Die Qualen des regelmäßigen Schreibens

Heute ist der 10. Tag des Schreibmarathons und ich liege gut mit meiner Wortanzahl. Bin immer etwas drüber, obwohl ich einige Tage nichts geschrieben habe. Den Anfang, also die ersten Zwölf Seiten habe ich komplett überarbeitet, was auch noch mal lange gedauert hat.

Ich bemerkte den starken Drang bei mir, gleich zu viel zu verbessern, anstatt erst mal meine Ideen, die ich zu dem Thema hatte, aufzuschreiben. Was für ein Ärger, wenn man hinter seinen eigenen Erwartungen zurück bleibt. Man muss sich immer wieder selbst sagen, dass es eine Rohfassung ist. Und roh bedeutet, dass es danach erst noch zubereitet und gekocht oder gebraten werden muss. Wie auch immer.

Es ist unglaublich wichtig, bei der Rohfassung nicht den inneren Kritiker raus zu lassen. Eigentlich weiß ich das auch. Ich fand den Text dann plötzlich blöd, hab das Thema in Frage gestellt und die Motivation verloren, statt einfach weiter zu schreiben. Es ist nämlich nicht so, dass ich zu dem Thema keine Gedanken im Kopf habe. Eher so viele, dass ich sie nicht so schnell aufschreiben kann. Wenn man dann nochmal zurück geht und überarbeitet, ohne die Geschichte im Ganzen erst mal zu Ende zu bringen – sei die erste Fassung noch so blöd – verliert man nicht nur schnell die Motivation, sondern auch den Überblick. Es kann auch sein, dass sich die Themen der einzelnen Kapitel ungesund vermischen und dort stehen, wo sie noch gar nicht hingehören.

Meine Kapitelübersicht habe ich auch nicht gut geplant. Das ist eher so eine Art Brainstorming für das erste Kapitel geworden. In einem von meinen zahlreichen Ratgebern habe ich folgenden Tipp gefunden (hab jetzt keine Lust zu suchen, woher): Man schreibt den Anfang und den Schluss in Form kurzer Sätze. Also keine Seite dazu schreiben, sondern erst mal nur ein bis drei Sätze. Dann überlegt man sich, wie die Person von A nach B kommen soll und schreibt dazu auch einige Sätze. Man kann auch Ideen für drei verschiedene Enden entwickeln: Happy End, offenes Ende oder dramatisches Ende. Das hat mir besonders geholfen, weiter zu schreiben. Ich wollte schon aufgeben…

Wenn man die Verbindungen der einzelnen Meilensteine in der Geschichte logisch entwickelt hat, kann man ausführlicher schreiben. Man wird immer ausführlicher, bis der ganze Text fertig ist. So die Vorstellung, wie es idealerweise sein soll.

Das hab ich leider nicht so gemacht. Ich dachte, die Überschriften würden reichen, wenn man aber noch nicht festgelegt hat, welches die einzelnen Stationen sind, dann ist es sinnlos, Überschriften zu entwickeln. Überschriften helfen aber, wenn man an einer Stelle nicht weiter kommt. Dann schreibt man eben woanders weiter.

Ich habe mir allerdings Gedanken zu den Lebensläufen der Personen gemacht. Ob es mir geholfen hat, ist mir noch nicht klar. Eines ist sicher, sie machen nicht ganz das, was sie sollen. Manchmal sind im voraus erstellte Lebensläufe sicher hilfreich – wenn sie die Kreativität nicht allzu sehr einschränken. Vielleicht sollte man sich während des Schreibens auch notieren, was sich an Lebenslauf für eine Hauptperson herausbildet, damit man nicht durcheinander kommt und plötzlich was schreibt, was nicht dazu passt.

Statt immer wieder wie bei einer neurotischen Zwangshandlung über den Anfang oder sonstigen geschrieben Text drüber zu gehen und zu verbessern, schreibe ich jetzt einfach irgendwo los und wenn mir dann nur ein Absatz oder eine Seite dazu einfällt, schreibe ich an einer anderen Stelle weiter.

Die Panik, die ich bekam, weil ich zwei, drei Tage nichts schreiben konnte (keine Lust mehr, träge, Thema nicht mehr gut) war unbegründet, weil ich ja von der Anzahl der Worte her ganz gut bin. Es beruhigt mich auch, dass ich noch ganze 20 Tage Zeit habe, daraus etwas zu entwickeln, was eine schöne Rohfassung ist, in der ich dann hoffentlich alle meine Ideen zu dem Thema reinbringen konnte.

Das ganze so formulieren, dass es sich schön lesen lässt, kann ich ja danach immer noch.

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