Heute morgen hätte ich eigentlich ausschlafen können. Meinen Wecker lasse ich trotzdem immer klingeln. Manchmal schlafe ich viel besser, wenn ich den Wecker nach dem Klingeln wegdrücke. Außerdem klingelt mein Wecker fast gar nicht. Es kommt gar nicht dazu, weil das ein Tageslichtwecker ist. Vor dem Klingeln geht das Licht an und davon werde ich tatsächlich auch manchmal wach. Dann liege ich da und wundere mich. Ich muss schon sehr müde sein, um das nicht zu merken. Dann zirpt irgendwann einen laute Vogelstimme los. Aber wenn ich die Nacht mal wieder durchmache, dann kann ich so schlecht schlafen, dass ich auch vor dem Weckerklingeln schon wach daliege und darauf warte, dass der Tag losgeht. Wie das aussieht, wenn ich die Nacht durchmache? Ich schaue die ganze Nacht Krimis oder spiele zeitraubende PC-Spiele. Demnächst muss ich hier vielleicht zugeben, dass ich die ganze Nacht an meinem Roman geschrieben habe.
Mein Vater fragte mich, ob ich heute mithelfen könne, eine Stelle auf dem Festland zu putzen. Also sagte ich zu, anstatt zu sagen, dass ich meinen Endlos-Roman schreiben muss. Das hätte ich Gestern schon anfangen können. Die Handlung der ersten Folge steht zwar noch nicht, aber ich hätte schon anfangen können. Anscheinend hält mich noch etwas davon ab, eine Schreibroutine zu entwickeln. Was könnte meine Schreibroutine sein?
Ich sage allen, dass ich nicht gestört werden will.
Ich schreibe Nachts, weil es da ruhig ist?
Ich ziehe den Stecker vom Internet raus, damit meine Angst vor Hackern mich nicht behindert. Ja ich habe manchmal das Gefühl, dass mein PC gehackt wird. Ich frag mich dann immer, was die eigentlich von mir wollen. Es nervt auch. Ich habe zwei Antivirensachen bei mir installiert, die sich sogar zum Teil selbstständig aktualisieren. Im Zweifelsfall hilft aber nur, den Stecker zu ziehen und die Sachen, die ich schreibe auf einem USB-Stick oder einer Karte zu speichern und dann wegzuschließen.
Mal ehrlich, so kostbar ist das nicht, was ich schreiben werde. Schließlich muss ich es aus einem Kopf rausdrücken, in dem sich unglaublich viel Sondermüll befindet.
Heute morgen setzte ich mich vorsichtig auf. Erst mal hinsetzen, bevor ich meine Beine aus dem Bett hieve. Arthrose ist was ätzendes. Da fühlt man sich wie eine Art Roboter, der sich nicht natürlich bewegen kann. Falsch gebaut, falsch programmiert. Mein Blick fiel direkt auf eine Spinne. Der Körper war schmal und gedrungen, doch die Beine bestanden aus mehreren Gliedern und machten die Spinne zu einem riesigen Teil. Als ich etwas anderes an der anderen Seite sich bewegen sah, zog ich die Decke zurück. War da noch eine Spinne? Die andere Spinne bekam Panik und verschwand.
Spinnen lieben Betten. Das weiß ich von meiner Arbeit. Sie legen sich unter die Kopfkissen, genau wie Menschen. Ist ihnen vielleicht kalt? Ich weiß es nicht. Aber an dem einen Tag hat mich eine Spinne im Schlaf gebissen. Sie sah anders aus, als diese. Die Spinne damals war kleiner, die Beine eng am Körper und relativ kurz. Sie war weiß-gräulich. Sie hat mich ins Bein gebissen. Die Stelle wurde blau. Ein riesiger blauer Fleck, der unglaublich lange an meinem Bein zu sehen war. Irgendwie freute ich mich darüber. Das war etwas besonderes. Ich bildete mir ein, dass ich auf diese Weise langsam gegen Tiergifte immun werden würde. Natürlich glaubte mir das wieder niemand, obwohl ich die Spinne gesehen hatte und beschreiben konnte. Ist auch egal. Ich weiß, dass es so war.
Ich war Jahrzehntelang nur Putzfrau, trotz meiner ganzen Ausbildungen. Da ist es nur natürlich, wenn eine meiner Heldinnen auch Putzfrau ist. Gibt es in der Zukunft noch diesen Job? Natürlich. Es gibt Putzfrauen so lange, wie es Dreck gibt.
Ich muss mich jetzt anziehen und etwas essen. Nur noch so viel: Ich spinne nicht, aber in meinem Bett war eine Spinne. Verstanden?