Es geht nicht ohne

Ich habs probiert. Es geht nicht ohne Veröffentlichung. Nur dadurch begreift mein Gehirn, dass die Handlung festgeschrieben wurde. Und erst dann kann ich weiter an der Handlung arbeiten.

Nicht zu viel über Verbesserungen nachdenken. Das verwirrt nur. Auf die Handlung konzentrieren, in die Geschichte eintauchen.

Es werden jetzt nur wenige Seiten. Mehr als Drei scheine ich im Moment nicht zu schaffen, aber vielleicht kommt das auch, weil ich mich auf dem Höhepunkt der Handlung befinde. Jetzt kommt es eben darauf an, dass es am Ende auch chronologisch zusammenpasst. Immerhin habe ich ein paar Seiten geschrieben, trotz des blöden Gesundheitszustandes, mit dem ich mich zur Zeit herumschleppe und trotzdem das Wetter heute mal wieder eklig warm ist.

Ich hab mir neuen Tee bzw. Sud gekocht: 40 g Löwenzahnwurzel, 40 g Hagebutten, 10 g Essiactee und 5 g Süßholz und 5 g essbaren Früchtetee. Soweit ich mich erinnere. Irgendwo hab ich es auch aufgeschrieben. Ich hatte zu wenig Wasser genommen und musste den Sud dann noch mal mit einem halben Liter aufkochen und verdünnen.

Ich hatte ja auch noch das Hagebutten-Tonikum im Kühlschrank, was auch zu helfen scheint. Es ist ein Wunder, dass ich die ganze Zeit herumlaufen kann, ohne zu merken, dass ich Arthrose habe, nur wegen ein paar Pflanzensäften. Vielleicht ist das Ganze ja auch noch eine Nachwirkung der Knochenspritzen, die meine weißen Blutkörperchen puschen sollten?

 

Wiedergefunden

Robert schnappte nach Luft, doch der Oktopusmann zog ihn immer weiter nach unten. John war aus Robert herauskatapultiert worden, hatte aber keine Zeit zu verschnaufen, sondern wurde gleich wieder in einen Strudel gezogen. Und er landete wieder im Oktopusmann. Nun sah er sich, wie er den armen Robert im Schwitzkasten seiner Tentakel in die Tiefe zog, erschrak und ließ sofort von ihm ab. Robert trieb nun leblos im Wasser.
„Was hab ich bloß getan?“, fragte John sich, bis ihm bewusst wurde, dass vor nur einer einzigen Sekunde die Situation noch anders herum war. Da war er das Opfer, weil in Roberts Körper, und er hatte keinen Einfluss auf das gehabt, was der Oktopusmann getan hatte. Aber jetzt hatte er. Er wusste, was zu tun war. Robert war tot, das spürte er instinktiv. Es gab nur noch eine Möglichkeit, ihn zu retten. Er musste ihn umwandeln. Er führte seine Tentakel in Roberts Mund, Ohren und Nase ein und pumpte ihn mit seiner Tinte voll. Es war nicht nur Tinte. Es war ein Gemisch aus Farbstoff, Genen und Proteinen. Und natürlich Kristallstaub, den er absorbiert hatte. Von diesem Staub bekam er seine ganze Macht. Die Fähigkeit, bewusst zu denken und Leben zu erschaffen, Wesen zu anderen Wesen zu formen. Kurze Zeit später lief Robert blau an, dass es John erschreckt hätte, wäre er im Körper eines Menschen gewesen. Aber das war er nicht. Er war nun im Körper dieses mächtigen Wesens und verstand die Zusammenhänge. Er brachte Robert in seine Vulkangrotte, denn er brauchte jetzt viel Zeit und Wärme, um sich vollständig umzuwandeln und zu regenerieren. Er würde später nach ihm sehen. Nun wollte er einem flüchtigen Gedanken folgen, dem er dem Oktopusmann entlockt hatte. Die Flasche mit Mellis Seele war auf den Meeresboden gelandet, glänzte jedoch so intensiv in dem Licht, dass durch die Wellen gebrochen wurde, dass sie kaum zu übersehen war. Er nahm sie an sich. Dieses Mal war es so, als wäre er in diesem Körper geboren worden. Er konnte alle seine Tentakel unabhängig voneinander bewegen. Er beherrschte die Fortbewegung perfekt und er war Herr seiner Gedanken. Er spürte, dass er dieses Mal stärker war, als der Oktopusmann. Er wusste jedoch nicht, warum. War er krank? Hatte das alles ihn so zu schaffen gemacht, dass es ihn so schwächte? Es war fast so, als würde er sich seiner Anwesenheit in seinem Körper bewusst sein und ihm den Vortritt lassen. Aber warum? Eine Falle? Nein, so falsch war dieses Wesen nicht. Er war der König der Meere und diesen Titel hatten die Wesen ihm gegeben, die er erschaffen hatte. Nicht er selbst. Er bewahrte Leben, erschuf es und schützte die, die zu ihm gehörten. Wenn er eine Seele in ein Glas tat, dann geschah das aus einem Grund. Er wollte diese Seele dadurch bewahren. Er wollte sicher stellen, dass sie ihre Form behielt und ihr Bewusstsein weiterhin ein Gefäß bewohnte, wie ja auch der Körper nur ein Gefäß für die Seele war. Das begriff John nun. Und er begriff, dass dieses Wesen ihm etwas zeigen wollte. Er ließ sich dorthin führen. Mit der rasenden Geschwindigkeit, die der mächtige Oktopus, der König aller Könige, erreichen konnte, schoss er durch das kalte Wasser. Nach einigen Kilometern wurde er langsamer. Hinter einem Wald aus Seegras wurde etwas metallisch Glänzendes sichtbar. Es war das gelbe U-Boot, dass Dr. Baila für ihre Tauchgänge benutzt hatte. Aus irgendeinem Grund konnte er nicht nur auf die Gedanken und Erinnerungen vom Oktopus zurückgreifen, sondern auch auf die von Robert und Melli und selbst auf die von Dr. Baila. Was bedeutete das? Ach stimmt ja. Melli war in Robert gewesen, das hatte sie ihm erzählt. Sie musste auch in Dr. Baila gewesen sein. Das war gut, denn langsam formte sich ein Bild von dem ab, was wohl passiert sein musste. Dr. Baila benutzte die kleinen Wesen, die der Oktopus als seine Kinder betrachtete, für widerliche Experimente. Der Oktopus hatte versucht, sich dagegen zu wehren, war an Land gegangen, um sie sich zurückzuholen, ihre Seelen zu retten. Etwas ging schief.
Melli hatte sie ihm inzwischen zurückgegeben. John konnte ganz deutlich die Dankbarkeit in den Gedanken des Oktopus erkennen. Er wollte nun etwas zurückgeben. Roberts Umwandlung war ein Teil davon gewesen. John schwamm auf das U-Boot zu. Es war dick mit Algen bewachsen. Verzweifelt und ungeduldig versuchte John, die Algenschicht mit seinen Tentakeln wegzuwischen. Es entstand ein kleines Sichtfenster. Als er hindurchsah, traute er seinen Augen nicht. Darin saß Melli. Es war eindeutig ihr Gesicht. Aber sie war keine Frau mehr. Sie war ein mutiertes Mischwesen aus Fisch und Frau. Wie eine Meerjungfrau aus den Sagen und Legenden, nur fischartiger, gröber. Er versuchte, an die Scheibe zu klopfen, doch mit Tentakeln ging das schlecht. Als er genau hinschaute, sah er sie atmen. Sie lebte noch! Während er umgebracht wurde, war sie nur bewusstlos. Sie sah den Wesen ähnlich, die Dr. Baila gequält und getötet hatte, nur hatte sie ihre normale Körpergröße behalten. Natürlich! Das war es, was Dr. Baila versucht hatte: Normale Menschen in Fischmenschen umwandeln, damit sie die Ozeane bewohnen könnten. Doch, wie man jetzt wusste, war es hier unten schon alles besetzt. Und ob man Menschen wirklich in die Ozeane lassen sollte, da war John sich auch nicht so sicher.
Ratlos blieb John vor dem U-Boot stehen. Er wusste nicht mehr weiter, versuchte, das alles nur zu verstehen. Da sendete ihm der Oktopus Gedanken. John schaute sich um und sah Robert, wie er auf sie zugeschwommen kam. Offenbar konnte der Oktopus seinen Geschöpfen seine Gedanken senden, sodass sie instinktiv wussten, was zu tun sei. Robert sah aus wie Melli. Ein Fischmensch war er geworden mit einer Flosse, nur größer. Man konnte ihn aber immer noch erkennen. Durch ihre Schwanzflosse waren beide nun geschlechtslos. Robert grüßte ihn ehrfürchtig, weil er ihn für seinen König hielt, und klebte dann mit seinem ganzen neuen Körper an der Glasscheibe, um Melli anzustarren. Er rüttelte an dem U-Boot, versuchte, die Tür aufzubekommen. Er schaffte es aber nicht.
John wusste plötzlich, warum der Oktopus ihn hierher geführt hatte. Melli, diese Fischmenschen-Melli, brauchte ihre Seele zurück. Erst danach würde sie wieder Leben. Er hatte ihr die Seele genommen, weil er sie für einen Eindringling hielt. Für eine Spionin, die Dr. Baila helfen sollte, noch mehr von seinen Wesen zu entführen, zu quälen und zu töten. Er war empört gewesen, dass jemand anders, als er, Wesen erschaffen konnte. Und zu welchem Preis? Doch als er mit ihrer Seele in dem Glas Zwiesprache gehalten hatte, erkannte er mehr und mehr, dass Melli nur ein weiteres Opfer dieser bösen Frau war. Keinesfalls war sie eine Komplizin. John nahm einen großen Stein, scheuchte Robert beiseite und schlug auf das U-Boot ein. Nach ein paar Schlägen bekam das Glas einen großen Spliss. Dann zerbrach es endlich. Schnell holte Robert Melli aus dem Scherbenhaufen und brachte sie an den sicheren Ort innerhalb der Vulkangrotte. John, im Körper des Oktopus folgte den beiden. Als Robert Melli dort abgelegt hatte, begriff John endlich, wie er die Flasche öffnen konnte. Er trat an den Lava speienden Vulkanschlot heran und warf die Flasche hinein. Die Flasche wurde durch die extreme Hitze geschmolzen, der Kristallstaub wurde wieder frei und verband sich mit der Seele, die daraufhin in ihren eigenen Körper zurückwanderte. Und kurz darauf öffnete Fischmenschen-Melli ihre Augen.
Wo John später noch landen würde, wusste er nicht, aber Robert und Melli waren in diesen Körpern gefangen, denn es waren ihre eigenen Körper. Sie waren halt nur mutiert. Er wurde traurig, wenn er daran dachte, dass er in diese ewige, öde Leere zurückkehren musste, während sie hier mit Robert herumschwamm. Die beiden kannten sich von früher und er liebte sie, das hatte er deutlich gespürt. Sie war sich ihrer Gefühle nicht so sicher, aber irgendwann, wenn die beiden sich hier eingelebt hätten, dann vielleicht würden sie sich finden.
Wie gerne würde er ebenfalls hierbleiben. Weniger, um sich anzusehen, wie die beiden sich neu verliebten, sondern vielmehr, um weiter wenigstens in Mellies Nähe sein zu können und um sie zu beschützen. Robert hatte jetzt schon schützend den Arm um seine alte Freundin gelegt. Sie schien nicht alle zu sehr überrascht zu sein.

John ließ die beiden allein. Sie würden zurechtkommen. Aber er hatte noch etwas zu erledigen. Pfeilschnell schwamm er zur Öffnung, durch die er damals auch die Forschungsinsel besucht hatte. Er glitt leise durch die Schleuse und aus dem Wasser. Nun galt es, Dr. Baila zu finden und unschädlich zu machen, ein für alle mal.

Bin auf Seite 116, die 31ste Schreibübung am Ende der 34sten Woche. Und jetzt noch ein Bild von besoffenen Schmetterlingen und Fallobst, das noch am Baum hängt.