Einfach ist manchmal gut

Und weniger ist mehr. Seit geraumer Zeit versuche ich nun, meinen ersten Roman zu schreiben, und komme dabei immer wieder an meine Grenzen. Zum Beispiel dabei, das zu sortieren, was ich schon habe. Oder den Plot zu planen. Oder Szenen zu schreiben, so dass sie Sinn ergeben. Oder überhaupt mal etwas zu schreiben.
Vor Kurzem habe ich mir dann ein Ziel gesetzt. Ich schenke mir zumindest die fortgeschrittene Rohfassung zum eigenen Geburtstag. Und der ist bekanntlich nächstes Jahr im Juni. Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag 1000 Worte als Minimum zu schreiben, habe dann aber bei Tag 5 gleich wieder damit aufgehört, weil …

… weil ich schon wieder anfing, Dinge einfach nur zu schreiben, um die Wortanzahl zu schaffen
… weil ich schon wieder ohne Rücksicht auf den Plot geschrieben und den Überblick verloren habe
… weil ich schon wieder nicht wusste wohin mit neuen Ideen, die nicht in den Teil passen, den ich gerade schreibe
… weil ich immer noch nicht alles gut genug durchgeplant habe

Also habe ich mich erst mal daran gemacht, die ganzen verteilten Versuche zu der Geschichte zusammenzutragen. Sämtliche Hilfssoftware / Autorensoftware, die ich mir nicht nur zu diesem Zweck besorgt hatte, war dabei eher hinderlich. Unübersichtlich, umständlich und nicht auf allen Betriebssystemen zu verwenden.

Da ich meist auf meinem Netbook schreibe, brauche ich Programme, die auf Edubuntu laufen. Die habe ich auch gefunden. Diese laufen dann aber nicht auf meinem Windows-PC. Und fast alles, was dort läuft, läuft nicht auf Edubuntu. Irgendwann kam ich darauf, dass ein einfaches Karteikartensystem mit Links am besten ist, um alles, was ich schon habe, zu sammeln und auszuwerten. Einfach ist eben manchmal auch gut. Und in ganz seltenen Fällen, laufen solche Programme sogar auf allen Betriebssystemen.

Meine Lösung: Auf dem PC Lexican, dass ich mir mal gekauft hatte, was sehr gut ist, um eine Struktur in die Zettelwirtschaft zu bringen. Die frühe Version gibt es inzwischen auch als Freeware: Lexican Pro. Es funktioniert ähnlich wie ein Mind-Map, nur dass man ganze Dokumente darin speichern kann. Hier kann ich sogar Fotos einfügen, wenn ich will und eine Quellensammlung anlegen.
Die Funktionen laden geradezu dazu ein, Inhalte zu sortieren und eine Struktur hinein zu bringen. Danach konnte ich das, was ich schon geschrieben hatte, endlich irgendwo sammeln. Als ich die Struktur vor mir sah, hatte ich gleich einige wertvolle Inspirationen, die ich ebenfalls eintragen konnte. Es gelang mir erstmalig, die alte Version meines Textes durchzusehen und anzustreichen, was ich davon noch gebrauchen kann und was sich inzwischen am Plot verändert hat. Zumindest zum Teil.

Ähnlich wie Lexican ist CUEcards 2000, dass Freeware ist! Eine verbesserte Version kann man hier ebenfalls auch kaufen. Für Edubuntu/ Linux eignet sich TuxCards oder auch BasKet Notizblätter. Ebenfalls gratis. Dort hat man auf der linken Seite die Struktur und auf der rechten Seite kann man einzelne Textfelder beschreiben und hin und her schieben.

Zum darin schreiben eignen sich die Programme allerdings weniger. Sie sind nur gut zum Sortieren von Dingen, die man schon geschrieben hat, die man dort hinein kopiert, um sie dann zu bearbeiten, bis es passt. Also, um den Überblick zu behalten.
Also habe ich gesucht und gesucht und FocusWriter gefunden.
Das ist ein Schreibprogramm, das alles ausblendet, was man nicht unbedingt braucht. Sichtbar sind nur der Hintergrund und ein leeres Blatt Papier. Man fühlt sich dadurch in die Zeit zurückversetzt, als man noch mit Schreibmaschinen geschrieben hat. Nur ich und das Blatt.
Das Design der Seite kann man verändern. Zum Beispiel rote Schrift, grüner Hintergrund oder das eigene Hintergrundbild. Auch die Schriftart und Größe kann man verändern. Das Menü wird erst sichtbar, wenn man mit der Maus an den oberen oder unteren Rand fährt.
Und das Beste daran ist, dass man sein Ziel festlegen kann. Zum Beispiel 1000 Worte pro Tag schreiben! Es wird dann angezeigt, wie viel man schon hat und wie viel man noch muss. Aber das aller-allerbeste ist, dass es auf Windows und Linux gleichermaßen läuft. Und gratis ist es auch noch. Gespeichert können die Texte dann in gängigen Formaten (odt, docx, rtf, txt), so dass ich sie einfach mit open office oder libre office öffnen und in PDF, doc oder anderes umwandeln kann.
Erst wenn ich den Text mit diesen beiden Hilfsmitteln bewältigt und gebändigt und fertiggestellt habe, kann ich mit Papyrus Autor dann die Feinheiten wie Rechtschreibung, Grammatik und Schreibstil überarbeiten.
Ich habe allerdings bei meiner Suche nach Ordnung und Überblick noch einige gute Gratis-Programme gefunden, die für den ein oder anderen sicher zu gebrauchen sind:

Scribus ist eine nette kleine Software, die auf Linux und Windows läuft. Man kann hiermit Broschüren, Karteikarten und Poster erstellen. Es benötigt allerdings Ghostscript. Das sollte kein Problem sein. Calligra-Author für Linux scheint wie scribus eher eine Art Layout-Programm zu sein. Schreiben kann man damit aber sicher auch.

Ein Gratis Mindmap-Programm gibt es ebenfalls für Linux und Windows: FreeMind.

Echte Autorensoftware ist yWriter, womit man Infos zu Personen, Orten, Szenen und dergleichen gesondert speichern kann. Da ich es nicht auf Edubuntu verwenden konnte, war es nichts für mich, denn am großen PC schreibe ich halt nicht oder nur selten. Ich hab es aber schon mal ausprobiert. Es ist schon sehr hilfreich und inspirierend.
Interessant auf Linux war für mich Kabikaboo, ein kleiner Schreibtisch, der die Plotplanung erheblich erleichtert. Ich habe dadurch viele neue Ideen bekommen, wie ich meinen Plot zu etwas verändern kann, was funktionieren könnte. Die Absätze für die Akte sind schon vorgegeben und mit Blabla gefüllt 🙂 Trelby (ein kleiner Hut) ist ebenfalls interessant für Leute, die gerne mal ein Drehbuch schreiben wollen und das ohne richtige Software einfach nicht können. Nach diesen Programmen musste ich lange suchen, aber siehe da: Ich habe gerade gemerkt, dass sie beide auch für Windows verfügbar sind!
Nun kann es also losgehen. Der Plot sieht besser aus, als vorher und ich hab Ordnung in meine Unterlagen gebracht.
Nächstes Ziel: Meinen Rückstand aufholen und viele neue Szenen schreiben. Da kann ich nur hoffen, dass mich nichts mehr ablenkt …

Katze