Letztes Herzeptin

Mit der Gabe des letzten Herzeptins ist meine Krebstherapie nun endgültig vorbei. Das finde ich einerseits gut, andererseits macht es mir auch Angst. Jetzt bleiben nur noch die nervigen Untersuchungen wie Mammographie und Herzultraschall.

Um Rückfälle zu vermeiden und den Leuten die Angst davor zu nehmen, sollte es jedes Jahr einmal eine Infusion mit irgendetwas geben, was kleine Krebszellen ohne viele Nebenwirkungen abtötet. Etwas, was gegen Krebsstammzellen hilft. Etwas, was Krebs im Keim erstickt, bevor er richtig groß wird. Etwas, was noch nicht erfunden wurde.

Bevor ich alles wieder vergesse, würde ich gerne die wichtigen Erfahrungen, die ich gemacht habe, in Text umsetzen. Nicht nur für mich persönlich, sondern auch, um anderen Menschen zu helfen. Leider bin ich nicht der Typ Mensch, der aus derartigen Erfahrungen sofort ein druckreifes Sachbuch oder einen Roman erstellt und dann damit passives Einkommen erwirtschaftet. Ich bin eher eine Person, die lange drüber nachdenken muss, bevor sie etwas versteht und bei Nichtgebrauch der Erfahrungen auch schnell wieder alles vergisst.

Ich fühle mich nicht mehr so müde. Es war wohl nur Frühjahrsmüdigkeit. Der Sport hilft mir mehr, als ich das jemals für möglich gehalten hätte. Ich werde für den Rest meines Lebens Sport treiben. Und Multivitaminsaft trinken. Besonders gerne mag ich die Sorten mit Himbeeren, Mangos und Bananen. Ich schreibe jetzt weiter an meinem Gesundheitsblog. Hier gehts ja eher um meine persönliche Entwicklung. Ich erwarte auch gar nicht, dass sich das jemand durchliest. Im Grunde mache ich dies hier nur für mich, damit ich weiß, wie ich mich weiter entwickelt habe. Und damit ich meine gemachten Fortschritte nicht so schnell wieder vergesse.

Ich habe keinen Krebs mehr. Ich habe jetzt nur noch langfristige Nebenwirkungen. Das ist toll. Die Hautreizung an meinem Nacken ist doch noch nicht ganz weg. Die Haut an meinem Port sieht ziemlich zerstochen aus. Von meiner Pflaster-Allergie ist dort eine gerötete runde Hautstelle zu sehen. Jetzt, wo die Wassereinlagerungen an der amputierten Brust vollständig weg sind, sieht die fehlende Brust ziemlich ungleichmäßig geformt aus. Die Narben und alles sind gut verheilt. Ich habe nicht mehr so oft Kopfschmerzen, wenn ich mich anstrenge. Allerdings habe ich auch gelernt, Anstrengungen und Stress in Grenzen zu halten. Ich sage jetzt schneller Bescheid, wenn mir etwas zu viel wird. Vorher konnte ich arbeiten wie ein Pferd. Jetzt weiß ich, dass ich kein Pferd bin und dass auch ein Pferd mal nur auf der Wiese stehen will.

 

Meine Ziele für die nächsten Jahre:

  1. Meinen Gesundheitsblog weiter schreiben
  2. Weiter Sport treiben
  3. Meinen Roman weiter schreiben (oder eine der anderen Romanideen umsetzen)
  4. Eventuell einen Ratgeber zum Thema Brustkrebs schreiben
  5. Gesund bleiben
  6. Mehr von den Dingen tun, die mir gut tun
  7. Irgendwann einen Onlinekurs zum Thema Ernährung erstellen

Ich habe inzwischen eine sehr lange Liste der Dinge, die mir gut tun. Trotzdem reduzieren sich meine Handlungen oftmals auf die einfachen, passiven Dinge, die immer funktionieren: TV, PC, Rehasport, zur Arbeit gehen und mit dem Hund laufen. Ohne die Reha wäre mir die Degeneration nicht mal völlig bewusst geworden. Der Rehasport und die Arbeit sind die beiden Aspekte, die verhindern, dass ich wieder degeneriere.