Die Welt, in der ich lebe

Demonstrationen trotz Corona in den USA. Wegen Rassismus.

Leute sterben wegen Rassismus im Jahr 2020. Und weil anfangs niemand Corona richtig ernst genommen hat, sterben auch Leute. Leute, die arm sind oder in gefährlichen Jobs arbeiten, überwiegend Schwarze, hieß es. 73%. Schon wieder Rassismus.

Ich schäme mich für die Menschheit. Leute sterben wegen Rassismus im Jahr 2020? Und wenn es nicht gefilmt worden wäre, wäre es stillschweigend vertuscht worden. Dachten die, es gibt keinen Aufstand, wenn gleichzeitig eine Pandemie herrscht? Dachten die, das Thema geht in den ganzen anderen Corona-Themen unter?

In solchen Momenten wird mir bewusst, dass wir nicht berechtigt sind, den Weltraum zu besiedeln, andere Spezies zu treffen oder auch nur die Fähigkeit zu erlangen, außerhalb unseres Sonnensystems irgendwas zu machen.

Wir sind es nicht wert. Und wir sind gefährlich. Es würde nur mit der Ausbeutung und Zerstörung des anderen Planeten und der Unterjochung der anderen Spezies enden. Vielleicht würden wir die fremde Spezies versklaven und ihre Kinder essen.

Anti-Diskriminierung sollte ein Schulfach weltweit werden, denn offenbar kriegen Eltern das nicht hin, ihren Kindern richtig beizubringen. Jeder gibt nur seine eigenen Vorurteile und sein Halbwissen weiter. Auch sollte es strengere Richtlinien geben, wer Polizist, Lehrer oder Politiker werden kann oder wer überhaupt berechtigt ist, eine Waffe zu tragen. Auch bei uns. Und für die Anti-Diskriminierungsklassen müssen externe Lehrer kommen.

Wir schimpfen immer auf die Waffengesetze der USA, aber auch bei uns gibt es eine Masse an Vollidioten, die Waffen haben und durch die Gegend rennen, um wahllos zu töten. Bis jetzt nur Tiere. Aber genau aus diesen Idioten wird dann später, wenn die Anarchie ausbricht, eine plündernde und vergewaltigende Horde.

Ich weiß jetzt, warum Oktavia Butler keine weitere Serie geschrieben hat. Es hat sie fertig gemacht, dafür zu recherchieren. Das hab ich irgendwo online gelesen. Denn natürlich basieren ihre Sciencefiction auf der Realität. Ich hätte schon gerne noch erfahren, was die Leute im Weltall erleben, welche Planeten sie finden und so. Schade.

Sie thematisiert ja auch Rassismus so oft. Vielleicht gibt es das woanders gar nicht, ich meine, auf anderen Planeten. Vielleicht gibt es das nur bei uns. Vielleicht ist unser Planet schon lange mit einer Art Warnsonde versehen worden, damit niemand uns besucht.

Als ich mir die Demonstrationen anschaute, die es jetzt überall gibt, dachte ich spontan, warum die nicht im Abstand von 1,50 m zueinander stehen. Warum brüllen sie und zünden Autos an? Haben sie gar keine Angst mehr vor Corona?

Warum bleiben sie nicht einfach stehen und schauen die ganze Zeit nur geradeaus, als wären sie Roboter? Oder warum tanzen sie nicht auf der Stelle, ohne Gewalt? So etwas hab ich gedacht.

Tanzen gegen rassistische Polizeigewalt? Wenn jemand ermordet wurde? Wahrscheinlich hab ich das mal in irgendeinem Film gesehen. Merkwürdige Assoziationsketten, die mein Gehirn da bildet. Weiße Privilegien, dass ich ungestraft so einen Mist denken kann, ohne erschossen oder mit dem Knie erstickt zu werden.

Corona ist den Leuten im Moment egal. Obwohl garantiert einige Vollidioten tatsächlich jetzt mit Bleiche gurgeln, aber vermutlich nicht die, die gegen Rassismus dempnstrieren. Ich kann manchmal die gigantische Dämlichkeit von Menschen nicht begreifen.

Warum zündet man Autos an? Weil es irgendwann passieren musste, dass das Fass überläuft. Irgendwann geht halt jeder auf die Barrikaden. Wenn man denkt, man wird einfach niemals angehört oder verstanden. Wenn es eine himmelschreiende Ungerechtigkeit gibt und alles andere einfach nichts bringt.

Dann zündet man Autos an und plündert. Aber das hilft niemandem.

Trotzdem. Man kann nicht den Rassismus erst anfeuern, für den Wahlkampf benutzen, hetzen und dann laufen lassen und denken, da wäre keine Grenze, bei deren Überschreitung es Aufstände gibt. Die Grenze gibt es immer.

Wir brauchen nicht verschärfte Polizeigesetze. Warum wird das in Deutschland gerade jetzt gemacht? Wollen wir hier etwa ähnliche Verhältnisse?

Sollten wir nicht erst mal alle Nazis aus dem Polizeidienst entfernen? Sind wir bald ein Polizeistaat? Ich bin sicher, dass noch eine Menge Nazis und andere Bekloppte bei uns als Polizisten arbeiten. Das darf nicht sein.

Ich hatte bis jetzt noch nie Angst vor der Polizei. Aber wenn ich demnächst aus Versehen einen Polizisten anremple, werde ich dann niedergeknüppelt?

Niemand steht über dem Gesetz. Weder Politiker, noch Ärzte, noch Polizisten. Und doch kriegt man mehr und mehr das Gefühl, dass man sich ab einem bestimmten Punkt überhaupt nicht mehr wehren kann und es immer schlimmer wird.

Manche Leute dürfen einfach alles. Wohin geht man, wenn der Täter ein Polizist ist? Oder ein allseits respektierter Arzt? Ein Priester? Warum sind Politiker die einzigen, die immer hetzen dürfen? Irgendwas stimmt doch da nicht.

Es ist so, als würde der Roman, den ich noch nicht geschrieben habe, langsam Wirklichkeit werden. Da stellt sich nur die Frage, wer die fünf Frauen auf der Flucht sind.

Ich bin wahrscheinlich keine von ihnen. Ich gehe ja nicht mal auf Demonstrationen, wie könnte ich mich da zu einer Flucht aufraffen? Und wohin?

Seit heute haben wir keine Badewanne mehr. Wir haben nur noch einen Krater. Kaputte Rohre. Einen halben Tag ohne fließendes Wasser zu sein, fand ich jetzt schon schlimm genug. Wie könnte jemand wie ich auf einer Flucht durch die Wildnis überleben? Ins Gebüsch kacken, die Blätter von Bäumen essen, Wasser aus dreckigen Tümpeln trinken?

Ich wäre also die, die in der Diktatur bleibt, online protestiert und dann im Knast gefoltert und vielleicht umgekrempelt wird. Warum sind die anderen Geschichten nun wieder vorherrschend? Vielleicht weil gerade Sachen passieren, die ich einbauen könnte?

Ist das Unglück anderer Leute meine Inspiration? Ist mein Unglück die Inspiration für irgendjemand anders?

Jetzt aber genug. Ja, es ist schlimm. Aber gerade passiert was. Die Leute reden endlich wieder über das Thema. Nur durch gesellschaftlichen Druck, der von den Leuten (auch berühmten Persönlichkeiten) und den Medien ausgeübt wird, werden träge und dümmliche Politiker zum Handeln bewegt. Nur, wenn klar ist, dass die Mehrheit es auch will, werden die an der Macht sich trauen, Veränderungen durchzusetzen. Veränderungen, die einige wenige stören.

Wann verändert sich etwas? Wenn es Proteste gibt, die groß genug sind. Und wann gibt es die Proteste?

Wenn die WUT bei den Leuten größer wird, als die ANGST.

Wenn man durch einen SCHOCK aus seiner Resignation gerissen wird.

Wenn man plötzlich merkt, dass man in SO EINER WELT nicht leben will und es darum auch egal ist, ob man für seinen PROTEST bestraft wird oder nicht.

Und darum zünden einige wahrscheinlich auch Autos an. Wenn die Erfahrung gezeigt hat, dass Kommunikation sinnlos ist, dann macht man halt irgendwas kaputt, damit die Leute hinsehen. Als Symbol dafür, wie man sich fühlt.

Jemanden zu töten ist und bleibt das schlimmere Verbrechen, als ein Sachschaden.

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