Ist das Hirn zu voll oder zu leer?

Oder warum komme ich mit meinem Projekt nicht spürbar weiter? Ich habe es ja schon geahnt: Einen Roman zu schreiben ist nicht so einfach. Man schreibt und schreibt, aber selbst eine Unmenge an Worten bedeutet noch keinen Roman. In meinem Fall bedeutet es nicht mal eine fertige und brauchbare Rohfassung, sondern mehr eine Ansammlung von Ideen, die zum größten Teil wieder verworfen werden müssen.

Anfang und Ende stehen weitestgehend fest, doch die Mitte zu planen ist sehr schwer. Schwerer, als ich dachte, denn ich hatte eine Menge guter Ideen. Zum einen liegt es wohl daran, dass ich mich nicht entscheiden kann, welchem Genre mein Roman angehören soll. Soll ich es als Psychothriller schreiben (kann ich das überhaupt?), ist es ein normaler Krimi mit einer Außenseiterfigur als Detektiv oder vielleicht doch die Geschichte einer unglücklichen und enttäuschten Liebe, ganz ohne Happy End? Oder geht ein Mix nicht auch? Es fällt auf, dass meine Heldin in vielen Situationen nicht die mutigste ist und dass sie eine Freundin braucht, von der sie gerettet wird. Zudem braucht sie noch eine weitere Freundin, von der sie in Situationen gebracht wird, in die sie sich selbst nie begeben würde. Aber ist das wirklich so falsch oder kann es nicht auch interessant sein? Zum anderen habe ich Probleme mit den Konflikten. Innerhalb des zweiten Aktes bzw. dem Mittelteil zwischen Anfang und Ende, müssen sich die Konflikte bis zum Höhepunkt steigern. Aber wie? Und welche Konflikte? Zuerst hatte ich zu wenige Konflikte, nun sind es zu viele. Und alles scheint gleich schlimm zu sein. Manchmal frage ich mich: Worum geht es mir überhaupt?

Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann lese ich Ratgeber. Dabei kommen mir manchmal gute Ideen, die ich aber nicht immer notiere oder sofort umsetze. Eigentlich müsste ich dies und jenes mal tun, mal ausprobieren, ob es so oder so besser geht und viel mehr schreiben, auch wenn es dann nicht im fertigen Roman genauso stehen bleibt. Angst vor Wortverschwendung? Trägheit? Angst, dass ich noch mehr gute Ideen bekomme, die ich dann nicht mehr unterbringen kann? Was hält mich davon ab, Dinge einfach mal zu schreiben und dann zu schauen, ob es funktioniert? Eins steht fest: Ich müsste mehr schreiben. Viel mehr. Mutiger sein. Ideen schneller umsetzen.

Im Oktober mit der Planung fertig zu werden, ist immer noch möglich. Dann kann ich im November vielleicht die Rohfassung mit Hilfe des Schreibmarathons fertig stellen und mich dann ans Überarbeiten machen. Das hat mich früher ja auch motivieren können. Ich könnte es immer noch schaffen, bis Juni 2016 mit meinem Projekt fertig zu werden. Oder soll ich erst mal was anderes machen? An manchen Tagen ist mein Hirn definitiv zu voll, an anderen dafür zu leer. Ich habe noch nicht die Balance gefunden.

Wasser 1