Nur noch neun Tage bis zum nächsten Schreibmarathon. Natürlich will ich wieder mitmachen, denn es ist die einzige Gelegenheit bisher, bei der ich es schaffe, etwas zu schreiben, was länger als zehn Seiten ist. Falls ich es diesmal auch wieder bis zum Ende durchhalte, werde ich also dann fünf Geschichten zum überarbeiten bei mir herum liegen haben. Ist das nun schlimm oder gut?
Ich habe immerhin die ganze Zeit über meine Geschichten nachgedacht und ein paar Fortschritte gemacht. Nach einer Weile erkennt man die Fehler, den falschen Aufbau und erinnert sich daran, was es mal werden sollte. Aber ich schreibe nicht mehr drauf los, bevor ich nicht genau weiß, wo die Reise hingeht. Das hab ich mir vorgenommen. Ich möchte nicht noch mehr Text verschwenden.
Mein Fernkurs “kreatives schreiben” war zu Ende und ich hab einen neuen Kurs angefangen, bei dem es um das schreiben von Kurzgeschichten geht. Das hilft mir, neben all dem Nachdenken über meine Geschichten auch etwas praktisches für mein Ziel zu tun. Es ist so ähnlich wie meine Aktion “jeden Tag eine Kurzgeschichte”, was ich nur im Winter wirklich durchziehen kann. Nur dass hier die Kurzgeschichten auf ein Jahr verteilt sind. Ungefähr jede Woche eine. Ein gibt auch ein paar andere Aufgaben.
Inzwischen weiß ich, dass die erste Geschichte von 2010 neu geschrieben werden muss. Ich könnte höchstens ein paar der Szenen darin recyceln. Die Hauptperson muss mehr in den Mittelpunkt. Bisher ist sie ein kleines, schwaches Würstchen und alles um sie herum ist interessanter als sie selbst. Ich habe ihr eine Persönlichkeit gegeben, die es liebt, alles allein mit sich auszumachen und in ihrer Bude Bilder zu malen und Kräuter zu züchten. Ich habe ihr eine verlässliche Freundin gegeben, die sie begleitet. Unterstützende Charaktere nennt man das.
In dieser Geschichte funktioniert es einfach nicht, wenn eine Person, die eigentlich schüchtern und mit sich selbst zufrieden ist, überall neue Leute kennen lernt und sofort mit ihnen befreundet ist und ihnen alles erzählt. Ich habe die beiden Freundinnen noch mehr miteinander verbunden, in dem die verwitwete Mutter mit dem verwitweten Vater der Freundin anbandelt. Vielleicht ist er auch nur geschieden. Außerdem gibt es jetzt eine verschwundene Schwester und einen Bruder, der auch eine unterstützende Funktion hat, wenn auch schwächer, als die Freundin. Und der Freund ist der Bösewicht, wie ich es von Anfang an haben wollte. Aber diesmal richtig. Auch für ihn habe ich mir eine passende Persönlichkeit heraus gesucht.
Zu der Geschichte von letztem Jahr fällt mir auch eine ganze Menge ein. Zum Beispiel könnte ich einen richtigen Sciencefiction daraus machen. Die Ansätze waren schon vorher da, weil ich mir Länder ausgedacht habe. Also warum nicht gleich richtig? Hier bietet sich wirklich die auktoriale Erzählweise an. Und ich muss mir auch mit den Bösewichten etwas mehr Mühe geben. Die Freundin spielt eine wichtige Rolle. Im Kern der Geschichte geht es nämlich darum, ob die Hauptperson diese gerade eben erst kennen gelernte Freundin für ihren “Erfolg” opfert oder nicht. Natürlich rettet sie sie und verhilft ihr zur Flucht. Dafür landet sie aber wieder im Umerziehungslager. Ich überlege außerdem, ob ich das ganze so mache, dass ich es eine alte Frau erzählen lasse oder die Personen erst zeige im Alter und dann eine jüngere Person die Geschichte erfährt durch Erzählungen und Briefe. Ich fürchte aber, dass ich das nicht so einfach hinkriegen werde.
Sorgen machen mir die mittleren beiden Geschichten. Das eine ist eine Stalking-Geschichte. Das andere eine Geschichte über eine Verwandlung, auch etwas Sciencefiction-mäßig. Die Stalking-Geschichte soll größtenteils auf einer Insel in der Südsee spielen und da war ich noch nie. Im Grunde genommen geht es aber darum, dass eine naive Person einen Internetblog hat und dort Geschichten veröffentlicht (ja, ich weiß, man soll eigentlich über bestimmte Themen als Anfänger nichts schreiben, zum Beispiel über jemanden, der Schriftsteller werden möchte). Sie hat schon einige Fans, aber einer davon ist halt ein Psycho. Er lockt sie mit einem gefälschten Gewinnspiel auf die besagte Insel. Das bedeutet allerdings, dass ich vieles von dem, was ich geschrieben hab, nicht mehr gebrauchen kann. Und auch die Persönlichkeit und das Leben dieses Psychos müsste ich mir erst mal ausdenken.
Die Verwandlungsgeschichte ist eine Geschichte über Wissenschaftler ohne Skrupel. Sie sind auf einem Forschungsplaneten, wo sie im Grunde alles tun können, was sie wollen. So erschaffen sie beispielsweise Wesen, die halb Mensch und halb Tier sind und benutzen ihre Praktikanten für Experimente. Ziel ist es, Forschungspreise zu gewinnen. Die meisten Experimente gehen leider schief und können nicht vorgezeigt werden. Die Hauptperson wacht dort in einer Zelle auf und muss erst mal heraus finden, wer und was sie ist. Dann versucht sie zu fliehen. Vielleicht rächt sie sich später auch an den Wissenschaftlern. Da sie unter Drogen gesetzt wurde, benötigt sie wieder eine unterstützende Person, die ihr hilft.
Im Grunde genommen sind das alles prima Ideen. Die Frage ist nur, kann ich es so schreiben, wie ich es mir vorstelle? Und wenn ja, wie?
Die Strukturen in einer Szene habe ich noch nicht geübt. Aber im November will ich versuchen, das zu beachten. Jede Szene besteht aus drei Teilen und immer zwei Arten von Szenen (Ziel oder Entscheidung) folgen aufeinander. Das macht die Sache etwas schwieriger. Normal soll man ja erst drauf los schreiben. Aber ich habe die Hoffnung, dass ich einen Weg finde, auch bei wenig Planung mehr das zu schreiben, was ich mir vorgestellt habe.
Da ist eine Idee, aus der ich bisher noch nichts richtiges machen konnte. Noch nicht mal eine Kurzgeschichte. Es geht darum, dass eine Frau sich mit den falschen Leuten einlässt und dann für Firmenspionage benutzt wird. Doch sie verliebt sich in ihr Opfer, steigt aus und wird dann von ihren Auftraggebern gefangen, betäubt und ins Meer geworfen. Jemand rettet sie und sie rächt sich. Ich hab schon mehrmals angefangen, die Geschichte zu schreiben, aber nie ist es was geworden. Ich hoffe, dass der Schreibmarathon genau die richtige Motivation dafür bringt. Der Kern der Geschichte ist natürlich die Zeit, in der sie im Wasser ist und denkt, dass sie sterben wird.
Entstanden ist die Idee aus einer Übung heraus. In dieser Übung sollte man eine Szene beschreiben, wie man sich das ideale Leben vorstellt. Ein großes Haus, schöne Möbel, großer Garten, liebevoller Ehemann, genug Geld, Haustiere, die Frau kann die ganze Zeit ihrem Hobby nachgehen (Bilder malen). Wie langweilig! Nun müssen Probleme her. Wie kann man aus dieser Idylle heraus, Probleme und Konflikte erschaffen? Genau. Sie ist nicht das, was sie zu sein scheint. Zwar versucht sie es manchmal zu verdrängen, nimmt Medikamente wegen ihrer Schuldgefühle, doch dann macht sie sich auf den Weg zum Bankschließfach, um Informationen für ihre Auftraggeber zu hinterlegen.
Mehr als das und ein paar wage Vorstellungen habe ich aber noch nicht. Ich bin sehr gespannt, was dann in der Hetze von diesen Vorstellungen wieder unter den Teppich fällt. Eines steht fest: Die nächsten Jahre hab ich genug Ideen für den Schreibmarathon.
Ich hoffe bloß, dass ich es irgendwann auch schaffe, mal was davon erfolgreich zu überarbeiten.