran zerbrechen. Wie auch immer. Sie hoffte, es würde ihn stark machen, damit er ihr bei ihrem Problem mit Dr. Bail helfen könnte.
„Nicht wirklich schlimm? Ich habe Dutzende meiner Studenten unwissentlich in meine Selbstmordmaschine gesetzt und danach auf dem Kompost entsorgt. Wenn das jemand erfährt, dann verliere ich alles. Ich werde im Gefängnis verrecken und in einem Atemzug mit den schlimmsten Massenmördern unseres Planeten genannt werden!“
Und berechtigt, dachte Melli und beobachtete Johns Reaktion. Er sah versteinert aus. Sie erkannte, dass er in seinen Erinnerungen kramte. Er versuchte, das Gehörte richtig einzuordnen. Dann sagte er verdutzt:
„Ich kann mich nicht an eine Selbstmordmaschine erinnern…“
Meister Gunna starrte ihn an.
„Jill. Was ist los mit dir? Ich habe dir die Maschine gezeigt und dir alles gebeichtet, nachdem wir zum ersten Mal im Bett waren. Erinnerst du dich nicht daran?“
Er schlief mit seiner Krankenschwester? John starrte diesen Mann an. Wer war das? Was für ein falsches Bild hatte er die ganze Zeit von ihm gehabt? Meister Gunna redete unbeirrt weiter.
„Ich habe sie in meine persönliche Selbstmordmaschine gesetzt und ihnen vorgelogen, es sei eine Zeitmaschine! Das weißt du doch. Jill? Ihnen wird die Luft entzogen, sie sterben, sie werden kompostiert? Jill? Komm schon, was hast du heute wieder für Pillen geschluckt?“
Melli beobachtete, wie der stille John langsam begriff, was ihm passiert war und womit er es hier zu tun hatte. Da war plötzlich eine so unbändige Wut in ihm, die wie zerstörerische Lava aus einem Vulkan an die Oberfläche brach.
„Du verfickter Mörder! Du verdammter Lügner! Ich habe so zu dir aufgeschaut, dich so vergöttert und in Wirklichkeit warst du nur ein Lügner und sogar ein Massenmörder?“ John hatte vergessen, dass er im Körper der Krankenschwester war, die offensichtlich eine intime Beziehung mit diesem Schuft eingegangen war. Er stürmte auf seinen ehemaligen Meister zu und prügelte auf ihn ein. Der jammerte:
„Jill, Jill, was tust du, Liebling, hör auf!“
John packte ihn am Kragen und schüttelte ihn. Dann brüllte er ihm direkt ins Gesicht:
„Schau mich an! Ich sagte, schau mich an, Du Betrüger! Du Mörder! Ich bin es! John! Ich bin im Körper dieser Schlampe, verstehst du das? Wo auch immer du hingehst, ich werde dich überall finden! Du wirst nirgendwo mehr in Sicherheit sein!“
Melli hielt den Atem an. Meister Gunna starrte sie an, als wolle er überprüfen, ob das, was John sagte, wahr sein könnte. Dann fing er an, wie ein Irrer zu lachen.
„Ha, ha, ha! Jill, Liebling! Ich dachte schon, mit dir wäre etwas nicht in Ordnung! Du hast mich mal wieder ganz schön reingelegt! Ganz toll, Jill. Herrlicher Spaß! Komm einfach nachher zu mir ins Bett, wenn du hier fertig bist! Dann überlegen wir uns gemeinsam, was wir mit Dr. Curadin machen! Ich habe keine Lust mehr, zu bezahlen! Er hat uns insgesamt fast zwei Millionen abgeknöpft. Ich denke, meine Schuld ist damit so langsam abgegolten!“
Er lachte und kicherte immer weiter und verließ das Zimmer. John blieb hilflos zurück. Melli wollte etwas Tröstendes sagen, schaffte es aber nicht. John setzte sich zu ihr auf die Bettkante, vergrub sein Gesicht in den Händen und fing an, bitterlich zu weinen. Was für ein Scheiß Tag. Er war diesem Typen die ganze Zeit völlig egal gewesen!