Zurück zur ursprünglichen Idee

Es gibt so viele Fallstricke beim Schreiben. Vielleicht muss man jeden dieser Fehler einfach mal gemacht haben, um gewarnt zu sein und geheilt zu werden.

WO veröffentliche ich?
Die erste Frage, die sich jeder stellen muss, ist: »Denke ich, dass meine Sachen so gut sind, dass ich mir einen Verlag suchen kann«? Es ist allgemein bekannt, dass man mit vielen Absagen rechnen muss. Zudem muss jeder erst einmal recherchieren, bei welchen Verlagen es Sinn machen könnte. Wer das nicht schön findet und nicht so viel Zeit verschwenden will, verzichtet gleich darauf.

WAS kostet das?
Es ist auch bekannt, dass es Verlage gibt, die den Autor eines Werkes selbst die Kosten tragen lassen (Selbskostenverlage). Lektorat, Veröffentlichung, Werbung: Alles wird erledigt, so lautet das Versprechen, aber man muss kräftig dafür in die Tasche greifen.

Hat man kein Geld, wird einem hier erfreulicherweise die Entscheidung abgenommen. So war es auch bei mir. Es gibt zwar auch Firmen, die sich nur aufs Lektorieren spezialisiert haben, was dann auch deutlich günstiger ist, aber wie gesagt: Alles, was Geld kostet, fällt weg. Naja, nicht ganz. Eine Autorensoftware mit Korrekturfunktion tut es auch. Und man lernt noch was dabei, weil man sich mit seinem Text beschäftigt.

Will ich nur Meinungen oder will ich Geld verdienen?
Es hätte dann noch die Möglichkeit gegeben, einige meiner Geschichten auf meinem Blog zu veröffentlichen und auf Feedback zu warten. Da ich aber die Kommentarfunktion wegen Spam schon ausschalten musste, wäre das auch sinnlos gewesen. Es gibt aber auch zahllose Internetseiten, auf denen zukünftige Autoren Teile ihre Werke in einem Forum veröffentlichen und zur Diskussion stellen können. Irgendwie hab ich aber dann gedacht: »Wenn schon, dann richtig. Dann will ich auch gleich Geld damit verdienen, und wenn es nur ein paar Euro sind.«

Wie finde ich den richtigen Selbstverlag?
Also blieb nur der Selbstverlag übrig. Da gibt es viele. Man findet sie im Internet per Suchmaschine. Manche von ihnen kosten ebenfalls etwas. Bei manchen bezahlt man nur den Druck, kann das Buch dann selbst kaufen und an all seine Freunde verteilen, evtl. auch damit zu einer Buchhandlung gehen und fragen, ob man es dort auslegt. Bei anderen bezahlt man anfangs gar nichts. Es wird dafür bei jedem Verkauf etwas vom Gewinn abgezogen. Ideal für Leute mit wenig Geld. Eine hohe Verbreitung des Werkes ist ebenfalls wichtig, wenn man es wirklich verkaufen will.

WAS veröffentliche ich?
Der Roman ist noch nicht fertig und ich hatte das Glück, es auch zu erkennen. Manche machen vielleicht aus der ersten Nanowrimo gleich ein Buch. Was sich viel besser zum Üben einer Veröffentlichung eignet, sind Kurzgeschichtenbände. Es interessiert sich nämlich niemand für Kurzgeschichten. Das gibt einem neuen Autor Zeit, immer wieder das Ergebnis zu verbessern und zu überarbeiten. Außerdem eignen sich E-Books für Anfänger auch besser, da die Kunden im besten Fall die neue Version auf ihren E-Reader geladen bekommen.

Ich habe mich relativ sicher gefühlt, weil ich nur Kurzgeschichten veröffentlicht habe, die aus Fernstudien stammten. Die waren also schon korrigiert und bewertet worden. Ich war mir relativ sicher, dass sie fertig und einer Veröffentlichung würdig waren. Doch nachdem ich sie veröffentlicht hatte und ich das alles nochmal las, kamen mir Zweifel. Ich fand noch so viele logische Fehler, Lücken und die Rechtschreibung und Grammatik, war voller Fehler, die ich vermutlich schon seit der letzten Rechtschreibreform mache. Am Ende war ich richtig froh, dass bis dahin noch kein einziger Download stattgefunden hatte.

Wie veröffentliche ich?
Man benötigt ein Dokument, das hochgeladen werden muss. Das Dokument muss in einem bestimmten Format sein. Das funktionierte bei mir nicht, also kopierte ich meinen Text in den Editor. Bei jeder Veränderung musste ich alles nochmal neu kopieren.

Auch wenn man den Ehrgeiz spürt: Ein eigenes Cover zu erstellen, sollte man lassen. Bei jeder Veränderung muss man sonst alles nochmal von vorne mit einem Grafikprogramm bearbeiten. Außerdem sind manche Schriften gar nicht frei verfügbar, sondern genauso geschützt wie Musik oder Fotos. Man muss erst nach freien Schriften suchen und diese sehen oft nicht so ausgewogen aus und sind schlecht zu lesen. Wer gut fotografieren kann, der kann aber zumindest ein eigenes Foto in sein Cover einbauen. Selbstverständlich mit Hilfe des Cover-Editors.

Einen Titel ausdenken, ein Pseudonym ausdenken, denn ich will ja nicht, dass wildgewordene Fans mich zu Hause besuchen und mir meine Privatsphäre zerstören. Ja, die Fantasie spielt verrückt, sobald man auch nur daran denkt, etwas zu veröffentlichen. Es könnte schlechte Rezensionen hageln. Das Werk wird in den Medien als das Schlechteste überhaupt bezeichnet. Es gibt schon einen US-Film mit fast genau der gleichen Handlung. Man wird über Nacht reich und berühmt und kommt dann gar nicht damit klar. Das alles könnte passieren. In einem weiteren Roman. Im echten Leben keinesfalls.

Es ist darum etwas übertrieben, nicht gleich den eigenen Namen zu verwenden, sondern sich ein Pseudonym auszudenken. Auch weil mein Name ohnehin im Impressum meiner Blogs stehen muss, samt Adresse und das Gleiche nochmals im Impressum meines E-Books. Sicher gibt es auch Möglichkeiten, dies zu umgehen und so zu veröffentlichen, dass niemand weiß, wer es verbrochen hat. Aber warum?

Problematisch wird es dann, wenn man in einem schon veröffentlichten E-Book das Pseudonym ändert. Es existieren dann zwei Versionen des Werkes und das hat zur Folge, dass Leser die jeweils aktuelle Version (falls noch etwas verbessert wurde) evtl. nochmal kaufen müssen.

Damit aber überhaupt jemand sich mal für deinen Kurzgeschichten-Band interessiert, musst du es überall herumerzählen, evtl. sogar Werbung machen, eine Fanseite auf Facebook und eine Amazon-Autorenseite mit dem hübschesten Foto von dir erstellen und eine Gratisaktion machen.

Und als endlich eine Freundin von dir deine Sachen gelesen hat, findet sie sofort einen peinlichen inhaltlichen Fehler, den du noch korrigieren musst. In der Gratisaktion haben aber alle noch die Version mit dem Fehler heruntergeladen! Wie blöd.

Wie kommen inhaltliche Fehler in den Text?
Es gibt einfach so viel, was man da falsch machen kann. Zum Beispiel, wenn es in der Geschichte keinen echten Helden gibt und auch keinen echten Plot.

Mein häufigstes Problem: Die Heldin ist eine Transuse und kriegt alleine nichts gebacken, weshalb ich unzählige andere Personen erschaffen muss, um diese Transuse herum, damit überhaupt Handlung im Text entsteht. Die Transuse würde die ganze Zeit nur am Fenster sitzen und rausstarren und dabei wichtige Sachen denken. Alles Rückblenden und Zukunftsvisionen. Eine echte Handlung findet nicht statt. Niemand will sowas lesen, nicht mal ich selbst.

Mein zweithäufigstes Problem ist der Plot. Oder sogenannte Akt-2-Probleme. Die Geschichte startet mit einem Konflikt. Dann kommt ganz viel Füllstoff, der nicht wirklich etwas mit dem Konflikt zu tun hat, dann kommt das Ende. Wenn man merkt, dass man Akt 1 und Akt 3 auch direkt hintereinander hätte schreiben können, stimmt irgendwas nicht. Zum Glück gibt es einige Hundert deutsche Schreibratgeber (wenn überhaupt 100) und über eine Million englische Schreibratgeber (oder mehr). Irgendwas ist da immer dabei, aus dem man die Lösung für seine Schreibprobleme ziehen kann.

Zum Beispiel das:
Act Two Secrets

In Akt 2 muss die Heldin so mit dem Konflikt konfrontiert werden, dass sie nicht ausweichen kann. Bei einer Transuse wäre dass dann vielleicht noch durch emotionale Erpressung möglich. Oder auch, indem sich irgendetwas ändert, was sie zum Handeln zwingt. In meinem Fall ist das zunächst das Ende ihres Studiums. In der ersten Version war sie noch am Studieren, ich habe also schon dazugelernt. Sie muss sich jetzt eine neue Wohnung und einen Job suchen. Und alle, die ihr sonst helfen könnten, tun es aus irgendeinem Grund nicht. Einige Dinge hatte ich überraschenderweise schon richtig gemacht, ohne es zu wissen. Es überrascht mich immer wieder, wenn ich feststelle, dass ich etwas richtig mache.

Es muss in Akt 2 auch mit dem Konflikt weiter gehen, den man in Akt 1 etabliert hatte. Oder eben, den man sich für den gesamten Plot vorgenommen hatte, auch wenn es ein Entdeckungsplot ist, wo die Heldin am Anfang noch nicht weiß, worum es geht. Es kann nicht im Akt 2 plötzlich um etwas ganz anderes gehen. In meinem Fall ist zwar das Ende des Studiums der Auslöser dafür, dass die Heldin aktiv wird, aber das ist nicht der Konflikt, denn es könnte auch alles gut gehen. Mein Konflikt liegt woanders.

In der letzten Zeit habe ich zu dem Roman so viele Ideen gehabt, aber ohne mich darum zu kümmern, ob das auch alles zusammenpasst. In meiner Geschichte wird der Konflikt durch ihren Freund ausgelöst. Also habe ich mir für ihn eine Konfliktsteigerung überlegt. Alles, was dort nicht hereinpasst, werde ich auch weglassen.

Ohne meine Akt-2-Probleme verstanden zu haben, macht es keinen Sinn, Akt 2 zu schreiben. Ich hinke darum im Schreibmarathon auch etwas hinterher. Ich verstehe jetzt aber, warum ich beim ersten Versuch nicht zufrieden war. Ich habe einfach um das Problem/den Konflikt herumgeschrieben. Jetzt wird alles besser.

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