Männer und Frauen

Ohne Nahrungsergänzungen geht es nicht. Die bescheuerte Krankenkasse bezahlt das aber nicht. Ich hab es bisher nicht versucht gehabt, aber die beiden grünen Rezepte, die ich eingereicht habe, wurden ja auch nicht bezahlt. Dann kann ich ebenso gleich die Sachen kaufen, die ich für Richtig halte, egal, auf welcher Liste sie stehen oder auch nicht. Jedenfalls, wenn ich alles weglasse oder es nur noch unregelmäßig nehme, dann wird die Arthrose schlimmer.

Irgendwie bin ich im Moment zu träge, immer ein Foto einzufügen. Ich könnte mich ja mal wieder hinsetzen und versuchen, etwas davon zu malen.

Ich hab etwas gemerkt. ACE-Saft gibt es gar nicht mehr. Es ist nur noch E und C enthalten. Aber einen Saft hab ich noch gefunden, extra für die Augen, mit Provitamin A, also Beta Carotin. Meine Augen sind tatsächlich etwas besser geworden. Ist wahrscheinlich nur Überanstrengung. Als würde ich nicht genug Pflanzen essen, als Vegetarierin.

Und mein LDL Cholesterin ist auch ziemlich hoch. Also zu viel tierisches Fett. Als Vegetarierin. Wie geht es dann wohl typischen Fleischessern und Leuten die zusätzlich noch Rauchen? Rauchen ist eine Unart. Ich muss endlich mal meine Anti-Rauch-Artikel fertig machen. Bei mir ist es der Kuchen und die Kekse. Eindeutig. Und Sahne. Vielleicht auch Käse, aber ich esse wohl häufiger Kuchen, Kekse und Süßes, als dass ich Käse esse. Und das ist traurig.

Jedenfalls hab ich mir Keepnote als Verknüpfung auf den Desktop gemacht. Da werde ich jetzt zu Gesundheitsthemen recherchieren. Heute hab ich mich endlich mal wieder hingesetzt und fünf Seiten geschrieben. Richtig in der Handlung weiter gekommen bin ich damit aber nicht so. Trotzdem gut geworden. Es soll ja nicht gleich perfekt sein. Nicht so viel nachdenken. Die Geschichte soll sich natürlich weiter entwickeln. Und dann am Ende sehe ich, was ich habe und dann kommt die Überarbeitungs-Phase, die vermutlich ein paar Jahre dauern könnte. Aber bis dahin lasse ich alles raus. Wichtig ist, dass ich mich immer wieder ransetze. Es sollte nie länger als eine Woche dazwischen Zeit sein.

Das ist die 22. Übung in der 29. Woche

Zenobius und die alte Seherin

Als Zenobius die Hütte gefunden hatte, ging die Sonne schon unter. Er machte sich unglaubliche Sorgen um Katharina. Er hatte das Gefühl, dass sich das alles zu sehr in die Länge zog. Ganz tief in seinem Inneren befürchtete er, dass es schon zu spät sein könnte, wenn er zurückkäme, mit auch immer was für einer Medizin. Nervös klopfte er an der Holztür. Es dauerte eine ganze Weile, bis sich drinnen etwas regte, dann öffnete eine alte Frau die Tür. Ihre Haare waren lang und grau, ihre Falten zerfurchten ihr Gesicht. Aber ansonsten schien sie bei bester Gesundheit zu sein. Wenn sie selbst noch so gesund ist, dann kann sie vielleicht auch Katharina heilen, dachte Zenobius. Ihre Augen waren lebendig, tiefgrün, wie der Wald, in dem sie lebte und schauten ihn eindringlich an.
„Du bist es, Zenobius!“, sagte sie dann endlich und ging zurück in die winzige Hütte. Sie hatte sich dabei zwar auf einen Stock gestützt, doch den trug sie wohl nur als Zierde, denn es waren komplizierte Schnitzereien darauf. Vielleicht hatte sie ihn auch, um sich gegen Eindringlinge zu wehren.
Zenobius folgte ihr vorsichtig. Woher kannte sie seinen Namen? War sie tatsächlich eine Seherin? Für Katharina wäre das gut, aber er hatte sich immer geweigert, daran zu glauben, dass Frauen solche mächtigen Kräfte besitzen könnten. Überbringer dieser Kräfte durch Fortpflanzung ja, aber Anwenderinnen dieser Kräfte? Nein. Wie soll das gehen, dachte er. Sie sind schließlich nur Frauen.
Die Hütte war vollgestopft mit Gläsern, getrockneten Kräutern, die an einem Balken an der Decke in Sträußen an Fäden hingen und kleinen Töpfen und Schälchen. Es stand ein Tisch darin. Das Bett der alten Frau musste oben im Dachgeschoss sein, wo eine Leiter hinführte. Beachtlich. Er stellte sich gerade vor, wie diese fast hundertjährige Frau jeden Abend diese steile Holzleiter in ihr Lager hochstieg. Da sagte sie plötzlich:
„Ich bin weit über Hundert Jahre, mein lieber Zenobius.“
Er konnte nun nichts mehr sagen, denn offenbar konnte diese merkwürdige alte Frau sogar seine Gedanken lesen. Aber er musste auch nichts sagen. Sie redete von sich aus weiter:
„Die wegen der du hergekommen bist, wird die neue Königin der Waldelfen werden. Ob sie überlebt oder nicht, ist dabei vollkommen zweitrangig. Sie ist und bleibt die neue Königin des Waldes. Und sie ist auch die einzige, die uns Frieden bringen kann.“
Zenobius war zutiefst irritiert.
„Es gibt doch zur Zeit gar keinen Krieg, meine Liebe! Da haben sie sich wohl in der Zeit geirrt!“
Sie wurde zornig und ließ ihren Stock mit alles Wucht auf den Holzboden knallen, so dass Zenobius erschrocken zusammen zuckte.
„Du hältst mich wohl für eine alte senile Spinnerin, was? Etwas mehr Respekt, mein Lieber. Und wenn du mit offenen Augen durch die Welt gehen würdest, dann würdest du den Krieg überall sehen. Der Oktopus befindet sich seit Jahrtausenden im Krieg mit den Menschen, die hier Eindringlinge sind. Genauso befinden sich die Menschen mit ihren rücksichtslosem Verhalten im Krieg mit dem Wald und den Tieren. Sie achten das leben nicht.“
„Ach das meinst du. Ich habe es sehr wohl gesehen, aber das ist der lauf der Welt. Wir können nicht erwarten, das alles so bleibt, wie wir es kannten.“
Wiederum ließ sie zornig ihren Stock auf den Boden knallen.
„Sagt der, der Profit daraus schlägt, dass alles so ist, wie es jetzt ist.“
Zenobius schwieg. Er hatte das Gefühl, dass es hier um etwas anderes ging und so lange er nicht wusste, was die Alte von ihm wollte, konnte er keine Hilfe von ihr erwarten.
„Kannst Du Katharina helfen oder nicht?“, fragte er schließlich. Er würde keine Zeit mehr damit vertrödeln, eine Medizin zu suchen, die es vielleicht gar nicht gab.
„Keiner kann ihr helfen. Sie kann sich nur selbst helfen, da wo sie jetzt ist. Aber im Gegensatz zu dir habe ich nicht den geringsten Zweifel, dass sie es schaffen wird.“
„Wie meinst du das, wo sie jetzt ist?“
„Als du fort gings, fiel sie in ein Koma. Sie ist nun im Zwischenreich. Aber leider ist sie nicht in der richtigen Dimension des Zwischenreichs, darum braucht sie dennoch unsere Hilfe. Darum werde ich dich nicht mit meinen Stock verprügeln, du goldgieriger Narr, sondern mit dir zusammen arbeiten. Denn Katharina ist und bleibt die Königin unseres Volkes. Das Volk, was du erfolgreich verleugnet hast. Aber du gehörst dazu, Zenobius.“
Sie schob die Haare hinter ihre Ohren und es wurden spitze Ohren sichtbar.
„Es ist egal, wie rund du dir die Ohren schneiden lässt, Zenobius. Du gehörst ebenfalls zu uns. Wir sind das Waldvolk und unsere Königin hat keine Ahnung davon, dass der Wald sie braucht. Daran bist auch du schuld.“
„Alle sind tot, die sie mal geliebt hat. Was bringt es ihr, diese Verantwortung aufzubürden? Und was schlägst du vor, was sie tun soll? Gegen die Menschen kämpfen? Du hast gesehen, was sie mit ihr gemacht haben!“
„Ja, ich habe es gesehen. Ich habe es gesehen in meinen Visionen und konnte nichts weiter tun, als euch beide zusammen zu bringen. Aber du bist nicht mehr das, was du vorher warst. Du hättest sie schützen müssen. Sie fühlte sich bei dir nicht sicher, weil du Tiere ausbeutest und weil du ein Goldgieriger Narr geworden bist. Das hat sie erkannt und darum warst du nicht da, als es passierte. Hätte ich gewusst, dass du so korrupt geworden bist, hätte ich etwas anderes unternehmen können, aber ich dachte, es geht gut. Ich hab mich auf dich verlassen und den Fehler mach ich nicht noch einmal.“
Wieder knallte sie ihren Stock wütend auf den Boden.
Zenobius wich einen Schritt zurück. Er hatte es nun satt, sich von dieser alten Frau beschimpfen zu lassen. Er konnte es sich selbst nicht verzeihen, dass er Katharina alleine gelassen hatte, aber sie wollte seine Gesellschaft nicht mehr und war in den Wald verschwunden.
„Jetzt ist sie bei mir, also gib mir einfach die Medizin, dann kannst du mich verfluchen, so viel du willst, während ich mich auf den Rückweg mache.“
„Du bist dumm geworden und hast unsere Bräuche und das alte Wissen völlig vergessen, Zenobius. Da wo sie jetzt ist, muss sie alleine wieder heraus finden.“
„Dann sag mir, was ich tun soll!“
„So einfach ist es leider nicht.“
„Du hast gesagt, wir müssen zusammen arbeiten! Also erzähle mir endlich, welchen Plan du hast und lasse mich zu ihr zurück kehren!“
„Sie werden denken, dass sie tot ist. Sie werden sie beerdigen oder verbrennen.“
„Ich sehe ein, dass du mir nicht helfen willst. Ich habe meine Zeit verschwendet. Gib mir wenigstens die Zutaten, die man für diese Salbe braucht und sage mir, wie viel Gold du willst, dann verschwinde ich.“
„Ich habe die Zutaten schon lange in meinem Beutel. Ich werde mit dir kommen. Wir müssen sie mitnehmen, um das heilige Kind zu finden.“
„Ich habe keine zeit auf dich zu warten, geb mir die Medizin, alleine komme ich schneller voran.“
Die Alte hatte nur darauf gewartet, dass Zenobius so etwas sagte. Sie atmete tief in die Brust ein und stieß durch ihre Zahnlücke einen grausigen schrillen Ton hervor, der Zenobius das Blut in den Adern stocken ließ. Erschrocken hielt er sich die Ohren zu. Dann aber wurde es noch schlimmer, denn von weit hinter dem Horizont hallte ebenso ein schriller Ton, der sich ihnen schnell näherte. Schon gleich spürte Zenobius einen scharfen Luftzug und hielt sich seinen Hut fest, damit er nicht davonflog. Über den Baumwipfeln erschien plötzlich ein riesiger Vogel. So etwas hatte Zenobius noch nie gesehen. Als das Tier näher kam, erkannt er, dass es ab dem Hals wie eine Frau aussah, nur der Unterkörper war der, eines riesigen Vogels. Die Alte gab der Vogelfrau etwas zu fressen und setzte sich auf ihren Rücken. Sogleich hob sich das Tier wieder in die Lüfte und flog davon, Richtung Fischerdorf.
„Ich sehe dich dann dort, Zenobius. Und nehme dich in acht vor den Wölfen und Bären, die es in dieser Gegend gibt, denn du hast doch ach so viele von ihren Familien wegen ihrer Felle und deiner Goldsucht getötet!“
Die Alte würde Katharina retten. Da hatte er nun nicht mehr den geringsten Zweifel. Es machte keinen Sinn, in der Nacht zurückzulaufen, also ging er in die Hütte zurück, stieg die Leiter hoch und legte sich in das Lager der Alten. Hier stand eine Kerze und es lagen einige Bücher herum. Er würde also die Nacht nutzen, um sich etwas von dem verlorenen Wissen anzueignen, dass die Alte ihm voraushatte. Er ärgerte sich darüber, dass diese alte Frau ihm so sehr gezeigt hatte, an was es ihm mangelte. Ja, er hatte sich korrumpieren lassen von der Idee einer modernen Welt. Doch das ging nicht im Einklang mit der Natur. Er hatte nicht nur die Natur verraten und verkauft, sondern auch sein Volk. Er hatte selbst mit einem scharfen Messer seine Ohren gerundet, um nicht aufzufallen und mit den Menschen besser handeln zu können.
Der Arzt saß neben dem Krankenbett und starrte auf das kranke Waldwesen. Kurz nachdem ihr Begleiter fortgegangen war, war sie in eine Art Koma gefallen. Doch manchmal bewegten sich ihre Lippen, als würde sie mit jemandem reden. Das Fieber war etwas zurück gegangen. Noch bestand Hoffnung für sie. Er hatte sie in einen der hinteren Räume verfrachtet, um vorne weiter normale Patienten behandeln zu können. Das waren eigentlich seine Seuchenräume, wenn er jemanden isolieren musste. Es wäre eine Schande, wenn dieses junge Ding sterben würde. Im Moment konnte er nur die Entzündung kühlen. Die kalten Auflagen wurden jede Stunde gewechselt, auch in der Nacht.
Verstohlen öffnete er eine kleine Holzkiste. Ein leuchtend grüner Kristall lag darin. Einer der ärmeren Einwohner hatte ihn im Wald gefunden und es ihm als Bezahlung angeboten. Er hatte ihn nur einmal berührt und einige seiner eigenen Gebrechen waren augenblicklich verschwunden. Eine alte Wunde heilte plötzlich, es war nicht mal mehr eine Narbe zu sehen. Und auch seine Gelenkbeschwerden wurden weniger. Nicht nur das. Etwas anderes hatte sich geändert. Er hatte plötzlich keine Lust mehr, Fleisch zu essen. Er fühlte das Leid, das den Tieren angetan wurden. Er bemerkte sie nun und stellte sich manchmal vor, was sie wohl dachten. Vögel setzten sich auf den Fenstersims und schauten zu ihm herein und er hatte das Bedürfnis, ihnen Futter herauszubringen.
„Gibt mir den Kristall!“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm.