Mein Gartenprojekt, Schreibübung

Ich spüre es wieder. Die Sonnenstrahlen rufen mich nach draußen. Ohne darüber nachzudenken, lasse ich alles stehen und liegen, was ich gerade gemacht habe und ziehe mir meine Schuhe an. Ich schalte den PC aus, greife meine Jacke. Ach ja, noch mal schnell auf die Toilette. Dann die Treppe herunter.

Der Kater steht mal wieder auf der Treppe und frisst die beiden Näpfe leer. Einer für die Katze, einer für den Kater. Der Kater ist fett. Die Katze ist klein. Er wartet, bis die Katze gefressen hat, dann nimmt er sich den Rest. Als der Kater sieht, dass ich die Treppe herunter will, sein Name ist übrigens Moritz, geht er mir schnell aus dem Weg. Das macht er immer, als würde ich ständig auf ihn drauf treten oder so. Kann mich nicht an so etwas erinnern. Zumindest nicht auf der Treppe.

Ich laufe nun mehrmals hoch und runter, weil ich nicht weiß, was ich alles mitnehmen will. Meine Bohnen, Zuckererbsen, Zuckermais und Hokkaidokürbisse, die ich im Zimmergewächshaus vorgezogen habe, bleiben vorerst noch drin. Ich trage alles runter, um es meinem Vater zu zeigen. Ist noch zu früh, meint er. Morgens gibt es noch Frost. Meine Mutter musste morgens den Frost von der Scheibe kratzen. Sie hat sich darüber geärgert. Ihre Tomaten hatte sie von der Fensterbank schon ins Gartengewächshaus umziehen lassen. Dann wurde es noch mal richtig kalt und alles ging ein.

Der Samen war ein Geschenk von mir zu Weihnachten und Geburtstag. Ich gebe ihr daraufhin zum Trost noch zwei Packungen Zuckermelone. Ich trage das Gewächshaus wieder hoch und drehe diesmal die Kürbisse an die Fensterseite. In dem zweiten Zimmergewächshaus (habe insgesamt vier) ist meine Schattenwiese. Da kommen auch schon Keime hoch. Aber das ist dann vermutlich auch noch zu früh. Also nur die anderen Samen. Pflanzen aus der Region Nord-West. Biosamen. Ich sortiere die Sonneblumenkerne heraus, weil ich die an einem besonderen Platz pflanzen will. Dann noch so Samen, die aussehen wie krumme Gurken. Ich will sehen, was daraus wird. Sie kommen in einen Topf. Das andere ist zu klein zum Sortieren und ich habe da auch keine Lust mehr drauf.

Ich werfe mir den Kater über die Schulter, der quakt, und nehme die Schüssel mit dem Samen, darin das Glas mit Sonnenblumen und darin das kleine Glas. Dann raus vor die Tür. Der Kater gerät in Panik, sobald er draußen ist. Ein Trecker fährt gerade vorbei. Er will runter und läuft zur Tür. Aber die Tür ist zu. Laika schaut neugierig. Sie rennt in den Garten vor und beschnüffelt alle Rattenlöcher.

Die Ratten sind von unserem Grundstück weggezogen. Sie holen sich nur noch das Futter hier. Alles, was vom Futterspender herunter fällt und was im Komposter liegt. Ich habe die Äste gekappt, die es den Ratten so einfach machten, direkt aus dem Futterspender für die Vögel zu fressen. Dann haben sie von dem anderen Grundstück einen Weg angelegt, der durch den Zaun direkt in den schwarzen Komposter führt. Mein Vater hat eine Rattenfalle hineingelegt, aber wir fangen damit nur Mäuse. Warum können nicht Ratten dümmer sein und Mäuse schlauer?

Ich stelle meine Samenbehälter auf meinen dunkelgrünen Gartentisch. Da steht der alte Hundekorb aus blauem Plastik drauf. Darin sind die Kletterpflanzen, die ich von meiner Mutter geschenkt bekommen habe, aber noch ist nichts zu sehen. Es war ein Saatband. Ich hab es zerrissen und auf den Boden des Behälters verteilt. Dann Erde drüber. Irgendwann wird es schon rauskommen.

Wo ist der Kater? Er soll mit mir in den Garten. Immer nur drinnen sitzen, das ist weder für Menschen, noch für Tiere gut. Ich setze ihn ab. Er ist schwer. Er läuft in den Gemüsegarten. Dann verschwindet er im Schuppen. Ich schaue mehrmals hinein, aber der Kater ist wirklich verschwunden. Aber besser, als wenn er immer drinnen herum sitzt. Ich überlege, was ich heute tun will. Mein Blick schweift über alles, was ich schon geschafft habe.

Den Steingarten habe ich schon das letzte Mal bereinigt. Hab nur das Zentrum stehenlassen mit dem alten Waschkübel. Darin wächst hauptsächlich eine Akelei. Dann noch so eine Kriechpflanze, extra für den Steingarten. Keine Ahnung, wie man es nennt. Links davon eine stark im Boden verwurzelte Zitronenmelisse. Die musste ich stehenlassen. Sie begrenzt nun die Fläche links. Rechts steht zweimal Kräuter-Fenchel. Der ist auch so stark verwurzelt, dass man ihn nicht rauskriegt. Dabei steht einer der beiden direkt auf dem Weg.

Rechts davon habe ich aus alten Ziegelsteinen einen halbkreisförmigen Hochgarten gebaut. Aber nicht zu hoch. Links einen etwas höheren quadratischen Hochgarten. Beides direkt unter den Fenstern. Zur Hauswand habe ich ca. 10 cm Platz gelassen. Da verläuft ein Kabel. Es liegt einfach da auf der Erde. Keine Ahnung wieso.

In dem Halbkreis habe ich Moossteinbrech einmal als Pflanze und einmal als Saat rechts davon. Und auf der anderen Seite gelbes Steinkraut als Saat. Ich hoffe, es kommt alles hoch. In dem quadratischen Hochbeet habe ich alle meine Pflanzen fette Henne auf der rechten Seite und auf der linken Seite eine mehrjährige Kornblume, die auch Junggeselle genannt wird. Ich habe außerdem schon einen Weg mit Brettern gebaut, der allerdings nicht besonders sicher ist.

Und neben meinem kleinen Mispelbaum habe ich ein drittes großes breites und rundes Hochbeet mit Ziegeln gebaut, dass so hoch ist, dass es fast wie eine Art Brunnen aussieht. Einen weiteren Wasserkübel mit Lobelie und Zwergschilf habe ich auch schon angelegt. Der Untergrund ist voller Steine. Ein schwarzer Wasserkäfer lebt schon darin.

Heute ist der Komposter dran. Erstens brauche ich Erde, um mein brunnenähnliches Hochbeet zu füllen. Zweitens meinte mein Vater, dass der Komposter da aus der Ecke neben dem Schuppen weg kann, hin zu den anderen beiden Kompostern, die meine Mutter angelegt hat. Ich öffne also unten die Klappe und fange an mit meiner rostigen Handsichel die Erde da heraus zu hacken. Zu meiner Überraschung ist es feinste Komposterde. Ich dachte, dass dort drin gar nichts passiert, weil der Kompost von oben immer so trocken aussah. Der Komposter war schon lange voll und ich hab da nie was reingeworfen. Und wenn ich musste, dann hab ich gestopft und gestopft.

Neben der feinen Komposterde kommen noch Eierschalen und Walnussschalen heraus. Und sehr viele Gummibänder und andere kleine Plastikteile. Ich brauche also meinen durchsichtigen Eimer, in dem vorher Meisenknödel drin waren, um den Müll zu sammeln. Dann einen kleinen Blumentopf, um die Erde in einen größeren Behälter zu schaufeln. So geht das stundenlang. Zwischendurch muss ich weg zu einer Fensterputzstelle. Dort liegt ein alter Gartenteich herum. Die Leute wollen ihn loswerden. Besser hätte es gar nicht kommen können. Aber die Fenster sind auch sehr schwer zu putzen. Nach Ostern werde ich ihn holen.

Der Teich ist klein, kompakt und viereckig. Genau das, was da auch noch hinpasst. Das ist noch eine Menge Arbeit. Inzwischen kann ich mir den richtigen Platz dafür überlegen. Nach Ostern wollen die Leute vielleicht auch ihr Terrassendach geputzt haben. Als ich wieder in den Garten komme, ist wieder eine Maus in der Rattenfalle. Mein Vater sagt, sie lebt noch. In der Hoffnung, dass Laika sie schnell und schmerzlos tötet, sage ich, dann gebe sie doch Laika. Aber die Maus läuft weg, versucht, sich zu verstecken. Sie rennt in die Radkappe des kleinen roten Autos und auf der anderen Seite wieder raus, Richtung Garage. Laika lässt aber nicht von ihr ab, bewegt sich elegant und schnell wie eine Katze und fängt sie schließlich.

Wenn ich das zuerst gesehen hätte, dann hätte ich sie vielleicht einfach aus der Falle rausgelassen. Sie wäre dann immer gekommen, wenn ich im Garten etwas getan hätte, um mich mit anklagenden und fragenden Blicken zu quälen. Das war so eine mit riesigen schwarzen Knopfaugen. Das hätte mich sehr verunsichert. Vielleicht war es auch die, die ich letztens gestört habe, als ich auf den Knien an meinem Steingarten gearbeitet habe und die dann über mein Bein davon gelaufen ist.

Na ja. Nun ist sie tot. Ihr Bruder oder Ehemann war letztens auch schon in der Falle. Der Kompost scheint neben dem Vogelfutterspender ein beliebter Treffpunkt für Mäuse und Ratten zu sein. Ich versuche, nicht mehr an diese großen schwarzen Knopfaugen zu denken, und hacke den Kompost raus. Ich kann damit das ganze Hochbeet füllen, dass wie ein Brunnen aussieht. Ich kann damit alle meine leeren Blumentöpfe füllen, auch die großen. Vielleicht wären die gut, um erst mal die Blumenwiesensamen da wachsen zu lassen, bis ich einzelne Pflanzen woanders hinsetzen kann. So war es auch mit der Kornblume. Sie stammt wahrscheinlich aus der Mischung “essbare Blüten”. Ich habe die Blüten nicht gegessen, weil ich nicht auf abgerupfte Blumen schauen wollte.

Irgendwann ist der Komposter tatsächlich leer und meine ganzen Behälter sind voll. Den Rest Erde schütte ich auf einem Haufen neben meinem Teich. Ich stopfe damit die Ränder zu, die an einer Seite schon etwas aus der Erde ragen. Anstatt den Teich ganz einzugraben, habe ich einen Wall drum herum gebaut, auf dem ich dann etwas gepflanzt habe. Davon ist aber nicht mehr viel übrig. Da ist nur der giftgrüne Farn, den ich von Christa bekommen habe, die eine Freundin meiner Mutter ist. Der Farn verbreitet sich wie die Pest. Sieht hübsch aus. Aber wuchert.

Direkt an der Seite steht noch Wasserdost und rot blühender Knöterich und eine Pflanze, von der ich nicht mehr weiß, wie sie eigentlich heißt. Eine Wasserpflanze, die einer Erbse ähnlichsieht und auch kleine Schoten bekommt. Und gelbe Lilien wachsen dort auch. Der Zwerg-Frauenmantel sieht mickrig aus. Ich habe ihn extra in einen Topf gesetzt, damit er sich erholen kann. War wohl auch nicht gut.

Ich rufe meinen Vater, weil ich so stolz bin auf die ganze Arbeit, die ich geleistet habe. Dann versuchen wir, den Komposter aus der Erde zu ziehen. Ich war schon fast am Boden, aber es geht nicht. Ich muss weiter mit meiner Sichel den gepressten Eierschalenkompost da raushacken. So viele Eier essen wir doch gar nicht! Ich nehme auch eine Schaufel und eine Mistgabel zur Hilfe, um das schleimige, klebrige Zeug, was noch nicht ganz verrottet war, auf einen der anderen beiden Komposter zu bringen. Schleimige Früchte, die schon Jahre da liegen müssen und immer noch nicht abgebaut worden sind.

Ich hacke, ich schaufele. Irgendwann ist es vollbracht. Nachdem ich mit der Mistgabel von außen den Rand des Komposters nach oben gehebelt habe auf allen Seiten, lässt er sich endlich aus der Erde lösen. Leider sind an der einen Seite zwei der Haken gebrochen, durch den die Wände zusammen gehalten werden. Kaputt gegangen bei unserem Versuch, ihn mit Gewalt da aus der Erde zu ziehen.

Meine Schlingpflanze hatte sich mit ihren Wurzeln auch ganz tief in den Kompost gegraben. Die muss leider da weg. Ich versuche, so viel wie möglich von der Wurzel mit auszugraben und pflanze sie unter mein sibirisches Hartholz. Da ist es ähnlich eng und schattig. Vielleicht ein besserer Platz, vielleicht geht sie auch ein. Wie viele Schlingpflanzen habe ich in meinem Leben schon gekauft, die eingegangen sind? Ist wohl nicht mein Ding. Ich glaube, es ist ein Schlingknöterich oder eine Clematis, aber sicher kann ich mir da nicht mehr sein. Hoffentlich schafft sie es. Die Pflanze. Nach dieser rauen Behandlung keine Selbstverständlichkeit.

Als ich weiter auf der lockeren Erde herumhacke, merke ich, dass da noch die Bodenplatte vom Komposter irgendwo ganz tief eingegraben liegt. Ein Kraftakt die rauszuholen. Aber endlich gelingt es mir. Dann den Komposter neben den anderen beiden aufgebaut. Die lockere Erde, wo der Komposter stand mitsamt den Mäusegängen plattgetrampelt. Meine leeren Behälter dahin gestellt. Endlich habe ich einen Platz dafür. Wird Zeit, Schluss zu machen für heute.

Ich bringe den Müll weg. Die rote Katze war wohl draußen. Ich sehe, wie sie am Draht hochklettert. Von außen am Zaun, der uns von dem anderen Grundstück trennt. Sie will wieder rüber zu uns. Wie ein Katzenäffchen klettert sie da hoch. Das glaubt mir kein Mensch. Ich nehme sie und setze sie runter. Da steht ja nun kein Komposter mehr, wo sie drauf springen kann.

Da saß vorher eine Amsel, die hatte ich schon bei meinem letzten Gartentag gesehen. Sie beobachtete mich, wie ich mir die Ziegelsteine von dem Stapel holte. Es kam allerhand Getier zum Vorschein. Hauptsächlich Kellerasseln, aber auch Schnecken und rote Hundertfüßer. Die Schnecken und Hunderfüßer hob ich vorsichtig auf und trug sie zu ihrem neuen zu Hause. Sobald ich mir eine Schiebekarre vollgefüllt hatte und mich abgewendet hatte, holte sich die Amsel die Asseln. Sie war so gierig danach (oder so hungrig), dass sie immer erst im allerletzten Moment wegflog. Sie flog eigentlich nur kurz über den Zaun und wartete da.

Darum denke ich auch, dass es die gleiche Amsel ist. Die schielt mich mit einem Auge an, während sie im freigelegten Kompostrest nach Würmern pickt. Ihr Schnabel ist davon schon ganz schwarz an der Spitze. Ich gehe mehrere Schritte auf sie zu, doch sie macht weiter, mich immerzu mit einem ihrer Augen beobachtend. Dann mache ich eben eine Weile etwas anderes, denn diese Amsel kommt mir merkwürdig vor. Hoffentlich keine Vogelgrippe oder so. Aber letzten Endes, muss ich sie dann doch wegjagen. Hoffentlich war die Katze nicht auf Vogeljagd, denke ich noch, als ich sie nach ihrem Kletterexperiment vom Zaun klaube.

Ich setze die kleine rote Katze vor die tote Maus, die Laika gefangen hat und sie schnüffelt interessiert daran, während Laika zuschaut. Aber nein, sie will sie nicht. Was für ein Jammer. Ich bedauere, dass ich nach dem Fensterputzen nicht den dicken Kater noch einmal mit rausgeholt habe. Das hätte ihm noch mal gutgetan. Früher war das ein aktiver Kater. Jede Nacht war er auf seinen Streifzügen zielstrebig Richtung Maisfeld getappst, um Ratten zu fangen. Heute fängt er nur noch etwas, wenn sich etwas ins Haus verirrt und das ist auch schon mal vorgekommen. Immerhin. Er kann es noch.

Ich bin mit meinem Garten noch lange nicht fertig. Es kommt nicht nur der zweite Teich dahin. Die restliche Fläche soll sich in eine kleine bunte Wiese verwandeln. Neben der Gartenarbeit sind nun meine Schreibprojekte die wichtigsten Ziele in meinem Leben. Vielleicht bin ich eines Tages dann auch fit genug für einen anderen Job oder einen Zweitjob. Ich brauche echt mehr Geld, damit ich mir Pflanzen kaufen kann.