Ich sitze seit Monaten immer noch auf einem digitalen Haufen unfertiger Romanblätter, die sich einfach nicht zu einem Roman zusammenfügen wollen. Und irgendwie hat es auch nicht (mehr) geklappt, mit dem regelmäßigen oder gar täglichen Schreiben.
Zwar war ich abgekommen von dem “Schreiben ohne Sinn und Verstand, nur um Quantität zu produzieren”, hab mehr über mein Thema nachgedacht und Ideen auf Kladde notiert und alles, aber weiter gekommen im Text bin ich dadurch nicht, weil ich diese Ideen noch nicht umgesetzt habe.
Das kann man nämlich nur, wenn man sich mal hinsetzt und es ausprobiert. Ich hab mich für besonders schlau gehalten, nicht so viel Ausschuss zu produzieren, dachte, ich kann dann den Überblick besser behalten, aber das alles hat nur dazu geführt, dass ich gar nicht geschrieben habe. Das ist leider die bittere Wahrheit.
Wer schreiben will, der muss auch schreiben. Wer einen Roman schreiben will, der muss auch an dem Roman schreiben und nicht e-Mails an Freunde versenden, auf Facebook oder Youtube Kommentare vom Stapel lassen oder das tausendste Fernstudium anfangen.
Das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
Man muss den Mut und die Begeisterung haben, Ausschuss zu produzieren, denn nur so lernt man, ob man die eigenen Ideen so umsetzen kann, wie man gedacht hat. Ausprobieren. Versuch und Irrtum.
Ein Roman ist ein dichter Wald voller Brennnessel, durch den man sich mit einem scharfen Messer (idealerweise der eigene Verstand) bis zu einer Lichtung mit einem großen Kastanienbaum kämpfen muss, wo man plötzlich alles ganz klar sieht.
Vielleicht war es gut für mich, eine Schreibpause zu machen. Vielleicht brauche ich die neuen Ideen, musste was an Denkarbeit nachholen, die ich nicht leisten konnte, als ich in der Chemo war. Auch war es gut für mein Gehirn, dass ich eine Reha gemacht habe, denn Chemobrain habe ich durch die sportlichen Übungen jetzt kaum noch. Bewegung ist wichtig, Leute. Man kann nicht den ganzen Tag herum sitzen oder liegen und denken, dass man davon gesund wird. Man muss sich bewegen.
Aber ab und zu muss man sich dann auch mal wieder Zeit nehmen und sich an den Schreibtisch setzen und wirklich nur an seinem Roman schreiben. Zehn Minuten mindestens, besser eine Stunde.
Es geht wieder los.
Ein Aquarium mit Schnecken hilft mir jetzt, Stress zu reduzieren.